Thor: Love and Thunder
Inhalt
Thor (Chris Hemsworth) ist wieder in körperliche Topform und unterstützt nach Belieben die Guardians of the Galaxy. Doch in der Galaxie mehren sich Hinweise, dass ein Götterschlächter namens Gorr (Christian Bale) mithilfe des Nekroschwerts nach und nach seine Mission erfüllt, alle Götter zu töten. Spätestens als Thor einen Notruf seiner Freundin Sif (Jaimie Alexander) abfängt, bricht er nach Neu-Asgard auf, nur um dort davon überrascht zu werden, dass nun seine Ex-Freundin Jane (Natalie Portman) eine neue Thor ist, da sie Mjölnir befehligt. Während neue Gefühle hochkochen, schließen sie sich mit König Valkyrie (Tessa Thompson) und Korg (Taika Waititi) zusammen, um Gorr aufzuhalten, bevor es zu spät ist.
Kritik
Thor war seit "Avengers: Endgame", der 2019 veröffentlicht wurde, nicht mehr im MCU zu sehen. Auch wenn drei Jahre jetzt wahrlich nicht die Welt sind, fand ich es zu Beginn gleich positiv, dass der Film an einigen Stellen mit rückblickenden Erzählungen durch Korg arbeitet, weil so auf humorvolle Art und Weise wichtige Aspekte aus Thors Vergangenheit aufgegriffen und so den Zuschauer*innen noch einmal vor Augen geführt werden konnten. Ansonsten setzt der Film nahtlos an dem an, was wir zuletzt von unserem Donnergott erfahren haben: er ist mit den Guardians unterwegs. Ich habe mir zwar im Vorfeld schon gedacht, dass die Gastauftritte der unkonventionellen Superhelden nicht ausgiebig ausfallen werden, da ihr nächster Solofilm schließlich nicht mehr in völlig weit entfernter Zukunft liegt, aber es war dennoch schade, wie kurz es tatsächlich ausfiel. Denn die kurzen Sequenzen haben definitiv viel Potenzial angedeutet. Zudem muss man auch sagen, dass sich von der charakterlichen Zeichnung her dort eine Gruppe auf der einen Seite und eine Einzelperson auf der anderen Seite gefunden haben, die wie Arsch auf Eimer zusammenpassen. Deswegen hätte man das durchaus noch mehr nutzen können, zumal ich gewisse Absurditäten wohl auch länger verziehen hätte, wenn die Guardians mehr zu sehen gewesen wäre, denn zu ihnen passt diese Erzählweise.
Thor ist seit seinem ersten Auftritt 2011 im MCU eher mit einem Augenzwinkern inszeniert worden, was man vor allem im Vergleich zu beispielweise Captain America (Chris Evans) immer deutlich gemerkt hat. Speziell dann unter der Regie von Taika Waititi, der nun schon den zweiten "Thor" für die große Leinwand umsetzen durfte, ist die Richtung aber ganz klar noch einmal verschärft worden und es stellt sich definitiv die Frage, ob nun nicht auch mal genug ist. Die lang gezogene Eröffnungsszene, als die Guardians so langsam ermüden und Thor dann in völliger Lässigkeit sich dem Kampf anschließt und untermalt von Guns N' Roses mit "Welcome to the Jungle" mal so eben allen den Garaus macht, dabei aber den wertvollen Tempel des Volkes, das er schützen sollte, zerstört, die habe ich definitiv genossen. Nach der längeren Wartezeit war das einfach episch inszeniert und hat unterstrichen, warum so viele von uns sich genau auf diesen Film gefreut haben. Aber ich finde es dennoch schade, dass die Darstellung von Thor nahezu alleine auf diese zugespitzte Art und Weise setzt. Denn oft genug muss man einfach konstatieren, dass Thor schlichtweg lächerlich gemacht wirkt. Natürlich ist es auch sympathisch, dass er kein Superheld ist, bei dem alles immer bis ins letzte Detail durchdacht wunderbar klappt, sondern auch er seine Schwächen und Fehler hat, aber eben nicht nur. Denn er hat auch Stärken und hat über seine Entwicklung im MCU hinweg auch viele selbstreflexive Momente gehabt. In diesem Film hat er nun eigentlich einen einzigen und das auch erst sehr spät im Film, was mir persönlich zu wenig ist. Humor im MCU in allen Ehren, ich feiere ihn jedes Mal, aber es sollte dennoch so ausgewogen sein, dass für die Figur am Ende etwas zu Buche steht, was nicht selbstverständlich ist.
