Bewertung
William Friedkin

Killer Joe

Eine total durchgeknallte Texas-Redneck-Trailer-Park-Murder-Story.

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Inhalt

Texas: Da er Schulden bei einem Gangster hat, fasst der junge Drogendealer Chris (Emile Hirsch) den Plan, seine Mutter umzubringen, um deren Lebensversicherung zu kassieren. Er überzeugt auch seinen Vater Ansel (Thomas Haden Church) und seine Stiefmutter Sharla (Gina Gershon) von dieser Idee. Den Mord ausführen soll der korrupte Cop Joe (Matthew McConaughey), der nebenbei als Auftragskiller arbeitet. Da Chris und seine Komplizen Joe nicht im Voraus bezahlen können, verlangt dieser eine Sicherheit: Chris' Schwester Dottie (Juno Temple). Schweren Herzens geht Chris auf den Deal ein. Joe und Dottie beginnen daraufhin eine Affäre, die in Chris bald Eifersucht und Zweifel wecken. Er will die Abmachung mit Joe wieder lösen, doch dafür ist es längst zu spät. Es bahnt sich eine blutige Katastrophe an.

Kritik

"Killer Joe" gehört zu der Sorte Film, nach deren Betrachtung sich der Zuschauer ein wenig schmutzig fühlt, da er mit dem Gesicht voran in menschliche Abgründe gestoßen wurde. Die Handlung ist gespickt mit Gewaltakten und Perversionen, die zum Ende hin immer weiter zunehmen und keinerlei Raum für irgendwelche Anflüge von Hoffnung lassen. Die letzten Minuten des Films sind nur noch brutal, grotesk und gemein.

Kurz zusammengefasst lautet die Prämisse von "Killer Joe": Psychopathischer Auftragsmörder trifft auf kaputte White-Trash-Familie. Angesichts der Tatsache, dass Familienvater Ansel die Intelligenz und die Charakterstärke fehlen, um seine Rolle angemessen auszufüllen, Stiefmutter Sharla eine betrügerische Natur hat, Sohnemann Chris ein Loser ist, der sich sexuell zu seiner Schwester Dottie hingezogen fühlt, die sich wiederum recht weltfremd und seltsam verhält, was auch daran liegt, dass sie als Kleinkind fast von ihrer eigenen Mutter umgebracht worden wäre, scheint Joe zunächst noch der Normalste im Bunde zu sein. Man gewinnt sogar zeitweise den Eindruck, dass seine Gefühle für Dottie aufrichtig sind und zu einem einigermaßen guten Ende führen könnten. Denkste! Joe ist ein gefährlicher, perverser Psychopath, der den unaufhaltsamen Absturz der dysfunktionalen Familie radikal beschleunigt.

Der gesamte Film kommt bewusst kontrovers daher und ruft dementsprechend ganz unterschiedliche Reaktionen hervor. Während er für die einen aufgrund seiner schonungslosen Härte Kultpotential besitzt, empfinden andere ihn als überzogen und abstoßend. Besonders die Szene, in der Joe Sharla mit einem Stück Geflügel sexuell demütigt, ist zu Recht extrem umstritten. Es ist eine Szene, die Unbehagen weckt, aber auch einen kranken Humor offenbart.

Letztlich stehe ich wohl irgendwo in der Mitte zwischen den Zuschauerfraktionen. Für mich ist "Killer Joe" kein Kultfilm, da er mir hierzu einfach nicht hintergründig und spannend genug ist. Andererseits machen die Darsteller ihre Sache wirklich gut und bringen die Abgründe ihrer Charaktere im richtigen Maße zur Geltung. Die Schauspieler zeichnen anschaulich ein zynisches, düsteres Bild von der weißen Unterschicht des amerikanischen Westens. Eine gewisse faszinierende Ausstrahlung kann man diesem harten Film daher einfach nicht absprechen.

Fazit

Ein so mit Gewalt und Perversionen gespickter Film wie "Killer Joe" ist nicht für den Massengeschmack geeignet und lässt sich definitiv nicht als subtile Kinokunst bezeichnen, hat aber durchaus seinen Reiz.

Maret Hosemann - myFanbase
19.12.2012

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