Bewertung
Martin Scorsese

Wolf of Wall Street, The

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Foto: Copyright: 2014 Universal Pictures International All Rights Reserved
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Inhalt

Der Aktienhändler Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) hat nur ein Ziel vor Augen: zum Marktführer an der Wall Street aufzusteigen. Auf eigene Faust gründet er in den frühen 90ern seine eigene Maklerfirma "Stratton Oakmont" und wird zum gefeierten Millionär. Sein Erfolg an der Börse scheint unaufhaltsam zu sein und zusammen mit seinem Gründerkumpel Donnie Azoff (Jonah Hill) feiert er sich und seinen Reichtum mit Drogen, Alkohol und Frauen. Jordans Gier nach Geld ist unersättlich und bald lässt er sich in illegale Geschäfte hineinziehen. Daraufhin wird die Justiz aufmerksam und beauftragt FBI-Agent Patrick Denham (Kyle Chandler), Belforts Transaktionen zu überprüfen. Jordan merkt, dass er nicht mehr aussteigen kann und versucht zu retten, was er kann.

Kritik

Martin Scorsese hat sein nächstes Meisterwerk geschaffen. Allein für den Oscar wurde "The Wolf of Wall Street" in fünf Kategorien nominiert. Dass ein Dreistundenfilm wunderbar funktionieren und zu keiner Sekunde langweilig werden kann, stellt Scorsese mit einer beeindruckenden Story und einem noch beeindruckenderen Cast unter Beweis und mehr noch: Sein Film strotzt nur so vor ausdrucksstarken Szenen und behält man sich im Hinterkopf, dass die Handlung tatsächlich von der Lebensgeschichte von Jordan Belfort handelt, so ist man noch überwältigter.

Man weiß gar nicht, wo man überhaupt anfangen soll mit dem Lob. Der am meisten diskutierte und sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindende Leonardo DiCaprio ist sicherlich ein guter Anfang. Denn ein Großteil der hervorragenden Kritik ist schlicht und ergreifend ihm zu verdanken. Leonardo DiCaprio ist ein Meister der Charakterrollen und scheint sich auf eine ganz besonders spezialisiert zu haben: die des reichen Millionärs, gezeichnet von einer Lebenskrise, die schließlich in einer Katastrophe gipfelt. Von Anfang an werden wir von Jordans Stimme als Erzähler begleitet und dieses Stilmittel geht völlig auf. Man favorisiert automatisch Jordan, obwohl er als Aktienhändler ganz klar die ahnungslosen Bürger betrügt. DiCaprio trumpft nach "Der große Gatsby" erneut mit solch einer Leinwandpräsenz auf, dass man bei seinen Ansprachen Gänsehaut bekommt.

Doch hinter der Figur des Jordan Belfort steckt so viel mehr. Scorsese nimmt den Zuschauer mit auf die Reise in ein Leben voller Reichtum und Rausch, so dass sich der Zuschauer oft selbst bei dem Gedanken ertappt fühlt, reich zu sein und sich vollkommen in Jordans Haut wohlfühlt. Ein Antiheld wie aus dem Bilderbuch und dennoch steckt so viel mehr hinter Jordan. Er weiß, wie es ist, arm zu sein. Er weiß, was es heißt, ungerecht behandelt zu werden. Und trotzdem spielt er sein Machtspiel weiter – und man selbst ist als Zuschauer gefangen in der Rolle.

Zwar kann niemand DiCaprio das Wasser reichen, aber die bis in die Nebenrollen perfekt besetze Darstellerriege ist ein purer Genuss. Sei es Matthew McConaughey, der Jordan als Mentor in der ersten halben Stunde die Abgründe der Wall Street demonstriert, oder Jonah Hill, der sein komödiantisches Talent völlig ausleben und als Mitarbeiter und Freund Jordans für die lustigen Szenen sorgt. Und zu guter letzt Kyle Chandler, der als FBI-Agent das Gesetz hütet und trotzdem die Zuschauer gegen sich hat. Es ist eine verdrehte Welt in "The Wolf of Wall Street" und genau das spiegelt der Film wider.

Action, Drama, Comedy, Politthriller – einem genauen Genre ist der Film nicht zuzuordnen und dennoch geht der rote Faden dank Jordan Belfort als Mittelpunkt des Geschehens nie verloren. Viele Szenen sind absurd und abgedreht, aber genau das ist das Leben von Mulitmillionären, die durch die Wall Street auf illegale Weise ihr Geld scheffeln. Drogenrausch, Konsum, Sex, Geld, Macht – vor nichts machen Jordan und seine Hintermänner halt. Auch der Film zeigt ohne Zensur den puren Exzess der Reichen an der Börse. Die Bilder, die einem geboten werden, sind von abgefahren bis hin zu erschütternd mit beinahe jedem Adjektiv zu beschreiben. Man wird in diese absurde Realität förmlich hineingesogen und merkt nicht, wie die drei Stunden wie im Fluge vergehen.

Natürlich sind viele Momente überspitzt, aber es gibt auch genügend emotionale Szenen. Ein gutes Beispiel ist das Eheleben von Jordan, das eine völlig andere Seite von ihm preisgibt und zum Nachdenken anregt. Auch die Beziehung zwischen Jordan und seinen Kollegen geht in die Tiefe, als Jordan in einer seiner ergreifenden Reden seine Emotionen preisgibt. Spätestens als die Drogenprobleme von ihm Besitz ergreifen, wird deutlich, wie tief Jordan in der Klemme sitzt und er den Absprung vor langer Zeit verpasst hat.

Wir erleben hier den Lebensabschnitt eines Mannes, der von Erfolg bis Ruin alles durchgemacht hat. So facettenreich sein Leben ist, so ist es auch der Film und Martin Scorsese hat durch packende Bilder und grandiose Darsteller genau das auf die Leinwand gebracht: Einen facettenreichen Film, der sich nicht leicht beschreiben lässt. Aber Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.

Fazit

Scorsese bietet in 180 Minuten zynisches Hollywoodkino mit einer ganz großen Geschichte und einem Leonardo DiCaprio in Bestform. Als "Wolf of Wall Street" bricht Jordan Belfort jedes Tabu und zeigt auf eine spannende und humorvolle Weise die schockierenden Abgründe der Gesellschaft und eines Mannes, der alles hatte und alles verlor - und das, ohne eine einzige Sekunde belehrend oder langweilig zu wirken.

Tanya Sarikaya - myFanbase
01.02.2014

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