Zudem muss man auch sagen, dass der Film durch die übertriebene Lächerlichkeit in Bezug auf Thor einen Spagat wagt, den ich eher als gescheitert einstufen würde. Mit Antagonist Gorr wagt dieser Film nämlich einen sehr düsteren Einschlag und ich musste sofort daran denken, dass er atmosphärisch hervorragend in "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" gepasst hätte; für diesen vorrangig lustigen Film hat es aber nicht ideal gepasst. Auch wenn Bale, der sich eigentlich weiteren Superheldenfilmen verweigert hatte und nur für seine Kinder zugesagt hat, deutlich sichtbar alles gibt, um diesen Bösewicht mit Leben zu füllen, so bringt er mit seinen ganzen düsteren Monstern auch eine Stilistik mit in den Film, die zwar optisch sehr ansprechend ist, aber einfach im krassen Gegensatz zum restlichen Film steht. Das ist einfach schade, denn auch wenn ich die Backstory zu Gorr auch nicht intensiv genug fand, aber er hatte mit seiner Tochter Love (India Hemsworth) eine potenziell sehr emotionale Geschichte, die man wunderbar hätte intensiver ausarbeiten können, aber das dann auch in einem stilistisch etwas anderen Film. Dennoch kamen die Fäden am Ende natürlich geschickt zusammen. Dort gab es wirklich viel Unerwartetes, das geboten wurde und dann passte die Grundausrichtung des Films auch schon wieder besser, aber zwischendurch war es widersprüchlich, weswegen ich mich gerade bei Gorrs Szenen auch dabei erwischte, immer mal kurz gedanklich abzuschweifen.
Zwischen diesen beiden höchst unterschiedlichen Grundatmosphären steht genau Jane. Denn auf der einen Seite erleben wir sie als später selbst ernannte Mighty Thor, die sich zwar beeindruckend schnell mit ihren Kräften zurechtfindet, die aber gerade im Zusammenspiel mit Thor dann auch wieder etwas zur verliebten Teenagerin wird und auch sonst schon mal in kleinere Fallen tappt. Damit ist sie natürlich deutlich auf der lustigen Seite, wenn auch vom Lächerlichkeitsgrad auf ein angenehmes Niveau heruntergeschraubt. Dann aber wiederum überrascht uns der Film damit, dass sie an Krebs erkrankt ist und sich bereits im Endstadium befindet. Das ist natürlich ein krasser Gegensatz, weil es definitiv eine dunkle Wolke ist, die konstant über dem Film hängt. Dennoch finde ich es gut gewählt, auch weil es der Figur Jane etwas Gerechtigkeit gibt, die in meinen Augen doch sträflich fallen gelassen wurde zwischendurch, dabei war sie immer schon der ideale Gegenpart zu Thor. Deswegen fand ich es auch genau richtig, dass wir wieder mit Korgs Erzählungen einen Rückblick von ihrer gemeinsamen Geschichte bekommen, der aber gleichzeitig auch erweitert wurde, weil es so einige Szenen gab, die wir eben damals von ihrer Beziehung nicht zu sehen bekommen haben. So fühlt es sich sofort deutlich bedeutender an, dass diese beiden mal wieder für eine Liebesgeschichte ins Zentrum gestellt wurden. Aber es ist zum Glück nicht nur Thor und Jane, sondern der Gruppengedanke ist immer vorhanden, so dass auch König Valkyrie immer fleißig mitwirken darf. Gerade mit Jane alias Mighty Thor bietet sie auch ein unerwartet starkes Duo, zumal sie ähnlich denken, die eine als Kriegerin, die andere als Wissenschaftlerin und gerade ihr Umgang mit Thor ist recht ähnlich. Nicht zu vergessen in all dem natürlich Korg, der definitiv eine liebenswerte Ergänzung darstellt.
