Bewertung
Peter Jackson

Hobbit, Der: Eine unerwartete Reise

"What's the matter?" - "What's the matter? I'm surrounded by dwarfs!"

Foto: Copyright: 2012 Warner Bros. Ent.
© 2012 Warner Bros. Ent.

Inhalt

Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ist ein genügsamer kleiner Hobbit, der das Auenland liebt und sein Leben genießt. Eines Tages kommt Gandalf (Ian McKellen) zu Besuch. Er erinnert sich noch, wie Bilbo als Kind immer davon schwärmte, Abenteuer zu erleben und ein genau solches hat Gandalf jetzt für ihn parat. Trotz Bilbos Vorbehalten lädt er eine Gruppe von Zwergen nach Beutelsend ein. Diese wollen unter der Führung von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) ihr Zuhause, den Berg Erebor, zurückerobern, welcher mit Hilfe von zahlreichen Orks vor vielen Jahren durch den Drachen Smaug vereinnahmt wurde. Dazu müssen sie aber nicht nur einen geheimen Eingang finden, sondern auch einen sehr weiten Weg zurück legen, der durch viele Gefahren gespickt ist. Bilbo will sich dieser Reise erst nicht annehmen, doch die Abenteuerlust packt ihn doch und er gesellt sich zu der Gruppe.

Mittelerde befindet sich im Umbruch, denn das Böse sammelt sich im Schatten des Friedens. Die Gruppe aus 13 Zwergen, Gandalf und Bilbo sieht sich schnell Trollen, Orks und anderen finsteren Wesen gegenüber. Größte Gefahr liefert Thorins großer Feind, ein besonders furchterregender Ork, der seinen Vater auf dem Gewissen hat. Er will Rache an Thorin nehmen und hat zunächst den Vorteil, dass Thorin mit ihm als Feind gar nicht rechnet, weil er ihn längst für tot hält. Einem großen Angriff entkommen die Reisenden nur dank des Eingreifens der Elben, was Thorin nicht besonders gefällt, da diese ihn aus seiner Sicht bei der Schlacht um Erebor im Stich gelassen hatten. So kann Gandalf in Bruchtal aber die gesamte Lage in Mittelerde mit Elrond, Saruman und Galadriel besprechen, während sich die Zwerge und Bilbo auf ihren nächsten Abschnitt begeben. Hier wird Bilbo auch auf ein Geschöpf stoßen, dass sein Leben nachhaltig ändern wird...

Kritik

Elf Jahre ist es nun her, dass der erste Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie in die Kinos kam. Es war der Anfang einer unfassbaren Reise voller Superlative, die man sich so zunächst nicht mal vorstellen konnte. Die Verfilmung von J. R. R. Tolkiens Meisterwerk galt lange als unüberwindbare Hürde, aber Peter Jackson und sein Team haben mit dem Dreiteiler und den neuesten technischen Möglichkeiten ein wahres Meisterwerk geschaffen. Nun steht der nächste Dreiteiler vor der Tür und es könnte ein ebenso großer Erfolg werden, denn der Hype ist eher noch größer geworden.

"Der Hobbit" erzählt die Geschichte von Bilbo Beutlin, dem ersten Hobbit, der sich in die große, weite Welt von Mittelerde gewagt hat und für die Bewohner des Auenlandes unglaubliche Abenteuer erlebte. Auf seiner Reise gelangt er unter anderem in die Hände des Einen Ringes. Es wäre wohl ungerecht, zu behaupten, dass "Der Hobbit" lediglich die Vorgeschichte zu "Der Herr der Ringe" darstellt, denn ähnlich wie bei "Star Wars" sind es ganz eigene Geschichten, die hier zunächst erzählt werden, aber eben Auswirkungen auf spätere Ereignisse haben.

Der Film selbst lebt dann aber natürlich erst mal von den schönen Erinnerungen an die "Herr der Ringe"-Trilogie, die man als Zuschauer hegt. So sieht man zunächst den alten Bilbo mit Frodo im Auenland, als Bilbo sein Buch zu schreiben beginnt. Sofort fühlt man sich wohl und genießt die Bilder. Der Sprung 60 Jahre zurück lässt den Film dann erst richtig losgehen. Und ohne zu viel zu verraten, es ist auch wieder ein wahrer Genuss. Die Visualisierung dieser komplexen Welt von Mittelerde ist natürlich wieder bestens gelungen. Ob Kameraführung oder Schnitt, Stunts oder einfach nur Landschaftsaufnahmen, die Macher wussten erneut, wie man die Zuschauer begeistern kann. Besonders empfehlenswert ist hierbei die moderne Umsetzung in 3D, denn so ist es noch grandioser, in die Welt von Mittelerde einzutauchen. Die Bildtechnik ermöglicht wieder ganz großes Kino.

