Bewertung
Emily Ting

Wie Jodi über sich hinauswuchs 2

Foto: Wie Jodie über sich hinauswuchs 2 - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
Wie Jodie über sich hinauswuchs 2
© 2022 Netflix, Inc.

Inhalt

Jodi (Ava Michelle) hat seit ihrer Rede beim Abschlussball an Popularität gewonnen und kann inzwischen gut zu ihrer Größe stehen, weil sie immer selbstbewusster wird. Als sie sich mit Vertrauen in sich selbst für das Frühlingsmusical bewirbt, beginnt aber schnell eine zweifelnde Stimme in ihr selbst, die zunehmend für Spannungen zwischen ihr und ihrem Freund Dunk (Griffin Gluck) sorgt. Daher muss sie sich erneut fragen, was für sie wirklich zählt und wie sie vor allem ihre Selbstzweifel besiegen kann.

Kritik

Im September 2019 ist bei Netflix der Jugendfilm "Wie Jodi über sich hinauswuchs" erschienen, der mich überraschend gut packen konnte, weil trotz vieler Klischees am Ende mit dem größten gebrochen werden konnte, was eine schöne Botschaft für die Zielgruppe vermittelt hat. Nun sind wir fast zweieinhalb Jahre später und ich hatte gar nichts davon mitbekommen, dass eine Fortsetzung geplant war und war dementsprechend überrascht, als ich die Ankündigung im Programm von Netflix entdeckte. Positiv überrascht war ich aber eher nicht, denn leider ist das ein wenig der Fluch von vielen Genres, speziell aber auch bei Rom-Coms – ob nun für Jugendliche oder Erwachsene gedacht, ist da egal – weil die Fortsetzungen oft inhaltlich scheitern. Leider ist das auch für "Wie Jodi über sich hinauswuchs 2" festzuhalten, was sich schon sehr früh abgezeichnet hat. Zunächst war es noch sehr positiv, weil der Film eine raffinierte Art und Weise gefunden hat, den Inhalt des ersten Teils noch einmal in Erinnerung zu holen. Nach diesem kleinen Pluspunkt ist es mir aber sehr schwer gefallen, ins Geschehen hineinzufinden, denn während Jodi gefühlt nur noch wenig Bewusstsein für ihre Umgebung hatte und vielleicht sogar wegen ihrer neuen Beliebtheit etwas abgehoben war, war Dunk alleine beim Zuschauen schon so anhänglich und übertrieben unterstützend, dass ich es Jodi umgekehrt wiederum nicht vorwerfen konnte, dass sie immer mal wieder eingebremst hat, ohne aber das Gefühl haben zu müssen, dass auch wirklich ihre Gefühle für ihn erlöschen.

Hinzukommt, dass nach den Themen des ersten Teils sich nicht so recht abzeichnen wollte, um was es eigentlich gehen soll. Als dann aber Tommy (Jan Luis Castellanos) das erste Mal im Bild war, konnte ich das Augenrollen leider nicht vermeiden, denn was soll ich sagen? Klassiker: Dreiecksgeschichte! Ach Quatsch: Vierecksgeschichte! Denn Stigs (Luke Eisner) Schwester Stella (Johanna Liauw) kommt aus Schweden zu einem Besuch vorbei und schon hat auch Dunk einen möglichen Ersatz zur Hand. Zwischen den beiden ist zwar sofort klar, dass nichts passieren wird und dass sie sich eher als eine Zweckgemeinschaft sehen, aber Zweck wofür? Für Eifersucht natürlich… Jetzt muss man sagen, dass Tommy auch wirklich ein guter Kerl ist, mit dem ein anderes Körperbild angesprochen wird, denn er war einst deutlich übergewichtig und knabbert daran auch noch heute. Das ist ein wenig der Anknüpfungspunkt an den ersten Teil, als es eben um Jodis Größe ging. Dieser Faktor wiederum fällt fast gänzlich unter den Tisch, es kommen noch ein paar Kommentare, aber ansonsten ist der Film inhaltlich nicht deutlich wiederzuerkennen. Zu Tommys Nettigkeit kommt hinzu, dass es nichts gelingt, mit Dunk einen überzeugenden Ausgleich zu schaffen. Das ist gleich aus mehrerer Hinsicht schade, denn zum einen hat Gluck als Schauspieler genug Fähigkeiten, um sich beweisen zu können (siehe "Locke & Key" als Antagonist) und zum anderen wird weiter der Eindruck unterstrichen, dass die Figur eher unbeholfen, kindisch und völlig unpassend für Jodi ist. Vor diesem Hintergrund ist es seltsam, dass sie eigentlich nie wirkliche Zweifel an ihm hat.

Im Verlauf des Films zeichnet sich dann doch noch eine deutliche Thematik heraus und das sind Selbstzweifel, die hier in Form einer inneren Stimme stilisiert werden. Wir erleben sie deutlich bei Jodi mit, die ständig sich selbst Sätze sagen lässt, die ihr Selbstbewusstsein untergraben sollen. Im Fortgang kommt dann heraus, dass wir alle diese Stimme haben, mal leiser, mal lauter, aber eben immer da und es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Ich weiß zwar nicht, ob es bei dem Serientitel unbedingt so clever war, die Thematik so deutlich zu ändern und doch ist die Darstellung von Selbstzweifeln und der Umgang damit natürlich nicht weniger wichtig und ich finde schon, dass ein guter Weg gefunden wurde, es in dieser zweiten Verfilmung einzubauen. Zumal am Ende das Verhalten der Protagonisten dazu auch entsprechend erwachsener wirkt, sehr deutlich bei Dunk zu sehen, der doch noch die Kurve kriegt. Aber es bleibt dennoch die Frage, warum sämtliche Elternpaare, die einen Auftritt haben, sich wie bornierte Kleinkinder benehmen müssen. Etwas im Hintergrund, aber vielleicht gerade deswegen dann doch am überzeugendsten verläuft die Liebesgeschichte von Fareeda (die wunderbare Anjelika Washington) und Stig, die etwas aus dem Nichts kommt, aber auch auf der Vorlage der Selbstzweifel behandelt wird und einfach nur süß ist, natürlich süß, weil nichts erzwungen wird.

Fazit

"Wie Jodi über sich hinauswuchs 2" kommt unheimlich schwer und konfus aus den Startlöchern und bedient leider die üblichen Klischees von Fortsetzungen von Jugendfilmen. Zudem ist es überraschend, dass die starken Themen des ersten Films verloren gehen, aber wenigstens ist mit den inneren Selbstzweifeln ein Ersatz gefunden worden, der durchaus auch populär unter der Zielgruppe und älter ist. Insgesamt dennoch eine enttäuschende Fortsetzung.

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Lena Donth - myFanbase
13.02.2022

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