Bewertung
Ryan Coogler

Black Panther: Wakanda Forever

Foto: Black Panther: Wakanda Forever - Copyright: Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.
Black Panther: Wakanda Forever
© Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Inhalt

Nack König T'Challas (Chadwick Boseman) Tod ist die Welt in Aufruhr, denn immer mehr Nationen verlangen, Anspruch auf Vibranium zu bekommen. Königin Ramonda (Angela Bassett) kämpft verbissen darum, ihr Land zu beschützen, doch alles gerät durcheinander, als sich zeigt, dass unter Wasser auch Vibranium existiert und dass es dort das Reich Talokan unter der Führung von Mutant Namor (Tenoch Huerta) gibt, der auch seine Leute schützen will. Während Shuri (Letitia Wright) vor der Entscheidung steht, ob und wie eine Zusammenarbeit möglich ist, eskaliert die Situation, so dass ein neuer Pfad für Wakanda gefunden werden muss.

Kritik

2018: Mit der Veröffentlichung von "Black Panther" gelingt Marvel eine echte Überraschung, denn der erste schwarze Superheld sowie die Vorstellung vom Königreich Wakanda hinterlassen weltweit tiefen Eindruck und geben Millionen von Menschen Hoffnung. 2020: Die Welt rückt zusammen, denn mit Bosemans unerwartetem Krebstod sind alle vereint in ihrer Trauer um einen fantastischen Schauspieler, der seinen Rollen alles von sich gegeben hat, auch als er schon schwerkrank war und sein Schicksal vermutlich schon kannte und speziell Black Panther war für ihn eine echte Herzensrolle. Für die Produktion bei Marvel, die schon längst den Inhalt für den zweiten Film festgezurrt hatte, stellt die unmittelbare Zeit danach wohl eine riesige Herausforderung dar. Auch wenn sich der Tod oft wie ein Innehalten von Zeit anfühlt, so dreht sich das Rädchen doch immer weiter und es waren Entscheidungen zu treffen. Letztlich fiel die Wahl darauf, Black Panther nicht einfach zu recasten und dazu kann man nur sagen, gut so, denn so konnte die Thematik eingebaut werden und was für ein Geschenk ist es für diesen Film nun geworden! 2022: Ich war im Vorfeld schon sehr angespannt, denn die beiden vorab veröffentlichten Trailer haben emotional einiges aufgebaut, wo selbstverständlich war, dass es sich entladen würde. Daher danke ich auch für den Mut von Ryan Coogler, der uns alle unmittelbar in den Trauerprozess mit hineinnimmt, sowohl der Moment, als T'Challas Tod endgültig feststeht als auch in die anschließende Beerdigung. Dazu der Höhepunkt mit dem Marvel-Logo, der ganz alleine Boseman gewidmet ist und schon ist der erste Dammbruch erreicht, aber wie großartig und würdevoll!

Nach einem Zeitsprung von einem Jahr geht der eigentliche Inhalt des Films los und auch hier war ich wieder begeistert, denn weiterhin war die Trauer ein allgegenwärtiges Thema und wurde nicht einfach abgehakt, um weitermachen zu können. Dabei stechen für mich vor allem Bassett und Wright als trauernde Mutter und Tochter hervor, die ihren so völlig unterschiedlichen Rollen jeweils etwas Spezielles mitgeben. Ramonda, die stolze Königin, die große Stärke beweisen muss, um ihr Land zu schützen und die gleichzeitig die Sorge um ihr zweites Kind hat. Diese wiederum hat sich auf ihren Trauerprozess nicht einlassen können, denn Shuri brennt innerlich und vertieft sich lieber in die Wissenschaft. So unterschiedlich die Reaktionen sind, so grandios ist jeweils das Schauspiel. Wenn man bedenkt, dass es mit Wright im Drehprozess nicht immer einfach war und sie sich mehrfach für diverse Ansichten rechtfertigen musste, so kann man nur dankbar sein, dass diese Thematik für den Film keine Rolle gespielt hat, denn Privatleben und schauspielerisches Können haben zum Glück nichts miteinander zu tun. Dementsprechend wäre es wirklich schade gewesen, Wright nicht wieder als Shuri erleben zu dürfen, da sie diesen Charakter wirklich atmet und in diesem zweiten Teil so viel mehr Raum erhält, was sie auch auszufüllen weiß und das bis in die Mid-Credits-Szene. Insgesamt war "Black Panther" schon vorher eine weiblich dominierte Welt, was sich jetzt in diesem zweiten Film noch einmal deutlich verstärkt, daher nehme ich auch gerne Danai Gurira als Okoye und Lupita Nyong'o als Nakia hinzu, denn dieses Quartett bestimmt den Film, schauspielerisch und inhaltlich.

