Bewertung
Rian Johnson

Star Wars: Episode VIII - Die letzten Jedi

"Star Wars" geht in die nächste Runde - dank Veröffentlichung auf DVD und Blu-Ray auch bei uns zu Hause. Doch lohnt es sich wirklich, noch einmal in eine weit entfernte Galaxie, lange vor unserer Zeit, zurückzukehren?

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

"Star Wars - Die letzten Jedi" liefert uns viele neue knuddelige Weltraumgeschöpfe auf einmal, aber auch eine unerwartete Fortsetzung nach "Das Erwachen der Macht": Die Erste Ordnung hat bald alle größeren Systeme der Galaxis im Griff. Luke Skywalker (Mark Hamill) scheint die letzte Hoffnung. Der Widerstand und seine Schwester Leia (Carrie Fisher) zählen darauf, dass er wieder aktiv wird, was allerdings das Letzte ist, was er tun möchte. Währenddessen kostet eine Weltraumschlacht, und vor allem Poe Damerons (Oscar Isaac) Entscheidung darin, dem Widerstand viele Köpfe. Der böse Snoke (Andy Serkis), Leias Sohn Kylo (Adam Driver) und General Hux (Domhnall Gleason) setzen nun alles daran, den letzten, vernichtenden Schlag gegen die Rebellen auszuführen - doch einen letzten Hilfeanker gibt es noch …

Kritik

Bereits nach dem ersten Teil der neuen Trilogie war das Geschrei groß: Mehr als eine weibliche Hauptfigur, was soll das denn? Nun, mit der nächsten Fortsetzung, wurde aus dem Geschrei gar ein Orchester so vieler Kerle, die plötzlich nicht mehr wussten, was das alles sollte, mit den Frauen.

Wir beginnen gleich mit einer Dame, noch dazu einer Asiatin, die den Tag rettet: Paige Tico (Veronica Ngo) opfert ihr Leben, um die ausschlaggebenden Bomben zur Zündung zu bringen. Später werden wir ihre Schwester Rose (Kelly Marie Tran) kennenlernen - wahnsinnig schlau und wahnsinnig mutig. Und natürlich ist dann da auch noch Rey (Daisy Ridley), die sich immer noch auf Ahch-To bei Luke Skywalker befindet. Dieser sorgt übrigens für die meisten Lacher im Film, der zweite Kritikpunkt vieler Fans der Saga. Tatsächlich war aber Humor ein wichtiger Bestandteil der Filme, die zuerst das Licht der Welt erblickten. Vielleicht wurde ein paar Mal der Bogen überspannt, aber ein Sci-Fi-Epos, das sich selbst nicht so ernst nimmt wie seine Jünger, ist deswegen noch lange nicht "Space Balls".

Überhaupt, Daisy Ridley. Bei "Das Erwachen der Macht" noch ein absoluter Neuling, beweist sie in "Die letzten Jedi" einmal mehr, warum sie die Richtige für Schrottsammlerin Rey ist. Rey kämpft in jeder Sekunde - darum, von Luke mit der Macht vertraut gemacht zu werden, und darum, herauszufinden, wer ihre Eltern sind. Es kommt zu einer überraschenden Verbindung mit Kylo Ren. Und während jede dieser Szenen absolut unangenehm zu beobachten ist, so lässt Ridleys Spiel keinen Zweifel daran - die herzensgute Rey will den dunklen Jedi doch noch retten. Dass nicht nur damit "Star Wars" zu "Ship Wars" wurde, ist klar. Da wären nämlich wie eh und je der große Hass von General Hux, den man als Fan gut zu einer Hassliebe umdichten kann, oder eben eine sehr slapstickige Szene mit Finn (John Boyega) und Poe.

Leia Organa-Solo darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sie hat zwar nur wenige Filmminuten, um Han Solo (Harrison Ford) zu betrauern, tut dies jedoch intensiv und herzzerbrechend. Unter Beschuss schleudert es General Organa später aus dem Kommandoschiff - und das sorgt dann leider für einen etwas unglaubwürdigen Moment, selbst für einen Sci-Fi-Epos. Wobei die punktuell eingesetzte Zeitlupe im ganzen Film schön anzusehen ist. Anders lösen hätte man das "floating through space", ohne die Betonung zu verlieren, dass auch mit Leia die Macht ist, eigentlich schon können.

Der Film hat allerdings ein ganz anders Problem: sein Zeitmanagement. So machen Finn und Rose sich auf den Weg nach Canto Bight, ein Paradies für Glücksspieler, wo Andy Serkins und seine geniale Darstellung eines Codeknackers in Erscheinung treten. Während die Szene im Casino sicher bei jedem Rewatch des Films großen Spaß bringen wird, so bekommt dieser Abschnitt dennoch zu wenig Aufmerksamkeit. Gleichfalls geht Episode 8 zum Ende hin in die Länge, wo mindestens ein sinniger Cliffhanger sich angeboten hätte. Aber dieser Teil spart ebenso wenig mit unerwarteten Twists und führt einige Hinweise der vorherigen Spielzeit zu einem runden, schönen Schluss zusammen.

Fazit

Wir sind nicht die Ersten, die schreiben, dass "Star Wars - Die letzten Jedi" ein Film der starken Frauen ist, immerhin ist da noch Amilyn Holdo (Laura Dern), die sich nicht nur ein Gefecht mit Poe liefert. Aber speziell dadurch wird er ebenfalls für eine Zielgruppe interessant, die sich vielleicht zuvor ausgeschlossen gefühlt hat oder nicht wirklich mit den wenigen Schauspielerinnen der letzten Jahrzehnte identifizieren konnte. Wir könnten an dieser Stelle damit enden, dass ja nicht mehr allzu lange hin ist, bis Han Solo seinen eigenen Film über seine Jugend bekommt - und auch, wenn dieser sicher seine Berechtigung hat und im Trailer äußerst gut gemacht erscheint, so sollte der Franchise nicht seinen neuen, emanzipierten Pfad verlassen. Denn diese Entwicklungen gefielen sehr gut und machten andere Schwächen mehr als nur wett.

Simone Bauer - myFanbase
23.04.2018

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