Bewertung
Rob Cohen

Alex Cross

"There's not one scenario you can think of that he hasn't already figured out."

Foto: Copyright: 2013 ASCOT ELITE Entertainment GmbH
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Inhalt

Polizeipsychologe Alex Cross (Tyler Perry) ist dank seiner scharfen Beobachtungsgabe ein erfolgreicher Cop im Detroiter Police Department. Er wird einem Fall zugeteilt, in dem scheinbar ein einziger Mann drei bewaffnete Leibwächter und eine erfolgreiche Konzernleiterin umgebracht hat. Cross heftet sich an die Fersen des Killers, der sich bald als Soziopath herausstellt und nicht nur das Leben von Cross und seinen Kollegen Kane (Ed Burns) und Monica (Rachel Nichols) gefährdet, sondern auch von allen, die ihnen nahestehen...

Kritik

Die Genrebezeichnung "Thriller" entstammt dem englischen Wort thrill, was soviel wie Aufregung oder spannendes Erlebnis bedeutet. Der Nervenkitzel ist ein fundamentales Element dieser Filmgattung, schließlich gibt sie ihm ihren Namen. Wer nun also "Alex Cross" als einen Thriller klassifiziert hat, der hat entweder nicht verstanden, was ein Thriller ist, oder versucht diesen wahnsinnig langweiligen, schlecht konzipierten und vor lauter Konstruiertheit fast schon unfreiwillig komischen Film für etwas zu verkaufen, das er schlichtweg nicht ist.

"Alex Cross" basiert auf einer Romanfigur von James Patterson, die in dessen Werk in bis dato 18 Romanen aufgetaucht ist und auf der Leinwand bereits von Schauspielstar Morgan Freeman in zwei Filmen ("Denn zum Küssen sind sie da" (1997) und "Im Netz der Spinne" (2001)) dargestellt wurde. Cross ist quasi genialer Cop und perfekter Familienvater zugleich, ein Polizeipsychologe, der nebenbei auch noch schusssicher und in sämtlichen Kampfsportarten fit ist. Der ganze Aufbau dieser Figur ist also völlig absurd und der Versuch, Cross dem Zuschauer als ach so genialen Ermittler zu präsentieren, schlägt leider komplett fehl. Cross' Genialität sieht dann nämlich so aus, dass er aus nicht-existenten Dingen Tatsachen errät – so antwortet Cross etwa auf die Frage seines Kollegen Kane, wo sich der gesuchte Killer gerade befinden könnte, aus heiterem Himmel: "Im Zug" (wo er sich dann natürlich auch befindet). Das ist keine Kombinationsgabe, das ist so dämlich, dass man fast schon wieder lachen muss.

Doch nicht nur der Protagonist ist in seiner Konzeption absolut unglaubwürdig und wird noch dazu von einem überaus fehlgecasteten Tyler Perry gespielt, auch der Antagonist in Form des Psychokillers "Picasso" ist eher ein Witz als alles andere. Zwar beeindruckt die radikale physische Veränderung von "Lost"-Star Matthew Fox, der sich mit extremen Diäten und Sport für diese Rolle vorbereitete, doch im Nachhinein muss man sagen, dass Fox sich diesen Aufwand lieber für einen besseren Film hätte sparen sollen. Picasso ist nämlich ein wilder Mix aus sämtlichen pathologischen Einzelelementen, er foltert und tötet gern, ist Boxringkämpfer, redet natürlich wirres Zeug mit sich selbst, er ist angeblich unglaublich gefährlich, kann von Kane aber recht leicht angeschossen werden. Ach, und er ist natürlich künstlerisch begabt und hinterlässt daher aus Spaß an der Freude an einem Tatort ein Bild. Dieses kann Cross natürlich mit ein paar Origamifalttechniken einfach so entziffern und so den Namen des nächsten Opfers herausfinden, einen deutschen Unternehmer, der in seiner Klischeehaftigkeit absolut lächerlich ist. Derart hanebüchen ist der gesamte Storyverlauf dieser Geschichte, in der unter anderem zum Beispiel eine nicht ganz unwichtige Nebenfigur von Picasso umgebracht wird, man dies aber erst nach rund einer Dreiviertelstunde merkt, weil sie halt einfach nicht mehr auftaucht. Über ihren Tod wird allerdings weder eine Träne vergossen noch ein Wort verloren.

Besonders haarsträubend ist dann die zweite Hälfte des Films, in der Cross nach einer Tragödie eine 180-Grad-Wendung hinlegt und plötzlich eine persönliche Vendetta gegen Picasso beginnt. Von da an springt die Handlung ziemlich wild von einer Szene zur nächsten, ohne auch nur ansatzweise kohärent zu sein oder eine erzählerische Logik zu beachten. Stattdessen werden die Hinweise darauf, wer Picassos Auftraggeber sein könnte, so offensichtlich gesät, dass schon von Anfang an klar ist, worum es geht und der Twist am Ende kann daher überhaupt nicht als solcher bezeichnet werden. Rob Cohens Inszenierung ist dann auch noch so gewollt artistisch und gleichzeitig so dilettantisch, dass man am Ende erleichtert aufatmet, wenn dieser Film endlich vorbei ist.

Fazit

"Alex Cross" verdient die Bezeichnung Thriller wirklich überhaupt nicht, denn schon lange hat es keinen derart spannungslosen, mangelhaft konstruierten und insgesamt einfach langweiligen Film mehr gegeben wie diesen. Man kann sich nur wundern, wieso eigentlich renommierte Schauspieler wie Ed Burns, Giancarlo Esposito oder ein Jean Reno sich zu so einer Produktion überreden haben lassen.

Maria Gruber - myFanbase
05.03.2013

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