Spuren
"Dieser Trip ist nicht als Abenteuer geplant, denn ich will nichts beweisen oder gewinnen. Und wenn mich die Leute fragen, warum ich das machen will, antworte ich nur: Warum nicht?"
Inhalt
1975 wird die junge Robyn Davidson (Mia Wasikowska) zunächst belächelt, als sie in Alice Springs ankommt und berichtet, dass sie einige Kamele für ihre anstehende Reise durch die australische Wüste abrichten will. 3200 Kilometer bis zum Indischen Ozean hat sie einkalkuliert – zu Fuß und nur mit ihrem Hund Diggity und den geplanten Kamelen als Eskorte. Durch erste Schwierigkeiten muss sich Robyn schon vor Reiseantritt beißen. Erst wird sie von einem Kamelhändler (Rainer Bock) übers Ohr gehauen, das nötige Kleingeld fehlt ihr außerdem. Ein Brief an National Geographic macht es dennoch möglich. Robyn bekommt finanzielle Unterstützung zugesagt, dafür muss sie allerdings ihre Reisereportage an das Magazin abtreten und sich an vereinbarten Stationen von dem geschwätzigen Fotografen Rick Smolan (Adam Driver) ablichten lassen. Die unnahbare Robyn ist erst einmal skeptisch, stimmt aber zu.
Nach zwei Jahren Vorbereitung ist es dann soweit, Robyn wandert durch die ausgetrockneten Weiten des Outbacks, trifft auf gastfreundliche Weggefährten und wilde Wüstentiere. Unterdessen erweist sich die Einsamkeit mal als Freund, mal als Feind...
Kritik
"Au Revoir", dieser Ohrwurm, gesungen von Sänger und Songwriter Mark Forster, geistert bereits seit einigen Monaten durch etliche Radiostationen, Videokanäle und Ohrmuscheln. Einmal alles hinter sich lassen und der Alltäglichkeit entfliehen, lautet das Motto. Manche träumen ein Leben lang von solch einem Trip. Andere packen tatsächlich die Taschen und machen sich auf die mutige Reise ins Unbekannte. Die Australierin Robyn Davidson hat es getan. 1977 durchwanderte sie die australische Wüste, von Alice Springs bis zum Indischen Ozean, mit lediglich vier Kamelen und ihrem Hund Diggity als Reisegefährten. In "Spuren" zeichnet "Der bunte Schleier"-Regisseur John Curran ihre Geschichte nun atmosphärisch und authentisch nach – basierend auf der National-Geographic-Reportage von 1978 und dem gleichnamigen Bestseller der Kamel-Lady.
Ein Abenteuerfilm ist "Spuren" eindeutig nicht. Die Spannungsmomente halten sich in Grenzen, indes die Hauptprotagonistin selbst an ihre physischen und psychischen Grenzen geht. Wer hier orkanartige Sandstürme und überdramatische Wendungen erwartet und mit Filmen wie "Into the Wild" wenig anzufangen weiß, sollte vorab über eine Reiserücktrittversicherung nachdenken. Denn in "Spuren" geht es vielmehr um einen Selbstfindungstrip, der einer extremen Pilgerreise durch die Pampa gleicht. Rau, steinig und doch überwiegend friedlich gestaltet sich der Fußmarsch durch das Outback. Im Fokus steht dabei eine junge Frau, die keine tragische Heldin verkörpert, sondern einfach Mensch ist. Das spiegelt sich auch in den Entscheidungen wider, die getroffen werden müssen, wenn etwa wilde Kamele den Weg kreuzen oder kurzzeitig die Orientierung verloren geht.
