Bewertung

Booksmart

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Booksmart
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Inhalt

Am Abend vor ihrem Schulabschluss wird den beiden akademischen Superstars Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) bewusst, dass sie sich zu sehr auf die Schule konzentriert haben und dabei das Leben aus den Augen verloren haben. Nach dem letzten Schultag finden zahlreiche Partys statt und sie schließen den Pakt, sich eine unvergessliche Nacht zu bescheren.

Kritik

2019 ist die erfolgreiche Schauspielerin Olivia Wilde (die in Serien wie "O.C., California" und "Dr. House" zu sehen war) auch erstmals als Regisseurin aufgetreten und hat hierfür den Jugendfilm "Booksmart" inszeniert. Damit hat sie gleich ein riesiges Ausrufezeichen hinterlassen, denn der Film hat einige kleinere Preise einheimsen können. Grund genug, um sich einmal zu überzeugen, was "Booksmart" so zu bieten hat, immerhin sind auch gefeierte Jungstars wie Feldstein (die für ihre Darstellung gar bei den Golden Globes nominiert war) und Dever beteiligt.

Ehrlich gesagt habe ich mir im Vorfeld einen ganz anderen Film ausgemalt als das, was ich mit "Booksmart" letztlich bekommen habe. Vielleicht war es schon der Titel, aber ich habe mir eher eine tiefsinnigere Komödie vorgestellt. Stattdessen ist der Jugendfilm an vielen Stellen sehr abgedreht und derb. Das war im ersten Moment schon ein gewisser 'Schock', was ich aber nicht so hart meine, wie es nun klingt. Es war für mich aber definitiv die Initialzündung, mitten im Sehprozess meine Erwartungen zu korrigieren und mich auf das einzulassen, was ich faktisch zu sehen bekommen und nicht das, was ich gerne zu sehen bekommen hätte. Schließlich ist die Art, wie "Booksmart" erzählt wird, für mich jetzt nicht völlig neu, denn in die Richtung "American Pie", "Superbad" und Co geht es definitiv. Während diese Filmreihen vor allem von Männern geprägt war, bietet "Booksmart" nun das Gegenteil an, denn neben Wilde als Regisseurin, stammt auch das Drehbuch von gleich vier Frauen, die ich mit Emily Halpern, Sarah Haskins, Susanna Fogel und Katie Silberman auch gerne beim Namen benenne. Dazu spielen eben Feldstein und Dever die beiden zentralen Hauptrollen und machen ihren Job wirklich fantastisch, weil sie sich auf das verrückte Abenteuer "Booksmart" mit voller Leidenschaft eingelassen haben.

Dass der Film definitiv einen weiblichen Touch hat, ist nicht zu leugnen und kommt meinen Idealvorstellungen einer Komödie auch definitiv näher. Zwar sind die derben Szenen und beispielsweise die Darstellung einer Figur wie Gigi (Billie Lourd), die völlig drüber ist, nicht so meins, aber insgesamt findet "Booksmart" doch eine Balance, denn der Film hat sehr viele ruhige und empathische Momente, die viele typische Figurenklischees eines Jugendfilms auf den Kopf stellen. Da haben wir beispielsweise Jared (Skyler Gisondo), der als Klassenclown abgestempelt ist, den keiner ernstnehmen kann. Tatsächlich ist er aber ein sehr heller Kopf, mit seinen ganz eigenen Geheimnissen, der mit seinem Wesen einfach nur gemocht werden will. Da ist Triple A (Molly Gordon), die natürlich einen echten Namen hat, den aber keiner kennt, weil sie als Schulschlampe abgestempelt ist. Aber auch hier ist das nur Fassade, denn sie hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Lustigerweise zeigt sich in dieser immer wieder aufgezeigten Ambivalenz der Figuren, dass es eigentlich Amy und Molly sind, die die Vorurteile haben. Sind es sonst die beliebtesten Schüler*innen, die sich in ihren Schubladen sehr wohl fühlen, weil es sie über die anderen erhaben fühlen lässt, sind es hier die Streberinnen, die ihre Mitschüler*innen völlig unterschätzt haben und daher über deren charakterliche Tiefen überrascht sind. Das ist ein nettes Spiel, was der Film hier treibt, weil es auch für eine nicht zu leugnende Intelligenz des Drehbuchs steht.

