Bewertung
Bill Condon

Mr. Holmes

"Man kann nicht alles lösen."

Foto: Copyright: 2015 Alamodefilm.
© 2015 Alamodefilm.

Inhalt

Sherlock Holmes – eine Figur, die seit Jahrzehnten Menschen aller Altersklassen in ihren Bann zieht und nun von Bill Condon auf etwas andere Art und Weise porträtiert wird. "Mr. Holmes" zeigt den in die Jahre gekommenen Meisterdetektiv (Sir Ian McKellen), der zurückgezogen auf dem Land lebt und sich mit seinem stetig nachlassenden Gedächtnis herumschlagen muss. Dieses will ihm die Lösung seines letzten Falls streitig machen will – doch er wäre nicht Sherlock Holmes, würde er deshalb gleich aufgeben.

Kritik

"Mr. Holmes" bringt die Figur des Sherlock Holmes in einer noch nie da gewesenen Weise auf die Leinwand; nicht zu vergleichen mit Guy Ritchies Filmen, in denen Robert Downey Jr. und Jude Law Fälle aufklärten und auch nicht mit der BBC-Erfolgsserie "Sherlock", in der Benedict Cumberbatch brilliert. Regisseur Bill Condon hat den zu lösenden Fall in den Hintergrund gestellt. Schon zu Beginn des Films fällt die von den gezeigten Bildern ausgehende Ruhe auf. Weite Landschaftsbilder aus dem Süden Englands gesellen sich zur ruhigen Musik, während Sir Ian McKellen in einer Rolle, die der des Gandalf in nichts nachsteht, durch ebendiese Landschaft zu seinem Altersruhesitz fährt.

Zu sehen ist hier also nicht, anders als in anderen modernen Versionen der Detektivgeschichte, ein junger und aktiver Sherlock Holmes, sondern ein alternder Mann um die 90, welcher sich auf Grund von Schuldgefühlen und Scham im Zusammenhang mit seinem letzten, ungelösten Fall, auf einen Landsitz zurückgezogen hat. Hier fällt natürlich auf, dass auch der Schauspieler selber schon im höheren Alter ist und somit die perfekte Besetzung dieses Sherlock Holmes darstellt.

Die eigentliche Handlung des Films baut sich durch Rückblicke und Erzählungen auf, weshalb zu Beginn mehr Fragen aufkommen, als Antworten gegeben werden, aber es wäre kein 'echter' "Sherlock Holmes"-Film, wenn es irgendwie anders wäre. So fügen sich in den schnell vergehenden 105 Minuten des Films eine Reise nach Japan, ein alter Fall und die Freundschaft Sherlocks mit dem Sohn seiner Haushälterin erst nach und nach zu einem Ganzen zusammen. Geprägt von dem einen letzten Fall, den er nie zu Ende bringen konnte, ist die übergreifende Thematik eine Geschichte, die Sherlock Holmes aufschreiben will, was sich durch sein fortgeschrittenes Alter und das nachlassende Erinnerungsvermögen jedoch als äußerst schwierig darstellt.

Beeindruckend ist im Film nicht nur Sir Ian McKellens Oscar-würdige Leistung, sondern auch die seiner Nebendarsteller Laura Linney als Holmes' Haushälterin und Milo Parker als deren Sohn. Gerade das Zusammenspiel zwischen Sir Ian McKellen und Milo ist die große Stärke des Films, durch die nicht nur die Handlung, sondern auch die Charaktere wundervoll in Szene gesetzt werden. Die Botschaft von "Mr. Holmes" ist mitunter auch, dass jeder noch so große Held einmal Hilfe braucht und auch danach fragen kann, wenngleich es nicht immer einfach ist. Sherlock Holmes, geprägt von seinem aufregenden Leben und verfolgt von den fantastisch ausgeschmückten Geschichten seines Partners Dr. Watson, dessen letztes Wort so nicht stimmen kann, beginnt einen letzten Versuch, sich alter Schuldgefühle zu entledigen. Aber was macht ein Meisterdetektiv, wenn er zwar weiß, dass etwas an der Geschichte nicht stimmen kann, die eigene Erinnerungskraft sich aber partout nicht davon überzeugen lassen will, die Wahrheit aus den Tiefen des Gedächtnisses wieder hervor zu holen? Ob die Lösung in sagenumwobenen japanischen Pflanzen liegt, oder etwas ganz anderes der Erinnerung auf die Sprünge hilft – Sherlock Holmes ist auch im hohen Alter noch absolut beeindruckend; ganz wie der Schauspieler, der ihn hier spielt.

Fazit

Fans von Sherlock Holmes kommen bei "Mr. Holmes" auf ihre Kosten – wenn auch auf ungewohnte Art und Weise. Sir Ian McKellen beweist einmal mehr, dass er einer der größten seiner Riege ist und verleiht dem Charakter ein weiteres, beeindruckendes Gesicht. Der wunderbare Soundtrack kombiniert mit beeindruckenden südenglischen Landschaften hilft über minimale Schwächen in der Handlung hinweg, welche durch die tolle Leistung der Schauspieler so oder so fast nichtig werden. Für jeden, der schon immer einmal wissen wollte, was ihr Meisterdetektiv Sherlock Holmes im zarten Alter von 93 Jahren so getrieben hat, sollte sich Bill Condons "Mr. Holmes" nicht entgehen lassen.

Jeanne Plaumann - myFanbase
24.12.2015

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