Bewertung

X-Men: Apocalypse

"Everyone fears what they don't know."

Foto: Copyright: 2016 Twentieth Century Fox
© 2016 Twentieth Century Fox

Inhalt

In "X-Men: Apocalypse" müssen die X-Men gegen den übermächtigen ersten Mutanten Apocalypse antreten. Kräfte gelten unter Kontrolle gebracht zu werden, Loyalitäten werden auf den Prüfstand gestellt und alte Freunde kommen zurück, um die Zerstörung der Welt zu verhindern. Eine Aufgabe, die die Mutanten an ihre Grenzen bringt und einige von ihnen dazu zwingt, ungewöhnliche Allianzen zu bilden...

Kritik

20 Jahre nach den Ereignissen von "X-Men: Erste Entscheidung" erwacht im fernen Ägypten um 3000 vor Christus der übermächtige Apocalypse aka En Sabah Nur ([Oscar Isaac) – der erste Mutant. Diese Ausgangslage führt den Zuschauer schon zu Beginn durch Kamerafahrten rasantester Art in die neue Situation der Mutanten bis in die Welt der 80er Jahre. In einer Kombination von Herrschaftsunterwerfung und einer Art von transzendenter Bewusstseinsprojektion möchte Apocalypse erreichen, dass er auf ewig lebt. Nachdem dies durch einige seiner eigenen Wachen verhindert wurde, springt der Film durch eine weitere Kamerafahrt durch sämtliche menschlichen Errungenschaften und Erfindungen bis in die 80er, in denen der Film spielt.

An sich ist die Technik, diesen großen Zeitsprung mit einer Art Kamerafahrt durch die menschliche Entwicklung zu verwirklichen, sicher wohl überlegt, gerade in 3D braucht es allerdings einen kurzen Moment, sich wieder zu orientieren und im Film und dessen Schauplatz einzufinden. Dies wird nicht unbedingt vereinfacht durch den anschließenden separaten Blick auf Scott Summers/Cyclops (Ty Sheridan), Raven/Mystique (Jennifer Lawrence), Nightcrawler/Kurt Wagner (Kodie Smit-McPhee), Quicksilver/Peter Maximoff (Evan Peters) sowie den allseits als Magneto bekannten Eric Lehnsherr (Michael Fassbender). Einerseits ist es wichtig gerade diese Charaktere, neben Olivia Munns Psylocke und der jungen Ororo Munroe/Storm (Alexandra Shipp) in ihrer jeweiligen Lebenssituation zu sehen, andererseits gibt es selten einen Moment zum durchatmen. Vermutlich mussten sich auch die Filmemacher für einen etwas überwältigenden Start entscheiden, um dann im Anschluss die Geschichte des Films angemessen erzählen zu können.

Als Marvel-Fan, und im Besonderen "X-Men"-Fan bietet schon der Anfang von "X-Men: Apocalypse" viele interessante Szenen, in denen gut zu beobachten ist, wie die X-Men nach und nach zu dem wichtigen und wundervoll schrägen Team wurden, das sie nun sind. Sophie Turner hat als Jean Grey erheblich mit ihren Kräften zu kämpfen, wodurch jedoch die Entwicklung der besonderen Bindung zwischen ihr und Charles Xavier (James McAvoy) gut dargestellt werden kann. Die Darstellung von Quicksilver ist im Hinblick auf die Handlung in "Marvel's Avengers: Age of Ultron" kurzzeitig verwirrend, dennoch schafft es Evan Peters wie schon in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" den Charakter grandios darzustellen – die Technik, die hier angewendet wurde, um seine Geschwindigkeit deutlich zu machen, ist in 3D schwindelerregend gut. Auch die Effekte rund um Apocalypse sind rein technisch gesehen gut in Szene gesetzt, dennoch geht der 'große Böse' des Films durch seinen doch extrem flach konstruierten Charakter immer wieder unter; Oscar Isaacs Talent wird hier leider vollkommen verschwendet. Schade, dass der so groß angekündigte Gegner der X-Men letzten Endes nicht mehr als ein semi-dominanter Randdarsteller ist.

Ein Charakter, der schon aus "X-Men: Erste Entscheidung" bekannt war, ist Rose Byrnes Moira Mactaggert. Nachdem Charles Xavier am Ende besagten Filmes ihre Erinnerungen gelöscht hatte, ist das erneute Aufeinandertreffen der beiden, zumindest für den Zuschauer, mit viel Situationskomik gespickt. Dieser Humor zieht sich durch den kompletten Film, so dass auch ernste Szenen und angespannte Situationen wieder aufgelockert werden. Ein besonderer Genuss ist hier auch immer wieder der Bezug auf die 80er; hierdurch entsteht eine gewisse Metaebene im Film, die mitunter an "Deadpool" erinnert.

Leider hat Oliver Munn in ihrer Rolle als Psylocke nur verhältnismäßig wenige Szenen im Film, dies wird sich jedoch nach den Ereignissen im Kampf gegen Apocalypse hoffentlich im nächsten Film ändern. Ihre Besetzung für die Rolle ist genauso passend wie die aller anderen Schauspieler: Sophie Turner brilliert in der Rolle der Jean, Evan Peters bringt als Quicksilver das gewisse Extra mit sich und auch die schon oft gesehenen Charaktere und Schauspieler machen durchaus dem fantastischen Casting eines Joss Whedon Konkurrenz.

Fazit

Nicht nur für eingefleischte Marvel-Fans ein Genuss; auch Fans der einzelnen Schauspieler kommen auf ihre Kosten. "X-Men: Apocalypse" ist ein Film, der den Zuschauer direkt in den Bann zieht – wenn auch anfangs durch eine scheinbar wahllose Kombination von Einzelschicksalen. Der Film fügt sich dann schnell zu einem großen Ganzen zusammen und überzeugt auf voller Länge. In den 144 Minuten des Films gibt es nicht eine Szene, die gestrichen hätte werden können, leider nicht wegen Apocalypse, sondern weil jede Szene wichtig für die Bildung der neuen X-Men ist – ein Film für Fans von Action, Drama, Comedy und Science Fiction, die aber zumindest "X-Men: Erste Entscheidung" gesehen haben sollten. Wie bei allen Marvel-Filmen gilt es auch hier natürlich, auf die Szene nach dem Abspann zu warten.

Jeanne Plaumann - myFanbase
19.05.2016

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