Bewertung
Brian Dannelly

Vom Blitz getroffen

Life comes at you fast. It runs through your body and tries to escape and be expressed in any way possible. It's a lot like lightning.

Foto: Copyright: Tribeca Film
© Tribeca Film

Inhalt

Carson Phillips (Chris Colfer) ist Schüler im Abschlussjahr einer High School in der Kleinstadt Clover. Sein größter Traum ist es, an die Northwestern Universität in Illinois zu gehen, um Journalismus zu studieren. Doch soweit kommt es erst gar nicht, denn Carson wird vor seinem Abschluss vom Blitz getroffen und ist auf der Stelle tot. Er lässt sein Leben noch einmal Revue passieren und erinnert sich daran, wie er die beliebtesten Schüler dazu gezwungen hat, für das Schulmagazin, das er ins Leben gerufen hat, zu schreiben und damit selbst sein eigenes Leben geändert hat.

Kritik

Wer "Glee" kennt, der wird auch genau wissen, dass Chris Colfer den homosexuellen Kurt Hummel spielt, der es an seiner High School nicht leicht hat. Er wird von anderen Schülern fertiggemacht und braucht lange Zeit, um sich dagegen zu wehren. In "Struck by Lightning" ist dies nicht der Fall. Chris Colfer spielt Carson, einen sehr intelligenten Außenseiter, der jedoch keine Scheu davor hat, seinen Mund aufzumachen und sich zu verteidigen. Er steht für sich selbst ein und für ihn ist es kein Problem, mit dem Hass der Mitschüler klarzukommen. Zumindest lässt er sich das nach Außen nicht anmerken. Dabei ist Carsons Leben vermutlich genauso kaputt, wie das seiner Mitschüler. Seine Eltern sind getrennt, er hat seinen Vater seit fünf Jahren nicht gesehen, seine Mutter schluckt nur noch Anti-Depressiva und seine Großmutter leidet an Demenz und erinnert sich nicht mehr an ihren Enkel. So ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass man mit Carson sympathisiert und ihm wünscht, dass er seinen Traum von der Northwestern Universität verwirklicht. Doch schon zu Beginn wird man enttäuscht, denn Carson stirbt tatsächlich und nimmt den Zuschauer von Anfang an mit auf eine Reise - der Suche nach dem Glück.

Den ganzen Film über kommt man nicht drum herum, Respekt für Carson zu empfinden. Er wehrt sich, wo es nur geht, er versucht sein Leben unter Kontrolle zu halten und steckt seine gesamte Kraft ins Schreiben, weil dies die einzige Möglichkeit für ihn ist, diese Welt zu ertragen. Und wenn man seine Familienverhältnisse kennt, ist das einfach bewundernswert. Seine Mutter Sheryl ist ein emotionales Wrack, das nur noch Pillen schluckt und nicht über die Trennung von ihrem Ex-Mann Neal (Dermot Mulroney) hinwegkommt. Allison Janney spielt diese Rolle ganz fantastisch und stellt Sheryl wunderbar dar, denn man spürt in jedem Moment ihre Verzweiflung, ihre Angst und die Aussichtslosigkeit, in der sie sich befindet. Sie steckt fest in ihrem Leben und sieht die einzige Möglichkeit darin, es mit Alkohol und Tabletten zu überstehen. Es ist verwunderlich, wie Carson es bei seiner Mutter überhaupt aushält. Doch wo soll er hin? Sein Vater Neal kann sich der Realität nicht stellen und flüchtet in die gleiche Situation, in der er schonmal war. Er will April (Christina Hendricks) heiraten, denn sie erwartet ein Kind von ihm. Christina Hendricks spielt die naive Verlobte ebenfalls sehr gut und erkennt zum Glück rechtzeitig, wie kaputt die Familie Phillips in Wirklichkeit doch ist.

Auch Carson merkt man anfangs nicht an, dass er innerlich ziemlich zerrüttet ist, denn er arbeitet rund um die Uhr für die Schülerzeitung und kämpft um seine Stimme in der Schule. Doch je länger der Film geht, umso mehr erkennt man, wie traurig und verloren Carson doch wirklich ist. Das liegt jedoch nicht an ihm selbst, sondern an den Menschen um ihn herum, die ihn kaputt machen. Da wären die beliebten Schüler, die wohl in jeder Schule gleich sind und bestimmte Klischees erfüllen. Carson erkennt das von Anfang an und wehrt sich dagegen. Seine Idee, alle zu bestechen, damit sie für sein Magazin schreiben, geht meiner Meinung nach einen Schritt zu weit, doch Carson hat nichts zu verlieren, außer seiner Zukunft. Deshalb gibt er alles und es ist bewundernswert, mit welcher Entschlossenheit er an die Sache rangeht. Hilfe bekommt er von Malerie (Rebel Wilson), einer übergewichtigen Schülerin, die sich am Ende als seine Verbündete herausstellt und diese Freundschaft macht einen großen Teil des Filmes aus. Schritt für Schritt wachsen sie zusammen und erkennen, dass sie etwas bewegen können. Für Carson ist es in diesem Moment fast zu spät, denn er selbst versinkt in Trauer, als seine Mutter im deutlich macht, dass sie seine Zusage für die Uni weggeschmissen hat. Dies ist einer der Schockmomente dieses Filmes, der noch sehr viel mehr davon zu bieten hat und die einen erkennen lassen, wie stark das eigene Leben vom Handeln anderer beeinflusst werden kann. Carson gibt jedoch trotz allem nicht auf und erkennt am Ende selbst, dass er tatsächlich glücklich ist und diese ganze Arbeit ihren Sinn hatte. Dass dieses Glück durch einen Blitz plötzlich zu Ende ist, ist einfach nur tragisch, denn bereits der gesamte Film nimmt einen sehr stark mit und die Erkenntnis am Ende, dass Carson seine Geschichte tatsächlich nach seinem Tod erzählt, trifft einen selbst noch einmal wie ein Schlag ins Gesicht.

Die Story des Filmes kann also von Anfang bis Ende überzeugen und Chris Colfers Darstellung von Carson nimmt einen wirklich mit. Aber auch die restliche Besetzung kann überzeugen und man trifft viele Bekannte aus unterschiedlichen Serien wieder. Hier wurde nichts falsch gemacht und jeder kann in seiner Rolle überzeugen. Die typischen Klischees sind erfüllt und spiegeln die Realität wohl ziemlich nah wider. Aber auch Carsons Mutter hat eine sehr mitreißende Handlung, die wohl zeigt, wie es in vielen Haushalten zugeht und was mit einem geschehen kann, wenn man in seinem Leben stecken bleibt und nicht mehr daran arbeitet, weiter zu kommen, sondern lieber in seinem Mitleid versinkt. Und das ist wohl das Beste an dem Film selbst. Er ist realitätsnah und verdeutlicht, dass es in der eigenen Hand liegt, sein persönliches Glück zu finden.

Fazit

Chris Colfer hat es tatsächlich geschafft, einen emotionalen und tragischen Film zu kreieren, der einen von Anfang bis Ende fesselt, eine großartige Besetzung aufweist und zeigt, dass man für sein Glück kämpfen sollte, denn es könnte tatsächlich jeden Moment vorbei sein. Am Ende kommt man deshalb nicht daran vorbei, ein Tränchen zu verdrücken und zu hoffen, dass diesem Film noch viele weitere folgen werden.

Alex Olejnik - myFanbase
02.01.2013

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