Bewertung
Francis Lawrence

Tribute von Panem, Die - Mockingjay Teil 1

If we burn, you burn with us!

Foto: Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
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Inhalt

Nachdem Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) aus der Arena der 75. Hungerspiele gerettet und nach Distrikt 13 gebracht wurde, hat sich ihr Leben komplett verändert. Albträume verfolgen sie und sie lebt in der Ungewissheit, ob Peeta (Josh Hutcherson) in den Fängen das Kapitols am Leben ist oder er getötet wurde. Alma Coin (Julianne Moore), Präsidentin des zerstört geglaubten Untergrunddistrikts, setzt derweil alles daran, Katniss davon zu überzeugen, den Spotttölpel zu verkörpern und das Gesicht der Rebellion zu werden, auf die schon so lange hingearbeitet wurde. Doch was führt Coin im Schilde und kann man ihr wirklich trauen? Als eine von Ceaser Flickerman (Stanley Tucci) moderierte Sendung aus dem Kapitol läuft, hat er niemand anderen als Peeta Mellark zu Gast. Für Katniss ist schnell klar, was sie zu tun hat. Sie stellt Coin und dem inneren Kreis von Distrikt 13 das Ultimatum: Entweder sie befreien Peeta und die beiden anderen gefangenen Siegertribute Annie Cresta (Stef Dawson) und Johanna Mason (Jena Malone) aus den Klauen von Präsident Snow (Donald Sutherland) oder sie müssen sich einen anderen Spotttölpel suchen, der die Distrikte in die Rebellion führt.

Kritik

Seit der "Harry Potter"-Saga und der "Twilight"-Vampire ist es scheinbar in Mode gekommen den letzten Teil einer Buchreihe in zwei Filme aufzuteilen. Ob dieser Weg immer der sinnvollste ist, ist allerdings sehr fragwürdig. So habe ich mich schon beim Lesen von "Die Tribute von Panem – Flammender Zorn" gefragt, ob es wirklich eine kluge Idee ist das Buch in zwei Filmen ins Kino zu bringen. Wer die Trilogie rund um Katniss Everdeen und Peeta Mellark kennt weiß, dass es im finalen Band eine Ewigkeit dauert, bis wirklich Spannung aufkommt, und die erste Hälfte den Lesern eher einen Einblick in das Leben, das die Menschen in Distrikt 13 führen, gibt. Aus diesem Grund habe ich mir schon denken können, dass "Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1" nicht so spannend wird, wie der Trailer verspricht.

Man bekommt einen tieferen Einblick in die Gefühlswelt von Katniss, die von Jennifer Lawrence verkörpert wird. Seit dem Jubel-Jubiläum hat sich das sonst so starke Mädchen in Flammen gewandelt, da sie an Peetas Stelle aus der Arena gerettet wurde. Sie macht sich Vorwürfe, träumt schlecht und vermisst ihn aus tiefstem Herzen. Katniss wurde zu einer zerbrechlichen jungen Frau, die voller Hass steckt, mit diesem allerdings nicht recht umzugehen weiß. Sie hat nie darum gebeten zu einem heroischen Symbol der Rebellion zu werden, ging es ihr doch stets nur darum die Menschen die sie liebt, vor dem Tod zu bewahren. Ihre Taten hatten allerdings schwerwiegende Folgen, die Katniss innerlich zu einem Wrack haben werden lassen. Es ist interessant die Titelheldin aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können und eine andere Seite von ihr zu sehen. War sie in "Die Tribute von Panem – The Hunger Games" noch ein arrogantes Mädchen, dem es schwer fiel, Freunde zu gewinnen, hat sie sich in "Die Tribute von Panem – Catching Fire" zum einer ängstlichen jungen Frau verändert, deren einziges Ziel es war, Peeta zu retten, und ist nun durch ihre Rettung der Rebellen zu einem Trümmerhaufen geworden. Sie durchlebt eine nachvollziehbare Wandlung, die Lawrence erneut großartig auf die Leinwand projiziert.

