Bewertung
Tim Blake Nelson

O - Vertrauen, Verführung, Verrat

Wenn Liebe zum Verhängnis wird.

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Inhalt

Odin James (Mekhi Phifer), auch genannt "O", ist der einzige schwarze Spieler in der Basketballmannschaft der Highschool. Er zieht aber vor allem durch sein spielerisches Können die Aufmerksamkeit auf sich. Die Mädels verehren ihn, allen voran Desi (Julia Stiles), die Jungs finden ihn cool und der Trainer (Martin Sheen) liebt ihn wie seinen eigenen Sohn. Das gefällt dem eigentlichen Sohn Hugo (Josh Hartnett) des Trainers überhaupt nicht. Er fühlt sich zur Seite gedrängt und entwickelte einen krankhaften Neid auf Odin. Das verleitet ihn dazu eine Intrige einzufädeln, die sämtliche Leute aus Odins Umfeld mitreißt und ein immer intensiveres Ausmaß nimmt. Durch Mitmischung von Drogen und aufkochenden Emotionen merkt Hugo schnell, dass er nicht mehr zurück kann und lässt der Intrige ihren Lauf. Doch das fordert einen hohen Preis.

Kritik

"O - Vertrauen, Verführung, Verrat" ist ein weiterer Versuch, Shakespeare in der modernen Zeit zur Geltung zu bringen und fällt über weite Strecken sehr gelungen aus. Dazu dient die Vorlage "Othello", was durch einzelne Zitate, aber natürlich in erster Linie durch die großen Themen Liebe, Eifersucht, Neid und Verrat zur Geltung kommt.

Die Schauspieler Julia Stiles, Andrew Keegan und sogar Josh Hartnett überzeugen durchgehend, bleiben aber zumeist eine Spur zu glatt wirkend. Hartnett bringt die Boshaftigkeit und die Emotionen durch Mimik und Gestik etwas zu wenig zum Ausdruck. Dagegen sind Mekhi Phifer, der Trainer Martin Sheen und Rain Phoenix die wahren Triumphe des Films. Sie hatten wirklich sehr intensiv und zumeist dramatisch gespielte Momente, in denen ich des Öfteren Gänsehaut hatte.

Kritiker bemängelten, dass die Handlung zu wenig glaubwürdig erschiene, was ich jedoch nicht zu 100 Prozent so sehe. Hugo geht äußerst geschickt bei der Intrige vor. Er schafft es gezielt Zweifel zu erzeugen und das zerbrechliche Vertrauen zu zerstören. Somit beginnt das fiese Spiel und es ist eine charakterlich individuelle Sache, die Hugo mit sich selbst austrägt. Sein Handeln wird hier möglicherweise etwas zu einseitig dargestellt aber dennoch bleibt es realitätsnah.

Der Einsatz von Drogen hat noch eine zusätzliche Auswirkung auf die Emotionen des Films. Überhaupt gefällt mir, wie man das Thema Emotionen aufarbeitet. Wenn die Eifersucht und die Wut innerlich schon zu sehr aufgeschaukelt sind, ist es umso schwerer, konstruktiv einen Konflikt aus der Welt zu schaffen. Selten hat mich ein Film wie dieser so sehr zum Nachdenken angeregt. Lediglich die Motive bezüglich Hugo kritisiere ich, welche mir zu wenig vertieft dargestellt sind. Er ist zwar die zweite, dritte Geige im Team und offenbar wurde ihm von Vaterseite aus zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch ist das schon genug, um derart boshaft zu agieren? Wobei auch hier gilt, dass Thema bezüglich dem Drogen/Steroide-Einsatz nicht außer acht zu lassen, welches Hugos Handeln wohl beeinflusst und etwas plausibler macht.

Fazit

"O" ist eine gelungene, dramatische "Shakespeare"-Adaption in die heutige Zeit, die sehr zum Nachdenken anregt. Besonders im Showdown am Ende schlägt man sich die Hand vor das Gesicht und ist erstaunt über das böse Ausmaß Hugos Intrige. Ein Film, der mich emotional immer wieder mitreißt und die ganz große Frage aufwirft: Wie würde man hier selbst handeln?

Samuel W. - myFanbase
14.08.2013

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