Inhaltlich muss ich zunächst erst mal erklären, dass ich das Buch nicht kenne und daher keinen Vergleich ziehen kann. Schon bei der "Herr der Ringe"-Trilogie bin ich ohne Buchkenntnisse gestartet, habe dann aber zwischen Teil 2 und Teil 3 das Buch gelesen. Ob ich dieses Mal auch so lange warten kann, wird sich noch zeigen, denn der Film hat meine Lust auf das Buch definitiv gesteigert. Allein schon, um wieder heraus zu finden, welche Änderungen man zum Roman vorgenommen hat, denn es sind hier doch einige Charaktere bewusst der Drehbuchfassung hinzugefügt worden.

Gandalf und Bilbo kennt man bereits und selbstverständlich sind hier auch keine Wunder zu erwarten. Bilbo ist in seinen jungen Jahren natürlich nicht wie sein älteres Ich, sondern erinnert eher an Frodo. Der britische Akzent von Martin Freeman ist hierbei wirklich wunderbar und ein gutes Argument für die Originalfassung. Bei der Gruppe von Zwergen spielt vor allem Thorin eine entscheidende Rolle, während die anderen eher als Beiwerk anzusehen sind. Thorin, sehr gut gespielt von Richard Armitage, erinnert durch seinen Mut, seinen Führungsstatus und sein Äußeres für meinen Geschmack aber ein bisschen zu sehr an Aragorn. Auch sein Konflikt, als Anführer vielleicht nicht zu genügen und die Bürde der Rettung seines Volkes zu tragen, sind schon enorm parallel ausgearbeitet. Und auch andere Vergleiche kann man im Film nicht vermeiden, denn die ganze Inszenierung inklusive der Schauplätze ist doch ziemlich identisch zu "Der Herr der Ringe – Die Gefährten". Wir haben eine kleine, unerschrockene Gruppe (von Zwergen), die eine weite Reise und eine schier unmögliche Aufgabe zu bewältigen hat. Nach einer ersten sehr kritischen Situation landet man in Bruchtal. Der Weg durch die Berge ist durch Unwetter und Steinhagel problematisch. Die unterirdische Reise wird zu einer hoffnungslosen Schlacht gegen unzählige Orks und am Ende gibt es einen Showdown mit dem Oberork, der (und das ist neu) noch kein Ende findet.

Das Konzept ist also zu ähnlich, als dass man sich von der Geschichte vollends begeistern lassen könnte. Das steigert bei mir aber in erster Linie das Interesse am Buch, um heraus zu finden, ob dieser Aufbau Tolkien oder eben doch den Filmemachern zu verschulden ist. Im Endeffekt trösten aber die Bildgewalt, die phänomenalen Schlachten und kleinere Querverbindungen zu den anderen Filmen über die dramaturgischen Schwächen hinweg. Der Film hält das, was ich mir von ihm versprochen hatte. Man erhält neue Bilder, dringt weiter und tiefer in die gesamte Welt von Tolkien ein und bekommt wieder zahlreiche Szenen zu sehen, die den Kinobesuch zu einem Erlebnis machen, das man jedem nur empfehlen kann. Hervorzuheben sind außerdem die Szenen zwischen Bilbo und Gollum. Letzteres ist und bleibt ein faszinierendes, bemitleidendes, zwiegespaltenes Wesen, dessen Darstellung allein alle Preise der Welt verdient hat. Die Vorfreude und Erwartungen an Teil 2 und 3 sind nun natürlich nicht geringer geworden. Nur die Zeit bis dahin ist wieder viel zu lang. Bis zum nächsten Jahr kann man aber mit Wiederholungen der Filme oder dem Lesen des Buches/der Bücher genügend Mittelerde konsumieren. Die Lust daran ist definitiv wieder da.

Fazit

"Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" kann mit seiner Bildgewalt vollkommen überzeugen und für ein wunderbares Kinoerlebnis zum Ende des Jahres sorgen. Mittelerde ist und bleibt eine Faszination, die dank Peter Jackson und seiner Crew einen nahrhaften Boden gefunden hat, der Lust auf noch mehr macht.

Zum großen "Der Hobbit"-Filmspecial auf myFanbase

Emil Groth - myFanbase
11.12.2012

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