Die weibliche Note von "Booksmart" habe ich bereits angesprochen und dennoch möchte ich betonen, dass das nicht gleichbedeutend mit einer streng feministischen Sichtweise verbunden ist. Ganz im Gegenteil, denn im Endeffekt wird sogar überdeutlich klar, dass es um stereotype Geschlechterrollen nicht geht. Es geht rein um charakterliche Klischees, die unabhängig vom Geschlecht auf den Kopf gestellt werden. Auch das spricht in meinen Augen für die Empathie des Films, da sich so niemand auf den Schlips getreten fühlen darf. Was definitiv auch über alle Maße gelungen ist, ist die Darstellung einer Mädchenfreundschaft. Dass Mädchen und Jungs unterschiedlich miteinander befreundet sind, hat nichts mit Klischees zu tun, sondern ist einfach eine Tatsache. Die Freundschaft von Molly und Amy ist auf einer Ebene eng, die viele möglicherweise noch nie erlebt haben und dennoch wird das nicht rosarot ausgemalt. Denn es wird dort relativ schnell deutlich, dass ganz klar Molly die Hosen anhat und Amy sich kaum frei entfalten kann. Dennoch heißt das nicht, dass die eine die andere ausnutzt, denn ganz im Gegenteil wird nach einem epischen Streit ausgespielt, dass sie sich mit ihren Schwächen und Stärken immer gegenseitig ergänzen. Das macht das Besondere der hier dargestellten Freundschaft aus, die definitiv der inhaltliche Kern von "Booksmart" ist.

Abschließend will ich noch einmal auf den Humor des Films kommen. Ich konnte mich wahrlich nicht mit allen Witzen, Anspielungen etc. anfreunden und auch ein Gastauftritt von Jason Sudeikis (der zum Drehzeitpunkt noch der Verlobte von Wilde war) wurde eingebaut, ohne dass sich der Sinn wirklich erklärt hätte. Dennoch gibt es sehr smarte Szenen, wie beispielsweise Will Forte und Lisa Kudrow als Amys Eltern Doug und Charmaine, die das Coming-out ihrer Tochter gut angenommen haben, aber nun fest davon überzeugt sind, dass Molly mehr als nur eine Freundin ist. Genau diese spielt mit dieser Annahme und macht immer wieder viele Andeutungen, die die Toleranz der Eltern doch testet. Schon hier wird ganz besonders deutlich, dass der entscheidende Anteil von Dever und Feldstein, dass der Humor dann doch an genug Stellen funktioniert, nicht zu unterschätzen ist. Aber alles sonst, was völlig über meiner Humorgrenze liegt, kann ich wohl nur gut heißen, wenn ich in der entsprechenden Stimmung bin.

Fazit

Olivia Wilde hat bei ihrem Regiedebüt mit "Booksmart" sicherlich das Glück, ein sehr intelligentes Drehbuch als Vorlage zu haben, das mit vielen Klischees und Erwartungen spielt. Dazu ist ein Cast an Jungstars zusammengestellt worden, von dem sicherlich in der Zukunft noch viel zu hören und sehen sein wird – allen voran natürlich Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein. Dennoch muss man einen stellenweise doch verrückten Film auch erstmal so inszenieren, dass sich die verschiedenen Gesichtspunkte in der Waage halten und letztlich gut ergänzen. Das ist meiner Meinung nach in sehr, sehr großen Teilen gut gelungen.

Lena Donth - myFanbase
04.08.2021

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