Bewertung
Peter Jackson

Hobbit, Der: Die Schlacht der fünf Heere

Du hast den Berg zurück. Ist das nicht genug?

Foto: Copyright: 2014 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.
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Inhalt

Der Zwergengemeinschaft um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ist es endlich gelungen, den Berg Erebor zurückzuerobern. Der Preis allerdings ist hoch. Denn der Drache Smaug rächt sich für das Eindringen der Zwerge und wütet in der nahegelegenen Seestadt Esgaroth. Als die überlebenden Menschen der Seestadt, gemeinsam mit dem Drachentöter Bard (Luke Evans), kurz darauf um Hilfe und den versprochen Anteil am Schatz bitten, lehnt Thorin ab. Geblendet von den Reichtümern unter dem Einsamen Berge verfällt er der Drachenkrankheit und denkt überhaupt nicht daran, das Gold zu teilen. Überdies verdächtigt er seine eigenen Gefährten, den Arkenstein, die Krönung seiner Macht, versteckt zu halten. Bilbo stellt Thorins Entscheidungen schließlich in Frage und versucht zu vermitteln. Denn die Eroberung des Berges hat sich rasch herumgesprochen.

Schon bald bekommen es die Zwerge mit einem Heer von Elben zu tun, die ebenfalls ihr Recht einfordern. Zauberer Gandalf (Ian McKellen) wiederum bekommt magische Unterstützung gegen den tot geglaubten Sauron und erfährt, welche Rolle der Berg für den Dunklen Herrscher spielt. Während bereits ein Trupp von Orks, unter der Führung von Azog, dem Schänder (Manu Bennett), zum Einsamen Berg marschiert, finden die Elben Legolas (Orlando Bloom) und Tauriel (Evangeline Lilly) heraus, dass noch ein weiterer Feind im Anmarsch ist...

Kritik

Es ist vollbracht! Nach "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" und "Der Hobbit: Smaugs Einöde" lädt Regisseur Peter Jackson ein letztes Mal nach Mittelerde ein. In "Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere" stürzen sich unsere Helden nun in ein episches Finale, das dem Filmtitel absolut gerecht wird. Soll heißen: Auf eine Schlacht folgt die Nächste und somit gleicht die circa 144-minütige Spieldauer einem rasanten Sturzflug der stets zur Rettung herbeieilenden Adler. Einem perfekten Abschluss stünde also nichts im Wege, wären da nicht jene Schatten, mit denen "Der Hobbit" bereits in "Smaugs Einöde" zu kämpfen hatte.

Ob Peter Jackson mit "Die Schlacht der Fünf Heere" die Oscarschlacht von 2004 wiederholen kann, als das "Der Herr der Ringe"-Finale phänomenale elf Trophäen (darunter als Bester Film) abstauben konnte, dürfte sich bei den Oscarnominierungen im Januar 2015 andeuten. Erstaunlich wäre es, denn im Vergleich zu "Die Rückkehr des Königs" fehlt es dem Hobbit erneut an nahbaren Charakteren (insbesondere im Team der Zwerge) und der damit einhergehenden Empathie in emotionalen Momenten. Bestes Beispiel: Die wenig berührende Lovestory zwischen der Elbin Tauriel und dem Zwerg Kili, obgleich ihre Liebe als wahrhaftig bezeichnet wird. Markante Charaktere sind durchaus vorhanden, nur kommen diese nicht ansatzweise so gelungen zum Ausdruck wie einst bei der "Herr der Ringe"-Trilogie. Was zuvor vernachlässigt wurde, kann nun nicht mehr ausgebügelt werden. Die Stärke des Films liegt ohnehin in den visuellen 3D-Schauwerten.

