The Adam Project
Inhalt
Der 12-jährige Adam (Walker Scobell) hat noch immer schwer mit dem Verlust seines Vaters Louis (Mark Ruffalo) zu kämpfen und macht damit auch seiner ebenfalls trauernden Mutter Ellie (Jennifer Garner) das Leben schwer. Als eines Abends ein verletzter Pilot (Ryan Reynolds) in seiner Garage unterkommt, muss Adam feststellen, dass er eine ältere Version von sich selbst ist, die aus dem Jahr 2050 in die Vergangenheit zurückgereist ist, um eine geheime Mission zu erfüllen. Obwohl sie ein- und dieselbe Person sind, könnten sie in vielen Aspekten nicht unterschiedlicher sein, was ihre Kommunikation nicht unbedingt leichter macht. Der erwachsene Adam braucht seine jüngere Version aber für seine Pläne und schließlich raufen sie sich zusammen, um Fehler der Vergangenheit zu beheben und so die Zukunft zu retten.
Kritik
Regisseur und Produzent Shawn Levy und Hollywoodstar Ryan Reynolds scheinen immer mehr zu einem kreativen Traumpaar zu werden. Nachdem sie schon für "Free Guy" (zu streamen auf Disney+) gemeinsam gearbeitet haben, ist mit "The Adam Project" auf Netflix innerhalb kürzester Zeit der nächste Film erschienen. Zudem ist Levy auch als Regisseur für den dritten "Deadpool" angekündigt, bei dem bekanntlich Reynolds wieder in der Titelrolle zu sehen sein wird. Dass sich dort offenbar zwei gefunden haben, das beweist aber nicht nur die vermehrte Zusammenarbeit, sondern auch "The Adam Project" als Endergebnis, denn dieser Familienfilm ist wirklich von Herzen zu empfehlen. Nach der Ankündigung waren für mich die Sci-Fi-Elemente so dominant, dass ich eher vermutet hätte, das wird hier ein wildes Zeitreiseabenteuer. Stattdessen ist der Film aber wirklich so viel mehr, denn es geht auch um Familie, ums Erwachsenwerden, um Trauerarbeit und diese Liste könnte man noch beliebig fortsetzen. Das Besondere ist in diesem Film, dass ich an anderer Stelle vermutlich kritisiert hätte, dass der Inhalt zu sehr aufgebauscht wurde, aber es ist wunderbar gelungen, eine perfekte Dosierung für alle Teilthemen zu finden. So bedient "The Adam Project" eine ganze Palette von Emotionen und es gibt auch keine Chance, dass Langeweile auftreten könnte, weil immer etwas Überraschendes passiert und sei es nur der Wechsel von einer humorvollen zu einer tiefgründigen Szene.
Entscheidend zum Erfolg des Films trägt natürlich auch das gute Casting durch die Bank bei. Scobell ist ein sehr überzeugender jüngerer Adam und man kann gut glauben, dass man sich Reynolds selbst so als Kind vorstellen könnte, denn immerhin scheint dieser regelmäßig Versionen von sich selbst zu spielen. Er trifft dieses neunmalkluge, dabei mutige, aber auch störrische des Jungen echt sehr gut. Denn diese Züge sind dann auch bei dem erwachsenen Adam deutlich zu bemerken und dennoch liegt auch ein Schatten über seinen Wesenszügen. Deswegen spielt Reynolds trotz des ganzen Humors auch eine sehr ernste Rolle, was man zuletzt sehr wenig von ihm erlebt hat. Aber alleine die Szene mit seiner Mutter in der Bar oder die Sorge und Trauer um seine Ehefrau Laura (Zoe Saldana), die waren wirklich ergreifend und zeigen eben auch deutlich, dass Reynolds wahrlich mehr als lustig kann. Aber dieses amivalente Bild ergibt sich auch bei der jüngeren Version. Beide sind mitten in einem Trauerprozess, aber auf ganz unterschiedlichen Stufen, was ihre Kommunikation oft behindert und doch ist es eben ein Mensch und es ist schön, dass das durch das gute Casting so genial aufgefangen wurde. Auch Garner als Mutter Ellie ist sehr gut gecastet worden. Ruffalo als Vater passt zwar optisch vorne und hinten nicht, aber für den nerdigen Vater Louis an sich ist er großartig besetzt. Da ist es schon lustig, was durch Zeitreisen alles möglich ist, dass einmal Ruffalo und Garner die Eltern von Reynolds spielen würden. Für die ersten beiden ist im Übrigen eine erneute Zusammenarbeit, da sie 2004 in "30 über Nacht" gemeinsam vor der Kamera standen. Alles in allem ist deutlich zu merken, dass der Cast auch untereinander Spaß hatte, so dass sich die Harmonie wirklich überzeugend auf den Bildschirm übertragen hat.
