Bewertung
Matthew Porterfield

I Used to Be Darker

"I used to be darker / but then I got lighter / and then I got darker again."

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I Used to Be Darker
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Inhalt

Die in Nordirland aufgewachsene 19-jährige Taryn (Deragh Campbell) reißt von zu Hause aus und findet sich schließlich in der amerikanischen Stadt Ocean City wieder, wo sie aber schnell auf weitere Probleme stößt. Ein wenig Sicherheit und Stabilität erhofft sie sich schließlich bei ihrem Onkel Bill (Ned Oldham) und ihrer Tante Kim (Kim Taylor), die in Baltimore leben, selbst aber gerade in einer schwierigen Phase der Trennung stecken. Taryn zieht schließlich bei Bill und ihrer Cousine Abby (Hannah Gross) ein, die gerade ihr erstes Studienjahr in New York beendet hat und selbst ihren Weg noch nicht gefunden hat. In dieser unsicheren familiären Situation versucht Taryn irgendwie eine Lösung für ihre ganz eigene Lebenskrise zu finden.

Kritik

Die filmische Aufarbeitung der schwierigen Trennungsphase zwischen zwei sich einst liebenden Individuen ist weiterhin äußerst beliebt, auch deshalb, weil Scheidung und Trennung ein integraler Bestandteil unseres heutigen gesellschaftlichen Lebens geworden sind. Auch Regisseur Matthew Porterfield nimmt sich dieser Thematik in seinem durch Crowdfunding produzierten kleinen Drama "I Used to Be Darker" an und kreiert ein ungemein sensibles, von einer sanften Melancholie getragenes Drama über die Suche nach Sicherheit, Geborgenheit, Einfachheit und der Sehnsucht nach einem Ort, an dem Angst, Traurigkeit und Dunkelheit für einen Moment verschwinden.

Der Einstieg in Porterfields filmischen Kosmos ist nicht ganz leicht, wird man doch ohne große einführende Erklärungen in die Szenerie geworfen und mit Charakteren konfrontiert, deren Handlungsmotivationen einem zunächst fremd bleiben. Doch langsam beginnt sich die filmische Erzählung um eine irische Ausreißerin, die Halt bei ihrer Tante und ihrem Onkel sucht, zu entfalten und zu entwickeln und immer mehr beginnt man sich in diesem so ruhig erzählten und auf große Gesten zumeist verzichtenden Film zu verlieren. Porterfield gelingt es, zwei Generationen und ihre persönlichen Unsicherheiten und lebensweltlichen Schwierigkeiten aufeinandertreffen zu lassen und zeigt so eindrucksvoll, dass das Gefühl der Verlorenheit kein altersspezifisches, sondern ein universelles ist. Die ältere Generation zweier Musiker, die sich gerade mitten in der Trennungsphase befinden und sich nochmal neu orientieren müssen, trifft auf die jüngere Generation zweier Mädchen, die ihren ersten Orientierungspunkt noch gar nicht gefunden haben und so immer noch in einer Art luftleerem Raum schweben.

Taryn erhofft sich von dem Leben in Baltimore bei ihrem Onkel und ihrer Tante irgendeine Art sicherer Geborgenheit, die sie zu Hause in Nordirland bei ihrer eigenen Familie kaum findet. Diese Hoffnungen werden aber schnell wieder zerschlagen, haben ihre Verwandten doch momentan selbst genug mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Sie wollen dem fragilen Mädchen ein Zuhause geben, das für sie selbst nicht mehr wirklich existiert. Porterfield ist dabei immer ganz nah an seinen handelnden Figuren und entwickelt seine Szenen äußerst behutsam und stets mit dem richtigen Gespür für die kleinen Zwischentöne. Hier wird das Leid einem nicht plakativ entgegengeschrien, es zeigt sich eher in kleinen Gesten und Blicken. Wenn Taryn zum Ende des Films ihrer Cousine ihr Geheimnis anvertraut und die beiden sich anschließend umarmen, strahlt das so viel Kraft aus, denn hier kommen zwei verlorene Seelen zueinander, die irgendwie versuchen, sich gegenseitig wieder aufzurichten.

Ein integraler Bestandteil dieser kleinen filmischen Erzählung ist die Musik und so sind die aufwühlendsten Momente auch jene, in denen innere Gefühlswelten musikalisch verarbeitet werden. Mit Ned Olham und Kim Taylor wurden dann auch zwei Musiker verpflichtet, die eine ganz eigene Ebene mit in den Film bringen. Wenn es Bill nicht mehr wirklich gelingt mit seiner Frau zu kommunizieren, findet er ein Ventil in seiner Musik und befreit sich so für einen Moment von seinem Schmerz. Doch dieser Schmerz lässt sich auch durch die Musik nicht ganz besiegen und so zerschmettert der leidende Musiker nach einer leidenschaftlichen Gesangseinlage seine Gitarre und damit vielleicht auch das Einzige, was ihm wirklich Halt und Sicherheit zu geben scheint. Aber auch durch jede Szene, in der die Musikerin Kim Taylor musiziert, gewinnt der Film eine ungeheure Tiefe und beginnt einen wahrhaftig zu rühren.

Mit einfachsten filmischen Mitteln und ehrlich-authentischen Charakterzeichnungen erzählt Regisseur Matthew Porterfield schließlich eine Geschichte über die Schwierigkeiten, sein eigenes Glück zu finden und sich von alltäglichen Problemen zu befreien. Auch geht es um das heute umso aktuellere Thema vom Auffinden eines Sicherheit spendenden Ortes in Zeiten, in denen frühere Selbstverständlichkeiten nach und nach wegzubrechen drohen. Die Figuren in diesem Film sind rastlos, auf der Suche nach irgendwas, was den Schmerz und die Traurigkeit mindert. Die Musik und vielleicht auch die Familie werden hier als heilende Mittel angeführt, die einen schlussendlich aber auch nicht ganz retten können.

Den authentischen Charakter dieses Films unterstreichen auch die unverbrauchten Darsteller, bei denen vor allem Debütantin Deragh Campbell positiv heraussticht, trägt sie den Film mit ihrer verletzlich-melancholischen Aura doch schon fast ganz allein. Das Ende des Films versperrt sich glücklicherweise einfacher Lösung und endet mit einer sehnsuchtsvollen musikalischen Einlage, die unmittelbar in den Abspann übergeht und einem dann ganz am Schluss noch einen Schauer über den Rücken fahren lässt.

Fazit

Mit "I Used to Be Darker" gelingt Matthew Porterfield ein kleines, sensibles Drama über den Schmerz des Lebens, die Kraft der Musik und die Bedeutung von Familie. Ein Film, der im Strom der ganzen großen Blockbuster-Veröffentlichungen schnell droht unterzugehen, der sich jede Form von Aufmerksamkeit aber redlich verdient hat.

Moritz Stock - myFanbase
08.02.2013

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