Vor dem Kinobesuch empfiehlt sich sowieso: Tief Luft holen und dem Gedächtnis noch einmal auf die Sprünge helfen. Einmal nach Mittelerde zurückgekehrt, geht es nämlich sogleich zur Sache. Nachdem die Zwergentruppe um Thorin Eichenschild, gemeinsam mit dem Meisterdieb Bilbo Beutlin, den Berg Erebor bestiegen und den Arkenstein "gestohlen" hat, legt der zornige Drache Smaug die naheliegende Seestadt Esgaroth in Schutt und Asche. Bei solch einem feurig-dynamischen Einstieg bleibt kaum Zeit für einen gedanklichen Flashback. Wer bereits beim zweiten Teil Probleme hatte, sich aufgrund der Masse an (grob skizzierten) Figuren die zahlreichen Namen zu merken oder an die Details des Vorgängers zu erinnern, der dürfte ein Déjà-vu erleben. Man springt buchstäblich ins kalte, actiondurchflutete Gewässer.

Kurz darauf bietet die nach Gold gierende "Drachenkrankheit" von Thorin Eichenschild einen interessanten Dreh- und Angelpunkt in puncto Loyalität, Freund- und Feindschaft. Was für die Gefährten um Frodo Beutlin einst Saurons Ring der Macht bedeutete, symbolisiert im Fall von Thorin nun der Arkenstein, das Königsjuwel. Ergo findet man in dem von Richard Armitage souverän gespielten Zwergenkönig endlich einen greifbaren Charakter, in dem sich zwar die Grenzen zwischen Gut und Böse vermischen, mit dem man aber nun dennoch – aufgrund seiner Charakterentwicklung – einigermaßen sympathisieren kann.

Auch "Sherlock"-Darsteller Martin Freeman bekommt als Bilbo Beutlin wiederholt die Chance, sich als (eher am Rande fungierender) Held zu beweisen, indem er das reine Herz des Hobbits dazu nutzt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und auch Elb Legolas, gewohnt ernst gemimt von "Der Herr der Ringe"-Beau Orlando Bloom, gewinnt allmählich an Persönlichkeit zurück, indem man unter anderem erfährt, wie es dazu kommt, dass er circa 60 Jahre später mit Aragorn & Co. eine Gemeinschaft bilden wird. Natürlich ist der rebellische Elb bei den waghalsigsten Stunts wie üblich ganz vorne mit dabei.

Ohnehin sind es dieses Mal die kleinen Andeutungen in Richtung "Der Herr der Ringe", die ein faszinierendes Licht ins Dunkel werfen – und überhaupt eine Daseinsberechtigung darstellen für manch hinzuerdachte Szenen/Figuren um J. R. R. Tolkiens Buchvorlage "Der kleine Hobbit". Etwa, wenn Gandalf auf Sauron trifft und dabei elbische wie magische Unterstützung bekannter Gesichter bekommt. Solche Momente halten den Spannungsbogen hoch und führen die einzelnen Fäden um "Die Schlacht der Fünf Heere" schließlich zusammen. Wenngleich sich im Nachhinein die Frage stellt, warum Gandalf nach diesem Erlebnis keinen Bezug zu Bilbos kürzlich gefundenem Zauberring zieht. Bei der darauffolgenden Ork-, Menschen-, Zwergen- und Elbenpower auf dem Kampfplatz, rund um den Einsamen Berg, könnte dann mitunter der Überblick (oder gar die Schaulust) verloren gehen. Es wird bis zum letzten Atemzug gekämpft und im Ganzen wirkt die gigantische Schlacht ein wenig aufgeblasen. Beim Verlassen des Kinos wird somit vielleicht kein nachhaltiges WOW-Gefühl obsiegen, kurzweiliges Popcornkino ist aber zumindest geboten.

Fazit

Der Beititel "Die Schlacht der Fünf Heere" ist im finalen Hobbit-Abenteuer Programm und verspricht vor allem eines: gewaltige Schlachten ohne Ende. Obwohl sich die Masse an überwiegend unnahbaren Charakteren nur schwer greifen lässt, serviert Peter Jackson mit dem Abschluss der "Hobbit"-Trilogie ein weiteres Popcornkino der schnelllebigen Art, das vor allem eines bietet: kurzweilige Unterhaltung mit reichlich Action, phantastischen Bildern und einem starken Staraufgebot. Nicht unbedingt die Krönung, aber zumindest einen Blick wert.

Doreen B. - myFanbase
19.12.2014

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