Bewertung
Michael Fimognari

To All the Boys: Always and Forever

Foto: Noah Centineo, Lana Condor, To All the Boys I've Loved Before 3 - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Katie Yu/Netflix
Noah Centineo, Lana Condor, To All the Boys I've Loved Before 3
© 2020 Netflix, Inc.; Katie Yu/Netflix

Inhalt

Nach einem erfolgreichen Trip nach Korea, in die Heimat ihrer verstorbenen Mutter, muss Lara Jean (Lana Condor) sich im Alltag der Zukunftsplanung stellen, denn die Rückmeldungen von den Colleges stehen an. Als sich für sie und ihren Freund Peter (Noah Centineo) eine Fernbeziehung andeutet, muss Lara Jean sich der Frage stellen, was sie in ihrer Zukunft will und ob sie alles der Liebe unterordnen möchte.

Kritik

Nach der doch eher enttäuschenden zweiten Verfilmung, "To All the Boys: P.S. I Still Love You", die aber auch der schwächsten Buchvorlage geschuldet ist, bin ich extrem erleichtert, dass ich schon nach wenigen Minuten vom dritten Film wusste, dass das wieder gut wird. Nachdem John Ambrose McClaren (Jordan Fisher) Geschichte ist und somit auch die Dreiecksbeziehung, geht es zum Glück nur noch um Lara Jean und Peter selbst. Denn die Chemie der beiden und vor allem die, die Condor und Centineo so großartig ins Leben gerufen haben mit ikonischen Momenten, ist stets das Highlight der Filmreihe gewesen. Nun geht es nicht mehr darum, welche äußeren Einflüsse die Beziehung der beiden Jugendlichen gefährdet, sondern es geht nur um die beiden selbst, wie sie zueinander stehen und wie sie selbst ihren Platz in der Welt finden.

Mit dieser inhaltlichen Grundprämisse für den Film fällt auch schnell auf, dass die dritte Verfilmung sehr erwachsen daherkommt. Natürlich gibt es immer noch die zuckersüßen Momente, wenn sie ihm Geschenke aus Korea mitbringt oder wenn er sie zum Abschlussball einlädt, aber die Entscheidung, wie die gemeinsame Zukunft aussehen soll, erfordert einen Blick über den Tellerrand hinaus. Das fing schon damit an, dass Peters Beziehung zu seinem Vater (Henry Thomas) so sehr in den Fokus gerückt wurde wie noch nie zuvor. Die Filmreihe mag vorrangig aus Lara Jeans Perspektive erzählt sein, aber dennoch hatte man nie das Gefühl, dass Peter zu kurz kommt. Nichtsdestotrotz ist dieser intensive Einblick in Peters Psyche und seine Verlustängste an der genau richtigen Stelle erfolgt. So versteht man viele seiner alten Handlungen besser, aber auch die zukünftigen, weil für ihn erfahrungsgemäß 'aus den Augen, aus dem Sinn' ist.

Auf der anderen Seite haben wir Lara Jean, die durch ihre Vorliebe für epische Liebesgeschichten oft eine sehr naive Perspektive auf die Liebe hat und die sich nun der Realität stellen muss. Diesen inneren Prozess, den sie angeleitet durch ihr große Schwester Margot (Janel Parrish) durchleben muss, habe ich als sehr modern und so wichtig empfunden. Wie Lara Jean Schritt für Schritt realisiert, dass sie sich erst selbst verwirklichen muss, bevor sie und Peter sich gemeinsam weiter verwirklichen können, ist wohl eine der zentralen Botschaften unserer Zeit, die sich jede junge Frau sehr zu Herzen nehmen sollten. Da mag Peter auf den ersten Blick klammernd und egoistisch erscheinen, aber wenn man seine innere Dämonen kennt, ist auch das nachvollziehbarer. Umso schöner, dass beide am Ende zusammenfinden können, denn Lara Jean entscheidet sich nicht gegen ihn, sondern für sich selbst und für ein 'wir' in der Zukunft.

Der Abschlussfilm ist natürlich sehr auf die Liebesgeschichte fokussiert, aber auch auf den Nebenschauplätzen ereignen sich wieder viele tolle Momente. Wie immer ist ein absolutes Highlight die Schwesternschaft der Covey-Frauen, besonders Kitty (Anna Cathcart), die Lara Jean von Herzen gerne ärgern kann, die aber dennoch nicht ohne sie kann. Das sind die Frauenfreundschaften, wobei die zwischen Lara Jean und Genevieve (Emilija Baranac), aber auch Genevieve und Cousine Chris (Madeleine Arthur) deutlich mehr Substanz bekommen, was ebenfalls den erwachseneren Eindruck des Films bestätigt. Schließlich natürlich auch die Vater-Tochter-Beziehung, da Lara Jeans Vater (John Corbett) sehr präsent war und stets die richtigen Ratschläge an der Hand hatte. Auch die vielen Referenzen auf die vorangegangenen Filme sowie die Einblendung zentraler Momente haben einen Bogen geschlagen und so alle drei Filme zu einer homogenen Einheit gemacht, die man sich auch in Zukunft gerne noch öfters wird anschauen wollen.

Fazit

Der letzte Film ist wahrlich wieder ein Glücksgriff für Netflix, da hier die Atmosphäre geschaffen wurde, die die erste Buchverfilmung zu so einem Gewinn für den Streamingdienst hat werden lassen. Ganz besonders hat mir gefallen, wie viel Gewicht darauf gelegt wurde, dass Lara Jean sich zuerst selbst verwirklich muss, um mit Peter dauerhaft glücklich zu werden. Abschließend kann man das zufriedene Fazit ziehen, dass Jenny Han sich wirklich gebauchpinselt fühlen darf, wie liebevoll und mitreißend ihre Bücher einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden sind. So gehen sehr gute Adaptionen!

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Lena Donth - myFanbase
15.02.2021

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