Bewertung
Alejandro Amenábar

Regression

Fear always finds its victim.

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Inhalt

Der Polizist Bruce Kenner (Ethan Hawke) sieht sich mit einem neuen, verstörenden Fall konfrontiert: Die 17-jährige Angela Gray (Emma Watson) gibt an, von einer satanischen Sekte entführt und vergewaltigt geworden zu sein. Unter den Tätern scheint auch ihr eigener Vater John (David Dencik) gewesen zu sein, welcher aber angibt, sich an nichts erinnern zu können. Um einen Zugang zu Johns Erinnerungen zu bekommen, schließt sich der verbissene Bruce mit dem Psychologen Prof. Raines (David Thewlis) zusammen, der versucht, mit einem speziellen Verfahren Zugriff auf die verschütteten Erinnerungen zu bekommen. Währenddessen driftet Bruce im Laufe seiner Ermittlungen immer tiefer in eine Welt des Schreckens und der Paranoia ab, die ihn direkt in die Mitte eine satanischen Sekte zu führen scheint.

Kritik

Der Psychothriller mit Horroranleihen "Regression" ist der neue Film des chilenischen Regisseurs Alejandro Amenábar, welcher auch gleich das Drehbuch beisteuerte. Bekannt wurde Amenábar durch den Psychothriller "Open Your Eyes" mit Penélope Cruz in der Hauptrolle, die im amerikanischen Remake von Cameron Crowe namens "Vanilla Sky" gleich auch wieder mit dabei war. Darauf folgte die erste englischsprachige Produktion mit dem Gruselfilm "The Others", welcher nicht nur durch seinen finalen Schlusstwist und die starke Leistung von Hauptdarstellerin Nicole Kidman positiv in Erinnerung blieb, sondern vor allem durch die beängstigende atmosphärische Dichte, die den Film zu einem fesselnden, gänzlich auf Brutalität verzichtenden Erlebnis machte, welches auch nach Kenntnis des Schlusstwists noch gut funktionierte. Danach entfernte sich Amenábar für zwei Filme vom Horror- und Thriller-Genre und drehte einerseits das preisgekrönte Sterbehilfedrama "Das Meer in mir" und den Abenteuer-Blockbuster "Agora – Die Säulen des Himmels". Mit dem psychologischen Horrorthriller "Regression" kehrt Amenábar nun aber wieder zu seinen Wurzeln zurück und kann dabei auf die Unterstützung der Stars Ethan Hawke und Emma Watson vertrauen. Ein weiteres Genrehighlight wie "The Others" wird aus "Regression" dann trotz einer streckenweise gut aufgebauten, gruselig-verstörenden Atmosphäre leider nicht; zu wenig sind dafür die Hauptfiguren ausgearbeitet und auch die Geschichte tritt viel zu häufig auf der Stelle.

Dabei ist die Grundprämisse, sich mit einer satanischen Sekte und einer speziellen psychologischen Therapierichtung auseinanderzusetzen, durchaus interessant und vielversprechend. Amenábar versucht nach und nach eine Stimmung der Ungewissheit und Paranoia aufzubauen, die den von Ethan Hawke gespielten Polizisten mehr und mehr überfällt und ihn an seinem Verstand und seinem Urteilsvermögen zweifeln lässt. Hier sind vor allem die Traumsequenzen virtuos in Szene gesetzt, die das Grauen nie in voller Montur auf den Zuschauer los lassen, sondern immer halb im Schatten lassen, um dadurch ein noch viel beängstigenderes Kopfkino in Gang zu setzen.

Problematisch ist da nur die Entwicklung der Rahmenhandlung abseits dieser Ausflüge ins Horrorgenre. Den Ermittlungen des Polizisten Bruce Kenner und seine Zusammenarbeit mit dem Psychologen Prof. Raines fehlt es grundsätzlich an wirklicher Spannung und Intensität. Zu sehr schleppt sich der Film von einem rar gestreuten Horrormoment zum nächsten und schafft es dabei nicht, dass man auch nur im Ansatz ein Interesse an der Hauptfigur und seiner sich immer weiter entwickelnden Paranoia gewinnt. Zu sehr ist Hawkes Figur ein Abziehbild eines klassischen gebrochenen Polizisten, der sich nach und nach gänzlich in seinem Job verliert, um der Leere seines sonstigen Lebens zu entkommen. Das wirkt schnell recht abgedroschen und führt dazu, dass einem das Schicksal der Hauptfigur relativ gleichgültig ist.

Die Werbekampagne des Films suggeriert darüber hinaus eine große Präsenz von Emma Watson, deren Charakter zwar im Kontext der Rahmenhandlung eine wichtige Stellung einnimmt, trotzdem tritt sie als Schauspielerin nur in vereinzelten Momenten in Erscheinung. Die Beziehung zwischen der von ihr gespielten Angela Grey und Hawkes Bruce Kenner wirkt aufgrund ihres nur sporadischen Auftretens daher auch eher aufgesetzt und gewinnt nie wirklich an Tiefe und Komplexität. Der Film steuert dann gemächlich auf einen finalen Schlusstwist hin, der einen aber weder schockiert noch komplett überrascht, sondern sich schon frühzeitig andeutet und in seiner grundsätzlichen Ausprägung nicht über die gleiche Sprengkraft wie etwa "The Others" verfügt.

Fazit

"Regression" ist trotz des begabten Regisseurs, einigen intensiv-verstörenden Momenten und der starbesetzten Hauptrollen als Enttäuschung zu bezeichnen. Das liegt an der Entfaltung der Rahmenhandlung, die immer wieder die Spannung raus nimmt und es dazu nicht schafft, ein irgendwie geartetes Interesse an den zentralen Hauptfiguren zu vermitteln. So schleppt sich der Film bis zu einem wenig beeindruckenden Finale, das die Filmhandlung zwar auf den Kopf stellt, damit aber den grundsätzlichen, in manchen Momenten entwickelnden Schrecken gänzlich raus nimmt, sodass der Film schlussendlich nur zu einem leicht unterdurchschnittlichen Thriller wird.

Moritz Stock - myFanbase
21.03.2016

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