Die sich in innerlichem Aufruhr befindende Shuri trifft schließlich auf Namor, der im Vorfeld schon als großer Antagonist beworben wurde. Ich scheue mich bei diesem Begriff aber ehrlich gesagt etwas, denn ich habe ein so ausgearbeitetes Profil zu ihm erhalten, dass es mir schwer fällt, ihn stereotyp in eine Ecke zu packen. So mancher Solo-Held im Marvel-Universum hat nicht eine solche Backstory ausgearbeitet bekommen. Er ist zwar später der große Widersacher, aber ich hatte eher das Gefühl, dass Missverständnisse und ein zu kompliziert handhabendes Politikgeschäft für die Eskalation gesorgt haben, denn ansonsten befanden sich Shuri und Namor in sehr ähnlichen Positionen und waren damit eher Verbündete. Letztlich wird sich mit dem Mutanten und seinem Volk auch genug offen gehalten, dass sie noch eine große Rolle spielen können und das kann man nur willkommen heißen, denn wie schon im ersten Teil mit Killmonger (Michael B. Jordan) ist die Charakterarbeit sorgfältig und detailliert, so dass das Dargebotene auch im Kopf bleiben wird. Für Shuri war es auch genau die richtige Person, auf die sie treffen konnte, um ihre eigene Reise zu vollziehen, um dann endlich das Erbe anzutreten, wo gewiss auch Boseman sofort geknickt hätte, denn es ist einfach nur logisch und richtig.

"Black Panther: Wakanda Forever" gelingt es aber auch, eine vielfältige Atmosphäre zu erzeugen. Die Welt in Wakanda war noch nie bierernst und es ist löblich, dass trotz der Schwere der allgegenwärtigen Trauer auch immer ein Schmunzeln möglich ist. Dafür steht vor allem wieder Everett Ross (Martin Freeman), aber auch Riri Williams (Dominique Thorne). Bislang war es eher üblich, mit den Serien auf die nächsten Filme hinzuarbeiten, wie beispielsweise "Ms. Marvel" auf "The Marvels". Hier wird der umgekehrte Weg gewählt, denn die geniale Erfinderin Riri, die mit "Ironheart" ihre eigene Serie 2023 bekommen wird, wird schon jetzt eingeführt und das ist wunderbar gelungen. Es wird deutlich, dass sie für eine gewisse Leichtigkeit steht, aber dass sie auch auf emotionaler Ebene mithalten kann. Jedenfalls passte das Trio aus ihr, Shuri und Okoye wirklich genial und hat auch den meisten Humor beschert. Das hat dem Film insgesamt gut getan, auch weil es ebenso zu einer wichtigen Botschaft beiträgt, denn für uns Lebende geht es immer weiter und man hat ein Recht, dass alles aufzusagen und dankbar zu sein. Aber auch ohne Botschaften machen Riri und ihre Darstellerin Lust auf mehr.

Mit "Ironheart" für 2023 sind wir auch beim nächsten Thema, denn nun ist mit "Black Panther: Wakanda Forever" die vierte Phase innerhalb des MCUs abgeschlossen und im neuen Jahr geht es mit Phase 5 weiter. Ich bin froh, dass mit "Black Panther: Wakanda Forever" nun so ein Highlight für den Abschluss veröffentlicht wurde. Auch wenn ich nicht per se enttäuscht von Phase 4 bin, weil sie für einen Neuanfang steht und viele neue Figuren eingeführt hat, um dann jetzt wohl langsam alles inhaltlich zusammenzuführen, ist mir vor allem viel Klamauk und überraschenderweise Horror in Erinnerung geblieben. Auch wenn der zweite "Black Panther" ursprünglich anders konzipiert worden ist, ich wage dennoch die Behauptung, dass es auch ohne die Trauerthematik ein viel ernsterer Superheldenfilm geworden wäre, denn das war schon die DNA des ersten Teils und ich bin erleichtert, dass diese faszinierende Mischung aus futuristischer Zukunft gepaart mit Tradition bis in jede Faser wieder angeboten wurde. Der Film sticht in der Gesamtkomposition und in der Charakterarbeit heraus und ist damit eine qualitative Bank, auf die Marvel stolz sein sollte, denn das muss der Ausgangspunkt und Anspruch für Phase 5 sein.

Fazit

"Black Panther: Wakanda Forever" ist eine intensive Trauerverarbeitung der Produktion, aber auch für uns Zuschauer*innen geworden, die genau überall dorthin trifft, wo es nötig ist. Aber auch inhaltlich ist es trotz der im großen Stil notwendig gewordenen Überarbeitungen ein sehr durchdachter Film geworden, der in allen Stimmungslagen zu unterhalten weiß. Ohne Frage der beste Marvel-Film des Jahres und damit der perfekte Endpunkt für Phase 4!

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Lena Donth - myFanbase
11.11.2022

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