Bewertung
Peter Jackson

Hobbit, Der: Smaugs Einöde

"What have we done?"

Foto: Copyright: 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.
© 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.

Inhalt

Nach den turbulenten Ereignissen des ersten Teils macht sich Gruppe um den Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), den Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und die dreizehnköpfige Zwergen-Truppe auf den Weg in die zerstörte und verlassene ehemalige Zwergen-Heimat, um sich dort dem Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) zu stellen. Auf dem Weg dahin werden sie von blutrünstigen Orks verfolgt, müssen sich durch einen Wald voll Riesenspinnen kämpfen und treffen auch auf den Waldelb Legolas (Orlando Bloom). Dabei beginnt der Ring mehr und mehr Besitz von Bilbo ergreifen und ihn langsam zu verändern.

Kritik

Als die Entscheidung veröffentlicht wurde, den auf ein Kinder- und Jugendpublikum zugeschnittenen Roman "Der kleine Hobbit" genau wie die "Der Herr der Ringe"-Trilogie in drei Filmen auf die große Leinwand zu bringen, war die Skepsis groß: Wie soll ein gerade mal 300-Seiten starkes Kinder- und Jugendbuch drei jeweils fast dreistündige filmische Werke füllen? Als zur Weihnachtszeit 2012 der erste Teil der "Der Hobbit"-Trilogie schließlich in die Kinos kam, konnten einige Befürchtungen nachträglich bestätigt werden: Viel Kind gerichteter und weit weniger episch fiel der erste Teil aus und war mit dem Auftakt vom "Herrn der Ringe" kaum zu vergleichen. Trotz einiger Längen konnte der erste Teil dann aber doch als ein netter Fantasy-Abenteuerfilm mit einer von Peter Jackson fast schon gewohnten atemberaubenden visuellen Kraft durchgehen, welcher besonders jene zufriedenstellte, die nicht mehr wollten, als eine erneute kurzweilige Rückkehr nach Mittelerde.

Nach dem Ende des ersten Teils kam dann aber umso zwingender die Frage auf, wie Peter Jackson nun noch zwei komplette Teile füllen will und nach Sichtung von "Der Hobbit: Smaugs Einöde" muss leider festgehalten werden, dass Jacksons Film zwar nichts an visueller, dafür aber umso mehr an erzählerischer Kraft verloren hat. Insgesamt ist "Der Hobbit: Smaugs Einöde" leider ein Film ohne echte Höhepunkte und wirkliche Spannungssteigerung, sondern vielmehr ein durchschnittlicher Fantasy-Film vor beeindruckender Kulisse, dem es insgesamt aber an starken Charakteren und denkwürdigen Momenten fehlt.

Der Film beginnt mit einem kurzen Rückblick in die Vergangenheit, um dann actionmäßig direkt in die Vollen zu gehen. Es wirkt fast so, als reagiere Jackson hier auf die Kritiker des ersten Teils, die dem Film vorwarfen, zu Anfang nicht in Gang gekommen zu sein und sich in Vorgeplänkel verloren zu haben. Bei "Der Hobbit: Smaugs Einöde" wird das Tempo jedoch sofort gehörig angezogen und nach einer recht spektakulär gestalteten Flucht vor einer Gruppe furchteinflößender Orks, geht es auch relativ schnell über zu einem Duell überdimensionaler Spinnen, die wirklich großartig visuell gestaltet sind und vor allem auf der großen Leinwand im dreidimensionalen Gewand ordentlich Eindruck machen. So viel Tempo und kurzweilige Unterhaltung der Film in der ersten Hälfte dann auch bietet und so schön und bildgewaltig dies alles auch umgesetzt ist: Dem Film fehlt es insgesamt schlicht an inhaltlicher Relevanz, an wirklichen epischen und denkwürdigen Höhepunkten und zuletzt vor allem an charismatischen und individuell gestalteten Hauptcharakteren.

