Bewertung
Jon Watts

Spider-Man: No Way Home

Foto: Spider-Man: No Way Home - Copyright: 2021 CTMG. All Rights Reserved. MARVEL and all related character names: © & ™ 2021 MARVEL
Spider-Man: No Way Home
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Inhalt

Nachdem Spider-Mans (Tom Holland) Identität offenbart wurde, bittet Peter Parker Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) um Hilfe, damit die Enthüllung mit einem Zauberspruch wieder rückgängig macht. Jedoch geht dabei etwas schief, weswegen nach und nach Bösewichte aus anderen Universen auftauchen, die nicht nur Peter alleine bedrohen. Als er sich gemeinsam mit seinen Freunden der Gefahr stellt, lernt er, was es wirklich meint, Spider-Man zu sein.

Kritik

Beachtet bitte, dass die Rezension massive Spoiler zum dritten "Spider-Man"-Film "No Way Home" enthält. Lest also bitte nur weiter, wenn ihr den Film schon selbst gesehen habt, oder aber unempfindlich seid, im Vorfeld etwas über die Inhalte zu erfahren.

"Spider-Man: No Way Home" setzt genau an der Stelle an, an der die zweite Verfilmung der Filmreihe aufgehört hat. Nun weiß also die ganze Welt, dass Peter Parker der Superheld Spider-Man ist. Warum es manchmal tatsächlich clever ist, wenn nicht jeder die eigentliche Identität kennt, damit setzt sich der Film im ersten Teil auseinander. Die Bandbreite an Reaktionen ist natürlich riesig. Von Fans, die ihm zu Füßen liegen, gibt es auch Neider oder gar Menschen, die weiten Abstand suchen, weswegen Peter und seine Freunde MJ ( Zendaya) und Ned (Jacob Batalon) nicht am MIT angenommen werden. Glück und Leid liegt wie so oft im Leben eng beieinander. Jedoch muss ich sagen, dass die anfängliche Darstellung der neuen Situation etwas arg chaotisch war. Der Film sprang von Szene zu Szene, mal absurd (als Peter erstmals zur Schule zurückkehrt), mal eher tiefsinnig (die Enttäuschung nach den zerplatzten College-Träumen) und so recht wollte noch keine stringente Linie aufkommen. In der Gesamtschau des Films wirkt es, als wäre es nur ein sehr, sehr langer Prolog, der langsam auf etwas hinführt, damit die Highlights nicht gleich am Anfang verballert werden. Aber mit dem doch so typischen Humor der Reihe sowie den vielen altbekannten Figuren, zu denen auch Flash Thompson (Tony Revolori), May (Marisa Tomei) oder Happy (Jon Favreau) zählen, ist dieser Prolog nicht völlig zäh, aber es ist doch auch deutlich der schwächste Teil des Films.

Dann Auftritt Doctor Strange. Ich persönlich bin mit dieser Figur immer noch nicht ganz warm geworden, auch wenn Cumberbatch den Zauberer wirklich großartig spielt, aber es ist für mich einfach keine Figur, bei der sofort der Funke übersprüht. Das liegt vor allem daran, dass schon sein erster Solo-Film mir sehr komplex erschien. Nun ist die Figur seitdem in einigen Marvel-Filmen zu sehen gewesen und gerade im Zusammenspiel mit den Avengers ist es schon gelungen, Strange von seiner etwas erhabenen, distanzierten Position runterzuholen. Ihn nun auch in "Spider-Man: No Way Home" einzusetzen, ist ein cleverer Schachzug, denn auf den ersten Blick passt er in diese Szenerie nicht wirklich hinein, aber es gelingt, die typischen Merkmale von Spider-Man und Doctor Strange etwas gegenseitig anzupassen, so dass wirklich lustige und doch auch ernste Dialoge zwischen den beiden entstanden sind. Doctor Strange gehört damit im entscheidenden Ausmaß in diesen Film und drückt ihm seine Stempel auf und das auf eine sympathische Art und Weise. "Spider-Man: No Way Home" ist also ohne Frage effektive Werbung, Lust auf "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" zu machen, denn dieser wird eng mit den Nachwirkungen dieses Films zu kämpfen haben.

Nach diesem Zauberspruch geht dann der eigentliche Film los, bei dem ich mich nun selbst ausbremsen muss, dass ich nicht völlig vor Euphorie abhebe, denn das Erlebnis, "Spider-Man: No Way Home" am Eröffnungstag mit einem euphorischen Publikum zusammen genießen zu dürfen, hat definitiv Spuren hinterlassen. Es ist eine unvergleichliche Energie entstanden, die ich selbst bei den letzten Avengers-Filmen nicht so verspürt habe und die waren ja schon zwei gigantische Werke für sich. "Spider-Man: No Way Home" ist vor allem aus dem Grund genial, weil es eine liebevolle Hommage an das gesamte Universum von Spider-Man ist, das vor fast 20 Jahren in filmischer Version von Sony Pictures (die die filmischen Rechte an der Figur Spider-Man haben) entstanden ist. 2002 ging es mit der ersten "Spider-Man"-Trilogie mit Tobey Maguire in der Titelrolle los, bei der jeweils Sam Raimi Regie geführt hat. Später folgte dann "The Amazing Spider-Man", besetzt mit Andrew Garfield, der wiederum nach zwei Filmen von Holland abgelöst wurde, der dann als Spider-Man akribisch ins MCU integriert wurde. Man muss nicht von allen drei Filmreihen gleich begeistert sein, um diese Hommage erstklassig zu finden, denn hier zählen vor allem die vielen kleinen Gesten, die perfekt sitzen, die ganz nostalgisch werden lassen, aber natürlich auch die übergeordnete Struktur, die trotz sehr unterschiedlicher Schauspieler und trotz sehr unterschiedlicher Stimmungen doch viele Parallelen aufgewiesen haben. Dies hier so ineinander fusioniert zu sehen, ist definitiv ein Erlebnis für sich und ganz sicherlich wird jeder erneuter Rewatch des Films noch mehr Details offenbaren, die beim ersten Sehen vielleicht in der ganzen Ballung von Inhalt gar nicht alle aufgenommen werden konnten.