Erst nach hinten raus nimmt die Liebesgeschichte dann richtig Fahrt auf und das eben weil die dunkle Wolke dann für alle bekannt und sichtbar ist. Es war für mich dann auch mit der stärkste Teil, weil Thor von dieser lächerlich arroganten Verhaltensweise weggeholt wurde und sich auf das besinnen musste, was wirklich im Leben zählt. Jane wiederum ist aber auch herausgefordert worden, weil sie zum einen die ehrliche Portion Thor bekommt und vielleicht ein klein wenig noch vom ewigen Happy End träumt, um dann aber völlig unwissenschaftlich rein mit dem Bauch als mit dem Verstand zu entscheiden. Hier ist Jane dann das ideale Sinnbild für das, was dem Film durchgängig gut zu Gesicht gestanden hätte, denn sie ist genau der Spagat, der funktioniert hat. Gegensätze gehen also durchaus, aber immer in so einem Rahmen, dass es sich auch rund auflösen lässt.
In einem Film voll von guten Actionszenen, grandios eingesetzter Musikauswahl (mit Guns N' Roses zwar einseitig, aber es hatte definitiv eine Wirkung!) und haufenweise Cameos ist auffällig, dass sich das MCU aktuell vielen jüngeren Figuren zuwendet. Nach "Ms. Marvel", die schon direkt ihre eigene Serie hat, nach der Einführung von America Chavez (Xochitl Gomet) im letzten "Doctor Strange" und nun den ganzen entführten Kindern, wobei hier Axl (Kieron L. Dyer) heraussticht sowie dann Love, stellt sich die Frage, ist das Zufall oder hat das System? Und was soll ich davon halten? Es ist definitiv richtig, dass hier auch ein jüngeres Publikum eingefangen werden soll und die unterschiedlichen Duos mit unterschiedlichem Alter wirken allesamt vielversprechend und dennoch ist es natürlich eine ganz andere Stilistik für das bisherige MCU. Kinder und Jugendliche sind die ganze Zeit über Feuer und Flamme für ihre Superhelden gewesen, es funktionierte also; von daher abwarten, was die neue Strategie ist. Familie Hemsworth (die ohnehin fast vollständig zu sehen ist) hat ja jedenfalls schon drei Kinder, die für die nächste Generation Superhelden bereit steht und es wird sich ja zeigen, ob es zumindest für India Hemsworth schon längst begonnen hat.
Fazit
"Thor: Love and Thunder" ist sicherlich kein schlechter Film, da viele der einzelnen Bestandteile für sich gut und sehr unterhaltsam sind, aber in der Gesamtkomposition passt es an einigen Stellen nicht. Gorr erscheint mir als Antagonist für diesen konkreten Superheldenfilm zu düster, denn während Thor oftmals völlig der Lächerlichkeit hergegeben wird, kann dieser gar nicht seine volle Wirkung entfalten. Die Gegensätze waren wirklich groß, aber als Klebstoff fungiert Jane, die als Mighty Thor endlich das bekommt, was sie schon längst verdient hatte. Daher insgesamt gute und pfiffige Ideen, aber kein Marvel-Film, der in irgendeiner Weise besonders heraussticht in seinem Genre.
Lena Donth - myFanbase
09.07.2022
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Thor: Love and ThunderVeröffentlichungsdatum (USA / Australien): 08.07.2022
Veröffentlichungsdatum (DE): 06.07.2022
Länge: 119 Minuten
Regisseur: Taika Waititi
Drehbuchautor: Taika Waititi & Jennifer Kaytin Robinson
Genre: Komödie, Action, Abenteuer
Darsteller/Charaktere
Chris Hemsworth
als Thor
Natalie Portman
als Jane Foster / Mighty Thor
Tessa Thompson
als König Valkyrie
Christian Bale
als Gorr
Taika Waititi
als Korg (Stimme)
Russell Crowe
als Zeus
Jaimie Alexander
als Sif
Chris Pratt
als Peter Quill / Star-Lord
Dave Bautista
als Drax
Karen Gillan
als Nebula
Pom Klementieff
als Mantis
Sean Gunn
als Kraglin
Vin Diesel
als Groot (Stimme)
Bradley Cooper
als Rocket (Stimme)
Kieron L. Dyer
als Axl
Love
als India Hemsworth
Ava Caryofyllis
als junge Jane
Chloé Gouneau
als Janes Mutter
Idris Elba
als Heimdall
Kat Dennings
als Darcy Lewis
Stellan Skarsgård
als Erik Selvig
Matt Damon
als Schauspieler Loki
Luke Hemsworth
als Schauspieler Thor
Melissa McCarthy
als Schauspielerin Hela
Sam Neill
als Schauspieler Odin
Brett Goldstein
als Herkules
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Elsa Pataky
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