Bewertung
Peyton Reed

Ant-Man and the Wasp: Quantumania

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Ant-Man and the Wasp: Quantumania
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Inhalt

Scott Langs (Paul Rudd) inzwischen 18-jährige Tochter Cassie (Kathryn Newton) ist während des Blips in die wissenschaftlichen Spuren ihrer Wahlgroßeltern Hank Pym (Michael Douglas) und Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) getreten und hat ein Gerät entwickelt, das eine Verbindung zur Quantenebene herstellt, um diese erkunden zu können. Doch es kommt zur Katastrophe, denn die gesamte Kleinfamilie mitsamt Hope (Evangeline Lilly) landet in der Quantenebene. Besonders für Janet ist das der große Horror, denn sie hat bewusst ihre Erfahrung aus ihrer Zeit verheimlicht, denn sie weiß, was in der Tiefe der Quantenebene lauert: Kang, der Eroberer (Jonathan Majors). Als dieser von der Ankunft der neuen Gruppe hört, macht er Jagd, denn er braucht Hilfe, doch sind Kang und seine düsteren Pläne zu stoppen?

Kritik

Die "Ant-Man"-Reihe war bislang für mich innerhalb des MCUs die größte Familiengeschichte, was sich auch konsequent so durch die einzelnen Teile gezogen hat, weswegen ich es im zweiten Teil "Ant-Man and the Wasp" auch schon so gut fand, dass Hope es namentlich in den Titel geschafft hat, um so zumindest einen deutlichen Hinweis zu geben, dass es mehr ein Ensemblefilm als ein Solofilm eines Superhelden aus dem Hause Marvel ist. Nun wird den Langs, Pyms und Van Dynes die ehrenwerte Aufgabe zuteil, die fünfte Phase innerhalb des MCUs einzuläuten. Auf diese Phase haben die Fans wohl nun schon lange hingefiebert, auch wenn "Black Panther: Wakanda Forever", der Phase 4 abgeschlossen hat, noch gar nicht so lange zurückliegt. Doch Phase 4 war eben für viele eher eine Enttäuschung, weil es eher die Phase war, in der auch durch die erstmalige Einbindung der Serien der Eindruck entstand, das im fast schon wilden Ausmaß neue Superhelden eingeführt werden, nachdem die alte Generation mehr oder weniger in Rente gegangen zu sein scheint. Ein durchgängiges Konzept war dabei eher selten zu erkennen, auch wenn "WandaVision" beispielsweise in "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" übergeleitet hat. Doch die einzige Produktion mit absoluter Weitsicht scheint im Nachklang die erste Staffel von "Loki" gewesen zu sein, was nun in "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" deutlich wird. Denn schon dort tauchte erstmals eine Variante von Kang auf und nun lernen wir die zweite Version kennen. Dazu verrät Phase 6, für die bereits "Avengers: The Kang Dynasty" angekündigt ist, sehr deutlich: Kang ist der neue Thanos (Josh Brolin). Dementsprechend geht es nun also wieder richtig los und der rote Faden scheint wieder ausgerollt zu sein. Doch eine Frage habe ich mir die ganze Zeit gestellt: War die bisherige Ästhetik von Ant-Man und Familie wirklich geeignet, um einer Kang-Variante eine Plattform zu bieten?

Inhaltlich hat sich in jedem Fall ein rundes Bild ergeben, da eben eine Kang-Variante mit düsteren Plänen in der Quantenebene gefangen ist und da kennt sich nun mal eine bestens aus: Janet. In diesem Sinne war die Idee, hier die Familie einzubinden, absolut logisch. Dennoch hatte ich beim Schauen des Films eher den Eindruck, dass es ein Film für Kang und seine Ästhetik war, nicht aber für die schon lieb gewonnenen Charaktere, die sonst eher für Spaß und heimelige Familiendynamik stehen. Der Humor ist im MCU ohnehin immer so eine Sache. Er muss für mich nicht durchgängig übertrieben werden, weil es zu manchen Figuren eben besser als zu anderen passt. Doch speziell Scott lebt von einem ihm eigenen Humor und diese spezielle Note ist im Film fast komplett untergegangen. Es gibt die rahmende Anfangs- und Endszene, in der Scott durch San Francisco flaniert, während man seinem inneren Monolog beiwohnt und es ist einfach herrlich. Das ist genau der Ton, den ich mir erwarte, weil es die typische Underdog-Stellung und Selbstverliebtheit von Scott repräsentiert. Im späteren Verlauf gibt es nur noch kleine Einschübe oder auch neue Figuren in der Quantenebene, die eher lustig erscheinen, doch ansonsten ist die Erzählform völlig neu für diese Figuren. Ich finde so eine Diskrepanz immer schwierig zu beurteilen. Denn einerseits wünscht man sich eine zusammenhängende Konzeption, aber man hat an einzelne Figuren eben auch bestimmte Erwartungen und die sind hier nicht so bedient worden, wie ich mir das im Vorfeld gewünscht hätte.