Inhaltlich ist lobenswert, dass der Inhalt nicht zu sehr verkompliziert wurde, denn das kann gerade durch Sci-Fi schon einmal passieren. Der Anfang des Films ist zwar erst einmal kontextlos, weil man mitten in eine Actionszene als Zuschauer*in reingeschmissen wird, aber danach bremst die Handlung auf dieser Ebene auch schon wieder aus und nach und nach erfolgen die Erklärungen, um sich die Fragen vom Einstieg zu beantworten. Aber das ist alles auf einem Niveau, das wiederum die Familienfreundlichkeit von "The Adam Project" betont. Hier bleibt niemand auf der Strecke. Es ist aber auch gelungen, wie der Film eine überzeugende Kritik an Wissenschaft vorbringt. Es ist natürlich keine generelle Kritik, denn mit der Leidenschaft von Louis für die Forschung wird das Bild gezeichnet, das auch hängen bleiben sollte. Hier geht es um Wissenschaft, die selbstlos ist. Es geht nicht um die eigene Profilierung, sondern darum, die Menschheit voranzubringen. Durch Maya Sorian (Catherine Keener) wird aber auch das Gegenteil dargestellt, weil sie die Möglichkeit von Zeitreisen zur Weltherrschaft und Selbstbereicherung ausbeutet. Es ist schön, wie hier mit einfachen Mitteln betont wird, was der Zweck von Wissenschaft sein sollte und gerade in Zeiten von Fake News und einer übertriebenen Grundskepsis gegenüber allem und jeden, rüttelt die Darstellung definitiv auf.
Über allem steht aber das Zwischenmenschliche, das durch die Trauerarbeit repräsentiert wird. Der junge Adam sucht immer wieder die Konfrontation, weil er einfach etwas fühlen will, denn seine Mutter scheint schon viel weiter zu sein als er selbst, was für die isolierenden Gefühle sorgt. Er ahnt aber nicht, dass sie noch genauso leidet und nur für ihn die Starke geben will. Somit steht viel zwischen Mutter und Sohn. Beim erwachsenen Adam ist es genau umgekehrt. Für ihn ist seine Mutter die Heldin und er weiß, wie schwer er es ihr in jungen Jahren gemacht hat, stattdessen hat sich seine Wut gegen seinen Vater gerichtet, der in seinen Erinnerungen immer mehr der Wissenschaft als dem Familiendasein zugeneigt war. Doch das entspricht gar nicht der Wahrheit. "The Adam Project" geht dem behutsam auf die Spur, um uns Antworten zu liefern, denn natürlich stellt sich die Frage, wie ein so großer Unterschied in ihrer Wahrnehmung bestehen kann. Dieses Thema wird wie gesagt sehr gut dosiert abgebildet, weil es einfach berührt. Das Zwischenmenschliche wird aber natürlich auch durch den Humor wunderbar wiedergegeben, denn es ist echt herrlich, wie der junge Adam bewundernd auf die Muskeln und die Frau in der Zukunft reagiert, bis er dann feststellt, dass er offenbar nicht mehr das hellste Köpfchen ist. Wirklich zum herzlichen Lachen! Dennoch dürfen auch einige Actionszenen nicht fehlen und da ist es doch geschickt, dass auch Saldana an Bord ist, weil man ihr die starken Frauenfiguren immer abgekauft. Aber auch die Verfolgungsszenen mit den Raumschiffen sind spannend und mitreißend gelungen. Eben ein Erlebnis von vorne bis hinten.
Fazit
"The Adam Project" ist ein wirklich gelungener Familienfilm, der vielschichtig und wohl dosiert vom Zeitreisen erzählt, aber dabei den Fokus auf das Zwischenmenschliche und Trauerbewältigung in unterschiedlichen Formen legt. Neben ganz viel Humor und Action ist also auch die Seele vollends bedient, so dass das kurzweilige Endergebnis durchaus problemlos öfters anzuschauen sein dürfte.
Lena Donth - myFanbase
16.03.2022
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: The Adam ProjectVeröffentlichungsdatum (USA): 11.03.2022
Veröffentlichungsdatum (DE): 11.03.2022
Länge: 106 Minuten
Regisseur: Shawn Levy
Drehbuchautor: Jonathan Tropper, T.D. Nowlin, Jennifer Flackett & Mark Levin
Genre: Science Fiction, Action, Komödie
Darsteller/Charaktere
Ryan Reynolds
als erwachsener Adam
Walker Scobell
als junger Adam
Jennifer Garner
als Ellie Reed
Mark Ruffalo
als Louis Reed
Zoe Saldana
als Laura
Catherine Keener
als Maya Sorian
Alex Mallari Jr.
als Christos
Braxton Bjerken
als Ray
Kasra Wong
als Chuck
Ben Wilkinson
als Derek
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