Sowohl die Zwerge, wie vor allem auch der titelgebende Held Bilbo Beutlin, bleiben blass und verfügen kaum über nennenswerte Charaktereigenschaften, weshalb es auch im zweiten Teil noch schwer fällt, die einzelnen Zwerge irgendwie auseinanderzuhalten oder zu erkennen, was jeden einzelnen eigentlich besonders macht. Auf Charakterarbeit oder -entwicklung verzichtet Jackson leider zugunsten von lautem Effektspektakel fast vollständig. Selbst Bilbo steht mit Ausnahme des Schlussteils des Films kaum im Vordergrund und macht auch über die lange Laufzeit kaum eine Entwicklung durch. Die zunehmende Besitzergeriefung des Rings ist da im Grunde das einzig wirklich interessante, bleibt dann aber auch eher eine Randerscheinung.

Nach und nach verkommt Jacksons Film immer mehr zur tricktechnischen Nummernrevue, dem es vor allem an Herz und Seele mangelt. Die Zwerge und Bilbo geraten von einem kleineren Abenteuer ins nächste und laufen zusammengenommen die ganze Laufzeit über vor irgendwelchen Gefahren davon, was dann irgendwann trotz der doch recht temporeichen Inszenierung einen ziemlich zu langweilen beginnt. Der zweite "Hobbit"-Film ist in diesem Zusammenhang viel zu oft viel zu laut und verzichtet leider deshalb zu häufig auf die leisen, berührenden Momente, die die Charaktere irgendwie weiterbringen würden. Das ist fast schon klassische, standardisierte Blockbuster-Unterhaltung ohne Magie oder große wegweisende Ideen. Das Finale fällt dann schlussendlich auch viel zu langgezogen aus und verliert sich in anstrengenden Dialogsequenzen zwischen dem im Original von Benedict Cumberbatch gesprochenen Drachen und dem kleinen Hobbit Bilbo. Fast zwei Filme musste man auf den groß angepriesenen Drachen warten, um dann schließlich doch eher enttäuscht zu werden.

Die vorher genannten Punkte klingen alle überaus negativ und vermitteln das Bild eines vollständig misslungenen Filmes, was aber auch nicht ganz richtig ist. Der zweite "Hobbit"-Film ist simpelste Blockbuster-Unterhaltung und gemessen an den Erwartungen und auch im Hinblick auf die "Herr der Ringe"-Trilogie einfach eine Enttäuschung, die zwar teilweise ganz ordentlich unterhält und große Schauwerte bietet, die aber ansonsten seltsam leer wirkt. Da hilft auch das Reinschreiben des Charakters Legolas nicht. Die Einführung der Figur der Tauriel, die gespielt wird vom ehemaligen "Lost"-Star Evangeline Lilly, kann aber als Pluspunkt gewertet werden, avanciert sie sich doch schnell zu einer interessanten und vor allem vielschichtigen Figur, auch wenn die immer wieder angedeutete potenzielle Liebesgeschichte zu ihr und einem Mitglied der Zwergen-Truppe dann noch nicht ganz funktioniert. Der Film endet dann schließlich mit einem gewaltigen Cliffhanger, der aber nur das Gefühl weiter verstärkt, es hier nicht mit einem eigenständigen, runden filmischen Werk zu tun zu haben, sondern mit einem aufgeblasenen Mittelteil, einer viel zu lang geratenen Einführung für den in einem Jahr startenden finalen letzten Teil.

Fazit

Viele werden sicherlich eine Menge Spaß an diesem bildgewaltigen und üppig inszenierten Effektspektakel haben, bietet der Film doch einiges an kurzweiliger Blockbusterunterhaltung, hinter der dann aber doch weit weniger steckt, als man sich anfangs erhoffen konnte. Die Geschichte des Films ist im Grunde eine simple Aneinanderreihung von wilden Actionsequenzen, ohne wirklichen Esprit und von Charakterarbeit kann leider überhaupt keine Rede mehr sein. Trotz einiger gelungener Momente, großartiger Effekte und wunderschönen Landschaftsaufnahmen ist dies ein Film, der sich seltsam leer anfühlt. Knalliges, aber kaum befriedigendes Blockbuster-Kino, das man so schnell wieder vergessen hat, wie der Popcorn-Eimer leer ist.

Zum großen "Der Hobbit"-Filmspecial auf myFanbase

Moritz Stock - myFanbase
11.12.2013

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