Bewertung
Jennifer Kaytin Robinson

Someone Great

Foto: Gina Rodriguez, Brittany Snow & DeWanda Wise, Someone Great - Copyright: Netflix, Inc.
Gina Rodriguez, Brittany Snow & DeWanda Wise, Someone Great
© Netflix, Inc.

Inhalt

Nach einer schmerzhaften Trennung kurz vor ihrem Umzug beschließt Jenny (Gina Rodriguez), dass sie ihren letzten Abend in New York zu einem Abenteuer mit ihren beiden besten Freundinnen machen will.

Kritik

Hauptsächlich habe ich in diese romantische Komödie reingeschaut, weil ich ein großer Fan von Gina Rodriguez bin, die mir in "Jane the Virgin" zur Genüge bewiesen hat, dass sie eine sehr wandelbare Schauspielerin ist, die aber vor allem Herzschmerz, Leichtigkeit und Wärme höchst authentisch auf die Bildschirme bringen kann. Von daher würde ich wahrscheinlich ausnahmslos alle Liebesfilme und Komödien mit ihr ansehen. Auch Brittany Snow ist in diesen Genres definitiv keine Unbekannte, auch wenn sie eher stereotyp immer das naive Blondchen spielt, was sie aber auch gut kann.

Relativ schnell hat sich mir dann gezeigt, dass die Auswahl eines Filmes nach Schauspielern auch durchaus aus mal in die Hose gehen kann. "Someone Great" ist zwar weit davon entfernt, ein totaler Reinfall zu sein, aber dieser Film ist definitiv nicht das, was ich erwartet habe. Im Grund muss ich schon bei dem Gedanken schlucken, dass dies eine romantische Komödie sein soll, da das Thema Herzschmerz sehr im Vordergrund steht. Zudem geht es nicht um eine Liebesgeschichte mit Happy End, sondern es geht eher darum, eine Beziehung in alle ihren Schritten mitzuverfolgen und so zu verstehen, warum das Paar am Ende getrennte Wege gegangen ist.

Die Idee, Jenny (Rodriguez) und Nates (LaKeith Stanfield) Beziehung immer wieder in Rückblenden zu erleben, fand ich im Grunde sehr ansprechend und dies ist auch definitiv der stärkste Aspekt dieses Films. Spätestens wenn einem klar wird, dass "Someone Great" kein glückliches Ende bescheren wird, kann man sich auch auf diese realistische Reflektion der Beziehung der beiden einlassen. Man erlebt sie in ihren glücklichsten Momenten, man erlebt sie, wenn sie gemeinsam am Boden sind und man hält die Luft an, wenn sie die Entscheidung treffen, dass sie von nun an getrennte Wege gehen werden. Vor allem schauspielerisch sind diese Episoden großartig gespielt, da man sich auch der Chemie, die die Schauspieler den Figuren mitgegeben haben, nicht entziehen konnten. Es war zwar eine Beziehungsdarstellung im Schnelldurchlauf, aber man konnte dennoch jede Station nachvollziehen und letztlich auch mit der Trennung leben. Vor diesem Hintergrund ist es dann auch konsequent, dass es letztlich kein Happy End mehr gibt, da die thematisierten Probleme eben nicht durch ein Fingerschnippen zu beheben sind. Damit trifft der Film die realistische Darstellung von zerbrechenden Beziehungen auf den Punkt.

Sehr kritisch sehe ich dagegen die Handlung, die sich in der Gegenwart abspielt, wenn Jenny mit Blair (Snow) und Erin (DeWanda Wise) einen Abend auf einem Musikfestival in der Stadt verbringen will. Auf der einen Seite wurde hier der Trennungsschmerz bei Jenny thematisiert, aber auf der anderen Seite wurden auch noch Liebesgeschichten für die beiden anderen Protagonistinnen reingequetscht. Erin lebt zwar in einer glücklichen Beziehung, jedoch tut sie sich schwer damit, dies auch als Beziehung zu bezeichnen, weswegen sie sich immer wieder zurückzieht. Blair stellt derweil fest, dass sie für ihren Freund nichts mehr empfindet, aber eine ungeheure Chemie mit einem ehemaligen Schwarm von Jenny hat. Die beiden haben also die typischen Liebesgeschichten bekommen, was aber nicht zum Ton des restlichen Films passen wollte. Weiterhin fand ich es sehr bedenklich, wie viel Drogenkonsum in dem Film zu sehen war. Alle drei können ihr Leben nicht mehr bewältigen, weswegen sie ihre Gefühle unbedingt ausschalten wollten. Wäre das eine einzelne Handlung gewesen, hätte ich damit leben können, aber so stand die gesamte Gegenwartshandlung unter Drogeneinfluss, was ich als Botschaft echt unterirdisch fand.

Fazit

"Someone Great" ist ein Film, der selbst nicht so recht weiß, wo er sich gerne einordnen möchte. Die in Rückblenden erzählte Liebesgeschichte der Protagonistin ist schauspielerisch großartig und höchst realistisch dargestellt, aber die Gegenwartshandlungen wirken dagegen wie ein Kontrastprogramm, bei dem vor allem der wiederholte Drogenkonsum sehr kritisch zu sehen ist. Da kann auch eine tolle Gina Rodriguez einen durchschnittlichen Film nicht retten.

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Lena Donth - myFanbase
05.08.2019

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