Bewertung
William Brent Bell

Wer - Das Biest in dir

Erlebe die Wiedergeburt einer Legende.

Foto: Copyright: 2002-2014 ASCOT ELITE Home Entertainment GmbH.
© 2002-2014 ASCOT ELITE Home Entertainment GmbH.

Inhalt

In der französischen Provinz wird eine Familie bei einem Camping-Ausflug von einer nicht näher definierten Gestalt angegriffen. Der Verdacht fällt dabei schnell auf den zurückgezogen mit seiner Mutter lebenden und unter einer seltsamen Krankheit leidenden Talan (Brian Scott). Die amerikanische Anwältin Kate Moore (A.J. Cook) glaubt aber an die Unschuld des hochgewachsenen Mannes und nimmt sich dem Fall zusammen mit ihrem Assistenten Eric (Vik Sahay) und dem Tierexperten Gavin Flemyng (Simon Quarterman) an und gerät schnell in den Strudel einer grausamen und sich langsam bewahrheitenden Legende.

Kritik

Waren es zunächst die Vampire, macht es fast den Anschein, als ob es nun die Werwölfe an der Reihe sind, die angesagtesten mythischen Wesen der aktuellen Populärkultur zu werden. Besonders die angesagte Teen-Mysteryserie "Teen Wolf" hat dazu beigetragen, dass auch Werwölfe das Zeug haben, Protagonisten in erfolgreichen Fernsehserien zu werden. Horrorregisseur William Brent Bell, der sich zuletzt für den Schocker "Devil Inside" verantwortlich zeigte, hat sich nun auch dem Werwolf-Mythos angenommen und versucht sich in dem schlicht mit "Wer" betitelten Horrorfilm an eine etwas andere Herangehensweise, indem er versucht, den bekannten Mythos wissenschaftlich einzubetten und daraus einen rauen, gnadenlosen Found-Footage-Schocker zu machen, der mehr geerdet ist, als andere Vertreter und einen dreckigen und rauen Grundton aufweist. Die Prämisse kann auch als gelungen bezeichnet werden, das Gesamtprodukt ist es aber leider weniger, hält sich Bell doch viel zu lange mit der Exposition auf und konzentriert sich viel zu spät auf den eigentlichen Werwolf-Horror, inklusive rasanter und gnadenloser Brutalitätsausbrüche.

Als visuellen Stil nutzt Bell den besonders im Horrorgenre weiterhin nicht klein zu kriegenden Found-Footage-Ansatz. Dabei verwendet er aber nicht die unter anderem aus dem Found-Footage-Klassiker "Blair Witch Project" verwendete Variante eines das Geschehen ständig filmenden Protagonisten, sondern setzt vielmehr auf einen unbestimmteren pseudo-dokumentarischen Look, welcher sich aus generell wackeligen Bildern und aus Aufnahmen von Überwachungskameras, Fernsehbildern und anderem Videomaterial zusammensetzt. Man muss dieser Inzenierungsweise schon zugeneigt sein, um den Film vollends genießen zu können, kann die Wackeloptik ansonsten doch schon sehr anstregend sein, vor allem auch deswegen, weil diese im hier besprochenen Fall nur wie eine Spielerei ohne wirklichen erzählerischen Nutzen wirkt.

Ansonsten setzt der Film zunächst auf eine recht klassisch erzählte Crime-Story, wie sie ähnlich auch in diversen Crime-Procedurals hätte erzählt werden können. Da wäre die leicht traumatisierte Strafverteidigerin, die an die Unschuld ihres Klienten glaubt, der sie unterstützende Assistent und ein Mann aus ihrer Vergangenheit, welcher zum Fall zugezogen wird. Das ist alles zunächst leidlich spannend, nimmt irgendwann dann aber doch an Fahrt auf, wenn es mehr um die hier dargestellte Krankheit geht, unter der der Klient und mutmaßliche Täter eines grausames Mordes an einer Familie wahrscheinlich leidet. Die Symptome dieser Krankheit sind dann auch genau die Merkmale, die allgemein einem Werwolf zugeschrieben werden. Der Begriff "Werwolf" fällt im Film aber erst sehr spät, konzentriert sich Regisseur Bell doch vielmehr darauf, mit dem bekannten Werwolf-Mythos zu spielen und diesen in die alltägliche Welt der harten Fakten einzuordnen.

Dieser Mythos hält den Film dann auch am Leben, denn die Charaktere bleiben zu schablonenhaft und uninteressant und auch die Schockeffekte sind zu spärlich gesät, als dass sie dauerhaft fesseln könnten. Nach einer sehr langen Exposition nimmt der Horror dann aber doch irgendwann seinen Lauf und führt zu einigen durchaus brutalen Momenten, die durch die Wackeloptik aber oftmals an Wirkung verlieren. Überzeugend ist dann schon eher das schlussendliche Finale des Films, in dem es härter und kompromissloser zugeht und auch Horrorfans durchaus auf ihre Kosten kommen könnten, wobei das Finale dann im Gesamtfilm einen zu kleinen Teil einnimmt, als dass es viele Längen des Films vergessen machen könnte.

Fazit

Der Horrorschocker "Wer" versucht sich an einer neuen Herangehensweise an den bekannten Werwolf-Mythos und überzeugt mit einer spannenden, so noch nicht dagewesenen Prämisse, die aber nur selten wirklich überzeugend umgesetzt wird. Sowohl die Found-Footage-Optik, als auch die eigentliche Rahmenhandlung inklusive der im Zentrum stehenden Charaktere sind zu austauschbar und uninteressant, als dass der Film einen über die ganze Laufzeit an der Stange halten könnte. Für Horror- und Werwolf-Fans aber aufgrund einiger brutaler Schockeffekte aber vielleicht doch einen Blick wert.

Moritz Stock - myFanbase
13.10.2014

Diskussion zu diesem Film