Jagd, Die
Eine Lüge verändert alles.
Inhalt
Nachdem seine Schule geschlossen wurde, musste sich der kürzlich geschiedene 40-jährige Lehrer Lucas (Mads Mikkelsen) einen neuen Job suchen und entschied sich schließlich dafür, als Kindergärtner zu arbeiten. Nach und nach bekommt er sein Leben wieder in den Griff: Die Kinder des Kindergartens lieben ihn, er beginnt eine romantische Beziehung mit einer seiner Kolleginnen und auch die Beziehung zu seinem Sohn beginnt er langsam wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch dann bringt eine kleine Lüge sein ganzes Leben komplett durcheinander und beginnt alles zu zerstören, was er sich so mühsam aufgebaut hat, denn in seiner Stadt verbreitet sich das Gerücht, dass Lucas eines seiner Kindergartenkinder missbraucht haben soll. Nach und nach sieht sich Lucas dem Hass einer ganzen Stadt gegenüber stehen und taumelt immer weiter in Richtung eines unüberwindbar scheinenden Abgrunds.
Kritik
Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg zeichnete sich mit dem Familiendrama "Das Fest" verantwortlich für den ersten Film der sogenannten Dogma-Bewegung, zu der unter anderem auch Lars von Trier gehört. An diesen großen künstlerischen Erfolg konnte Vinterberg in den folgenden Jahren aber nicht wirklich anknüpfen. Sowohl das mit Claire Danes und Joaquin Phoenix starbesetzte Science-Fiction-Drama "It's All About Love", als auch das nach einem Drehbuch von Lars von Trier inszenierte Waffen-Drama "Dear Wendy" fanden sowohl beim Publikum, als auch bei den Kritikern keinen großen Anklang. Der letzte von Vinterberg inszenierte Film "Submarino" stammt aus dem Jahr 2010 und ist wohl nur eingefleischten Fans des dänischen Kinos bekannt. Aufgrund dieser Umstände könnte Vinterbergs neuester Film "Die Jagd" auch als kleines Comeback beschrieben werden, schafft er doch ein ungemein kraftvolles, brutal-intensives Drama über Schuld und Sühne, welches sich einfachen Lösungen konsequent verweigert.
Im Zentrum von Vinterbergs Drama steht eine kleine Lüge, erzählt von einem kleinen Mädchen, welches verletzt ist, da ihr Erzieher ihr nicht die Aufmerksamkeit schenkt, nach der sie sich sehnt. Eine kleine kindliche Befindlichkeit setzt Ereignisse in Gang, die einen Mann fast ins Verderben stürzen. Das Thema Kindesmissbrauch ist ein gesellschaftlich überaus heikles, unangenehmes Thema, bei dem der normale Menschenverstand oftmals komplett aussetzt. Ein kleines, unschuldiges Mädchen erzählt hier etwas, was sich stark nach Missbrauch anhört. Wem wird man da glauben? Dem erwachsenen Erzieher, der gerade eine Scheidung hinter sich hat, oder dem kleinen Mädchen? Diese Frage ist zentral und hätte Vinterberg seinen Film anders erzählt, hätte man sich als Zuschauer wohl auch überschnell auf die Seite des Kindes gestellt. Doch der Zuschauer hat mehr Informationen, als alle weiteren Beteiligten und weiß, dass der Kindergärtner Lucas komplett unschuldig ist und ein toller, einfühlsamer Mensch und Erzieher ist. Doch die Kraft dieser Lüge infiziert eine ganze Stadt, die sich selbst auch immer weiter hochschaukelt.
Dass dieser Film dabei so gut funktioniert und einen von einem moralischen Dilemma ins nächste stürzt, liegt auch an der mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle besetzten zentralen Figur, mit der man immer mehr leidet und der man immer mehr wünscht, dass sie sich aus diesem Strudel der Verleumdungen endlich befreit. Mikkelsen spielt den unter Verdacht stehenden Kindergärtner Lucas dann auch noch mit einer solch stoischen Ruhe, die einem schon fast Angst macht. Die Lage wird im Laufe des Films immer schlimmer und schlimmer und Lucas nimmt alles irgendwann immer nur noch hin und wehrt sich fast gar nicht mehr. Das führt zu einigen hochdramatischen Szenen, bei denen vor allem die im Supermarkt und in der Kirche hervorzuheben sind, in der auch Mikkelsen sein ganzes schauspielerisches Talent voll entfalten kann. Herausragend ist auch die bis zum Schluss konsequente Verweigerung von einfachen Lösungsangeboten, die das immense moralische Dilemma dieses Films auflösen könnte. Dazu passt dann auch die ambivalente und zu Spekulationen einladende letzte Einstellung, die den Film dann noch einen ganz besonderen Dreh gibt und einen mit vielen Fragen im Kopf zurücklässt.
Fazit
Mit "Die Jagd" ist Thomas Vinterberg ein großartiges Schuld-und-Sühne-Drama gelungen, welches körperlich stellenweise fast schon weh tut und mit Mads Mikkelsen einen fabelhaften Hauptdarsteller in seinen Reihen hat, der hier eine der stärksten Performances seiner Karriere abliefert. Im Drama-Bereich sicherlich eines der stärksten Werke dieses Kinojahres.
Moritz Stock - myFanbase
20.09.2013
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: JagtenVeröffentlichungsdatum (Dänemark): 10.01.2013
Veröffentlichungsdatum (DE): 28.03.2013
Länge: 111 Minuten
Regisseur: Thomas Vinterberg
Drehbuchautor: Thomas Vinterberg, Tobias Lindholm
Genre: Familie, Drama
Darsteller/Charaktere
Mads Mikkelsen
als Lucas
Thomas Bo Larsen
als Theo
Annika Wedderkopp
als Klara
Lasse Fogelstrøm
als Marcus
Susse Wold
als Grethe
Anne Louise Hassing
als Agnes
Lars Ranthe
als Bruun
Alexandra Rapaport
als Nadja
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