Leider bekommt man als Zuschauer kaum einen Einblick in die altbekannten Charaktere. Sie werden bloß oberflächlich angekratzt, wodurch man sich ihnen nicht sehr verbunden führt. Zur größten Enttäuschung wurde ein großer Teil der "Finnick-Augenblicke" der ersten Hälfte des Buches für den Film rausgeschnitten und das, obwohl wohl jeder ihn als charmanten Verbündeten von Katniss und Peeta ins Herz geschlossen hat. Ein bisschen mehr Sam Claflin hätte dem Film keinen Abbruch getan, sondern für mehr Abwechslungsreichtum gesorgt. Auch von Liam Hemsworth alias Gale Hawthorne hätte man ruhig ein wenig mehr zeigen können. Er spielt noch immer den verletzten Verliebten, doch nun hat er die Mittel und Wege, Katniss zu beschützen und für sie da zu sein. Er begleitet sie auf Schritt und Tritt, zieht allerdings durchgängig ein Gesicht, als würde er ihre Anwesenheit kaum aushalten. Als er Katniss schließlich an einer Stelle im Film sagt, dass er nur Aufmerksamkeit von ihr bekommt, wenn er leidet, war mein Bild von ihm endgültig zerstört. Was für ein Weichei Gale doch geworden ist!

Präsidentin Coin bleibt in diesem ersten Teil des finalen Kapitels der "Die Tribute von Panem"-Reihe auch eher eindimensional. Es fällt einem sehr schwer sich in ihre Gedankenwelt hineinzuversetzen und man kann noch kaum erahnen, was sie im Schilde führt und worum es ihr bei dieser Rebellion wirklich geht. Das liegt zum Großteil daran, dass eine zentrale Stelle aus dem Buch fehlt – eine Stelle, bei der man spürt, dass Distrikt 13 nicht so perfekt und hilfsbereit ist, wie er dargestellt wird. Man erfährt leider sehr wenig über das eigentliche Leben im Untergrund und wie der Distrikt es geschafft hat, all die Jahre im Verborgenen zu überleben.

Als Fan der Bücher hat mir auch besonders das Dazudichten von Effie Trinket absolut nicht zugesagt. Sie in den Film zu integrieren und das, obwohl ihr Charakter im Buch Distrikt 13 nie betreten ha,t ist eine unnötige Änderung, durch welche das Vorbereitungsteam von Katniss einfach ausradiert wurde und somit eine wichtige Szene fehlt. Ich weiß, dass Effie von vielen geliebt wird und auch Suzanne Collins mit dieser Änderung zufrieden ist, allerdings haben die ersten beiden Filme von der Genauigkeit der Buchvorlage gelebt und dieses Gefühl verschwindet nun. Das gilt aber auch für andere Stellen, die einfach verändert wurden, obwohl man besser alles so gelassen hätte, wie es die Autorin auf Papier gebracht hat. Es ist verständlich dass Regisseur Francis Lawrence versuchen musste, möglichst viel aus der langatmigen ersten Hälfte rauszukitzeln, es wäre aber vermutlich besser gewesen sich an die Buchvorlage zu halten und statt wichtige Details zu kürzen, die Aufstände in den anderen Distrikten noch detaillierter zu zeigen. So wären die Fans zufrieden und man baut genug Spannung auf, sodass sich die Leute auf den letzten Film freuen können.

Auch wenn es so klingen mag, als würde ich fast alles schlechtreden, ist das nicht der Fall. Zwar ist "Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1" nicht so gut wie seine Vorgänger und baut Spannung in einem sehr gemächlichen Tempo auf, weiß durch fantastische Schauspieler aber dennoch zu überzeugen. Das sehr abrupte offene Ende gibt einen Hoffnungsschimmer darauf, dass es auf jeden Fall besser wird, wenn Katniss, Gale, Finnick und Co. in ihre finale Schlacht gegen das Kapitol ziehen werden.

Fazit

Ein etwas enttäuschender dritter Teil der "Die Tribute von Panem"-Verfilmung, der nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte, wie seine Vorgänger. Es fehlt dem Ganzen an tiefgehenden Emotionen und an Spannung und so kommt der Film nur sehr langsam in Fahrt. Man sollte seine Erwartungen also dieses Mal nicht ganz so hoch schrauben und versuchen den ersten Teil von "Mockingjay" so gut es geht zu genießen.

"Die Tribute von Panem" - Das große myFanbase-Special

"Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1"-Fotogalerie

Sanny Binder - myFanbase
18.11.2014

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