Bewertung
Theodore Melfi

Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen

"I'm a negro woman. I'm not gonna entertain the impossible."

Foto: Copyright: 2017 Twentieth Century Fox
© 2017 Twentieth Century Fox

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1961 und die drei Afroamerikanerinnen Katherine Goble, Dorothy Vaughan und Mary Jackson arbeiten für die NASA, da alle drei über ausgezeichnete Kenntnisse in Mathematik- und Computerwissenschaften verfügen. Zu diesem Zeitpunkt gelten in Amerika allerdings noch starke Gesetze zur Rassentrennung und obwohl die Frauen sehr intelligent sind, haben sie es schwer, sich als Schwarze in einer Domäne zu beweisen, die außerdem von Männern dominiert wird. Dennoch gelingt es Dorothy, die sich als Leiterin ihrer Gruppe afroamerikanischer Mitarbeiterinnen beweisen möchte, Katherine und Mary in aufsteigenden Abteilungen unterzubringen. Während Mary gerne Ingenieurin werden möchte, wird Katherine der Arbeitsgruppe von Al Harrison zugeteilt, die alles daran setzt, ein bemanntes Raumschiff ins Weltall zu schicken. Auf dem Weg zum Erfolg werden den Frauen viele Steine in den Weg gelegt, doch sie lassen sich nicht beirren und verfolgen ihre Träume zielstrebig.

Kritik

Wie war es wohl, im Jahr 1961 zu leben? Damals regierte John F. Kennedy die USA, der erst durch die Stimmen der Schwarzen einen Wahlsieg für sich verzeichnen konnte und zum Präsidenten wurde, da er versprach, die Bürgerrechtsbewegung seiner Anhänger zu unterstützen und für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner zu sorgen. Doch von Gleichberechtigung ist in diesem Film nirgends eine Spur zu sehen. Ganz im Gegenteil, es wirkt so, als hätte man damals angestrengt versucht, Schwarz und Weiß so gut wie möglich zu trennen und es dabei so aussehen zu lassen, als wäre dies die einzig anständige Variante. Es ist daher umso spannender, eine Geschichte aus der Sicht der Minderheit zu hören und mit eigenen Augen zu sehen, wie sich das Leben damals angefühlt haben muss. Um dem Ganzen die Krone auszusetzen, erzählt man uns hier nicht nur von der Ungerechtigkeit gegen die Menschen mit dunkler Hautfarbe, man wählt als zentrale Figuren außerdem drei Frauen, die zusätzlich zu ihrer Hautfarbe auch noch wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden.

Mit der Wahl der drei Schauspielerinnen Taraji P. Henson, Janelle Monáe und Octavia Spencer hat man ein äußerst glückliches Händchen bewiesen. Alle drei verkörpern unterschiedliche Qualitäten als Frau und haben verschiedenste Charaktereigenschaften, doch eines haben sie gemeinsam: das Bestreben, sich zu beweisen und ihre Intelligenz nach außen zu tragen.

Sich als Afroamerikanerin in den 60er Jahren in einer Welt zu behaupten, die von weißen Männern beherrscht wird, ist die größte Herausforderung, die man sich vorstellen kann und es ist wahnsinnig unterhaltsam, wie Katherine, Dorothy und Mary zu ihrem Können stehen und die anderen in ihre Schranken weisen, indem sie bewusste die Grenzen überwinden, die es eigentlich zwischen Schwarz und Weiß gibt. Diese Frauen nehmen sich nicht zurück, auch wenn man Katherine den Mülleimer in die Hand drückt, da man sie für eine Putzkraft hält, fügt sie sich nicht in diese Rolle. Zielstrebig betritt sie ihre neue Abteilung und setzt sich zwischen all den Schlipsträgern an einen freien Schreibtisch, wohl wissend, dass sie von allen Seiten angestarrt wird.

Es ist genau dieses Selbstbewusstsein, das die Frauen so attraktiv macht und man wünscht sich, dass man sich ein Stück von ihnen abschneiden und ebenso sicher durch den Tag gehen könnte. Auch ihren Gegenspielern im Alltag kann man nur zu ihrem Schauspiel gratulieren, denn genau so sehr, wie die drei Hauptfiguren zu ihrer Hautfarbe und ihrem Intellekt stehen, ziehen Kirsten Dunst als Vivian Mitchell und Jim Parsons als Paul Stafford eine deutliche Trennlinie zwischen einander. Mit jeder Pore lassen einen diese Darsteller spüren, dass Männer über den Frauen stehen, dass Weiß Schwarz dominiert und dass eine schwarze Frau für sie daher den letzten Teil der Nahrungskette darstellt.

Dass sich die Geschichte außerdem um den Start des ersten bemannten Raumschiffes dreht, stellt besonders für Amerika noch einen geschichtlichen Aspekt dar, auf den man sehr stolz ist. Man lobt sich mit dem Film selbst und zeigt, wie talentiert man ist (obwohl man den Russen ihre Überlegenheit nicht absprechen kann).

Ich finde es wunderbar, dass man hier von drei emanzipierten Frauen erfährt, die Beruf und Familie so bravurös unter einen Hut bringen können. Es macht als Frau einfach Spaß, die drei bei ihren Erfolgen zu begleiten und zu sehen, dass sie sich von nichts den Wind aus den Segeln nehmen lassen. Auch dass sich im Verlauf der Handlung die Wogen glätten und dass ihre Gegenspieler die drei zu akzeptieren und besonders zu respektieren lernen, könnte nicht schöner sein. Ein besonderer Sympathieträger ist dabei natürlich Kevin Costner als Al Harrison, dem es von Beginn an egal zu sein scheint, dass Katherine eine schwarze Frau ist. Er blickt durch diese Nebensächlichkeiten, interessiert sich nur für ihren Verstand und schaffte es im Verlauf des Filmes mehrmals, sich für sie stark zu machen.

Auch wenn man viel über die Leben der drei Frauen erfahren hat, hätte ich mir besonders bei Dorothy und Mary noch ein paar tiefere Einblicke gewünscht. Es steht eindeutig Katherine im Vordergrund, doch es wäre für mich passender gewesen, wenn man allen dreien die gleiche Aufmerksamkeit zuteil lassen würde.

Fazit

Unerkannte Heldinnen gibt es überall und dieser Film erzählt uns von drei außergewöhnlichen Frauen, die sich in einer schweren Zeit trotz aller Widrigkeiten behaupten konnten. Dass dies auf wahren Begebenheiten beruht, macht einen umso stolzen auf Katherine, Dorothy und Mary.

Marie Florschütz - myFanbase
07.02.2017

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