Entsprechend gemächlich entfaltet sich das Erzähltempo, während die Reiseroute der jungen Australierin eindrucksvoll mit der Kamera eingefangen wird und eine melancholisch-nostalgische Hintergrundmusik stimmungsvolle Akzente setzt. Statt großer Worte wird auf eine ausdrucksstarke Bild- und Körpersprache gesetzt. Eines wird nämlich schnell deutlich: Robyn selbst ist keine Frau der großen Worte. "Ich glaube, dass du ein Problem mit Menschen hast", sagt der National-Geographic-Fotograf Rick in einer Szene zu der einsilbigen Wüstenwanderin. Besser könnte man ihren Charakter nicht beschreiben. Ihr Drang nach Ruhe und Einsamkeit (das gilt nicht für ihre tierischen Freunde, denen sie reichlich Zuneigung schenkt), erklärt sich schließlich in gelegentlich eingeschobenen Erinnerungen aus Kindertagen. Diese sprechen für sich und helfen, Robyns distanzierten Charakter zumindest ansatzweise verstehen zu können, sodass man allmählich den wahren Kern dieser Expedition zu begreifen beginnt und am Ende das unbändige Gefühl von Freiheit teilen kann.
Mia Wasikowska, die kürzlich in dem Drama "Maps to the Stars" brillierte und 2016 erneut als "Alice im Wunderland" zu sehen sein wird, erweist sich wieder einmal als Idealbesetzung. Trotz knapper Dialoge und schneller Konfliktlösungen gelingt ihr ein emotional glaubwürdiges Spiel aus Freude, Verzweiflung und Resignation. Unterdessen sich die Spuren der australischen Sonne unübersehbar auf ihrer Haut abzeichnen, genügt von ihr ein Lächeln oder ein lakonischer Blick, um die mentale Situation erfassen zu können. Das ist ganz großes Kino! "Girls"-Seriendarsteller Adam Driver kann da wunderbar mithalten. Nach seiner einnehmenden Performance in der Dramödie "Sieben verdammt lange Tage" überzeugt Driver nun in der Rolle des redseligen Fotografen Rick Smolan. Seine abgesprochenen Fotosessions mit Robyn schaffen eine erfrischende Oase aus nüchternem Humor, Neugierde und Empathie. Es entsteht langsam eine Freundschaft, die von den Gegensätzen dieser beiden Persönlichkeiten profitiert.
Dennoch ein kleiner Kritikpunkt am Rande: Obwohl Robyn auf viele, wohlgesinnte Menschen trifft, wie etwa einen Ältesten, der sie durch ein heiliges Gebiet der Aborigines geleitet, lernt man diese Menschen und ihre Kultur nur bruchstückhaft kennen. Dabei macht gerade das eine Reise in fremde Länder und Regionen reizvoll. Hinter der einen oder anderen Begegnung lässt sich eine interessante Geschichte vermuten, die über eine – für den Zuschauer doch recht - oberflächliche Bekanntschaft gerne hinaus hätte gehen können. Das ist schade, macht "Spuren" aber nicht weniger sehenswert.
Fazit
Bildgewaltige und authentische Bestsellerverfilmung mit einer starken Mia Wasikowska im Fokus der Selbstfindung. Obwohl der Spannungsbogen überwiegend einer sporadischen Fata Morgana gleicht und mitunter Durst nach mehr (Charakter-)Wissen aufkommt, besticht "Spuren" mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und einer ausdrucksstarken Performance, getreu der Devise: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Doreen B. - myFanbase
09.11.2014
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: TracksVeröffentlichungsdatum (Australien): 06.03.2014
Veröffentlichungsdatum (DE): 10.04.2014
Länge: 112 Minuten
Regisseur: John Curran
Drehbuchautor: Marion Nelson
Genre: Drama
Darsteller/Charaktere
Mia Wasikowska
als Robyn Davidson
Adam Driver
als Rick Smolan
Emma Booth
als Robyns Schwester
Rainer Bock
als Kamelhändler
Lily Pearl
als Robyn als kleines Mädchen
Jessica Tovey
als Jenny
Melanie Zanetti
als Anni
Roly Mintuma
als Eddy
John Flaus
als Sallay
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