Bereits im Vorfeld war bekannt geworden, dass einige alte bekannte Bösewichte zu sehen sein würden. Konkret waren das Norman Osborn alias Green Goblin (Willem Dafoe), Dr. Otto Octavius alias Doc Ock (Alfred Molina) und Sandman (Thomas Haden Church), die mit Maguires Spinnenmann schon Bekanntschaft gemacht haben. Dazu noch Dr. Curt Connors alias Die Echse (Rhys Ifans) sowie Max Dillon alias Electro (Jamie Foxx), die Garfield in seiner Superheldenrolle begegnet sind. Hier war besonders beachtenswert, dass die ganzen großen Namen für die Rollen wiedergewonnen werden konnten. Ein Molina war zuletzt 2004 in der Rolle zu sehen, was in so einer schnelllebigen Branche wie Lichtjahre wirken kann. Zudem hat man deutlich gemerkt, dass die Darsteller der Bösewichte wieder unheimlich gerne in diese Rollen geschlüpft sind. Wie zu hören ist, war es für einige auch verbunden mit ganz neuen Techniken am Set, die es damals zu Beginn der 2000er noch gar nicht gab. Aber es ist einfach zu merken, dass sich alle voll in dieses Projekt reingehangen haben, denn so etwas kann man schlecht vortäuschen. Zudem ist die darum gesponnene Geschichte bis auf den auslösenden Zauberspruch auch anspruchsvoll und höchst reflexiv. Es wird beleuchtet, wie die Bösewichte alle ihr Enden fanden und dass unser jetziger Spider-Man sie diesem Schicksal nicht einfach überlassen will, obwohl es doch so einfach wäre. Denn aus den Augen, aus den Sinn. Aber gemäß einem Superhelden geht es viel um Moral und Peter stellt sich dieser Aufgabe und dementsprechend ist für ihn das Schicksal von Green Goblin und Co nicht so einfach zu besiegeln.

Das setzt natürlich viele Ereignisse in den Gang und an dieser Stelle schlägt "Spider-Man: No Way Home" eine inhaltliche Schwere an, die ich bislang mit Holland in der Hauptrolle noch nicht erlebt habe. Aber dies passt auch perfekt, weil die erste geplante Trilogie das Ende eines Zeitabschnitts darstellt. Die unbeschwerten Zeiten von Spider-Man sind vorbei. Nicht nur der baldige Collegebesuch zeugen davon. Deswegen ist es sicherlich ein cleverer Schachzug, Parker so an seine emotionale Grenze zu treiben. Noch ist nicht klar, ob Holland weiterhin als Spider-Man zu sehen sein wird, aber ich denke, dass es bei einer Fortsetzung deutlich erwachsener zugehen würde, aber seinen Humor würde er wahrscheinlich dennoch immer behalten. Aber zurück zu diesem emotionalen Ballast, den Peter Parker nun stemmen muss, denn das haben auch schon alle Peter Parkers vor ihm tun müssen. Da war es doch genau passend, dass eben diese beiden von Maguire und Garfield dargestellten Spider-Men auch aufgetaucht sind. Auch hierüber war im Vorfeld eifrig spekuliert worden, es war genauso fleißig immer wieder geleugnet worden, aber der Kreis konnte nur vollständig werden, wenn diese beiden auftauchen und es war wirklich ein Fest. Es wurde effektiv verdeutlicht, wie unterschiedlich die drei Rollen jeweils angelegt waren und doch teilen sie eben ein Schicksal. Ein Schicksal, das zusammenschweißt. Das hat man sofort gemerkt, als diese drei vereint waren. Nicht umsonst haben sich die Einzelgänger sofort als Brüder empfunden. Es war auch überzeugend, wie mit diesem Umstand gespielt wurde. Es stand sofort außer Frage, dass die drei sich gegenseitig helfen würden. Dabei wurde aneinander immer Neues entdeckt und doch haben drei Spider-Men nicht sofort die Wunderheilung gebracht, denn sie mussten das Zusammenarbeiten auch erstmal lernen. Das hat noch einmal verdeutlicht, mit welch liebevollen Details diese filmische Umsetzung angegangen worden ist. Bei solch einem visuellen, actiongeladen und dramatischem Drehbuch stören dann auch 148 Spielminuten nicht, denn bis auf den Anfang (vielleicht) ist keine Sekunde davon vergeudet. Ich bin auch nicht der Typ, der sich Filme oder Serien zügig hintereinander noch einmal anschauen kann, aber bei "Spider-Man: No Way Home" würde ich sofort eine Ausnahme machen, denn es waren eigentlich mehrere Filme in einem und das muss dementsprechend gewürdigt werden.

Fazit

"Spider-Man: No Way Home" ist sicherlich der imposanteste Solo-Film der bisherigen vier Phasen. Zwar trifft es 'solo' aus vielfältigen Gründen nicht ganz, aber vom Papier her ist er als solcher angelegt und da kann man wirklich nur vor Ehrfurcht niederknien. Nach einem etwas holprigen Start, an den man sich hinterher fast nicht mehr erinnern kann, ergibt sich eine emotionale Hommage an das bisherige Spiderverse, die voll von Liebe für die Figur, für die Darsteller und alles drum herum ist. Das ergibt ein Erlebnis für die Sinne, das man so schnell nicht mehr vergessen wird!

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Lena Donth - myFanbase
19.12.2021

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