Es ist nicht so, als ob für unsere Kleinfamilie überhaupt nichts getan wird. Es wird viel für Scott und Cassie gearbeitet. Da die beiden als Vater-Tochter-Duo immer schon die Reihe um Ant-Man geprägt haben, ist es hier eine durchgängige Fortsetzung. Es bietet sich auch an, denn Cassie ist zu einer jungen Frau gereift. Vater und Tochter haben viel Zeit zusammen verloren und Scott muss sich sicherlich auch erstmal an den Gedanken gewöhnen, dass Cassie sehr selbständig geworden ist. Zwar beschwört sie diese ganze Katastrophe herauf, aber ihr Willen für die Wissenschaft darf durchaus imponieren. Zumal dann auch im späteren Verlauf sie sich etwas unbeholfen an ihr Leben als eigenständige Superheldin herantastet. Da macht sie noch Fehler, da ist sie noch unsicher, aber es ist schön rund, dass Scott erst sehr fürsorglich gegenüber Cassie agiert und später realisiert, dass er ihr besser damit hilft, ihr größer Fan zu sein. Während mir Hope und Hank diesmal etwas verloren erscheinen, auch wenn die Familiendynamik insgesamt nur noch enger wird, ist es auch der Film von Janet. Man hat in Pfeiffers Darstellung deutlich gemerkt, auch wenn ihre Figur die Quantenebene wie die Pest scheut, so hat sie sich dort einen Ruf aufgebaut, der nahezu überall großen Respekt einfordert und das merkt man. Egal, wo sie wandelt, alle Beteiligten scheinen einmal ehrfürchtig innezuhalten und dann geht es weiter. Auch wenn es insgesamt deutlich weniger als in den Vorgängern ist, was hier an Charakterarbeit geleistet werden darf, so ist es für mich nur noch mehr eine Ensemblereihe geworden und das im sehr positiven Sinn gemeint.

Was auch nicht so ganz zu der Erwartungshaltung in Bezug auf unsere Patchwork-Familie passt, das ist die Optik der Quantenebene. Auch wenn sich die Gemeinsamkeiten absolut in Grenzen halten, so fühlte ich mich relativ gesehen doch sehr an den Disney-Film "Strange World" erinnert. Aus anderen Kritiken nenne ich auch gerne den Vergleich zu Star Wars, was ich angesichts meines sehr knappen eigenen Wissens zu diesem Universum einfach mal übernehme. Auch wenn ich gerne neue Welten entdecke, so hat es für mich hier einfach nicht so übergeschwappt, während ich die verschiedenen Galaxien aus "Guardians of the Galaxy" z. B. sehr spaßig finde. Letztlich war auch gar nicht so viel Zeit, die Lebewesen von dort zu entdecken, da dann die Handlung mit Kang und dem bereits von ihn aufgebauten Imperium überhandgenommen hat. Die Frage ist auch, ob die Quantenebene überhaupt noch einmal so eine Bedeutung eingeräumt bekommt. Die hiermit erfolgte Ausarbeitung deutet nicht unbedingt darauf hin, denn sie wirkte mehr als Mittel zum Zweck, aber nicht unbedingt als Welterschaffung um ihrer selbst willen.

Kommen wir zu Kang und all seinen Varianten, die wohl im großen Ausmaß Phase 5 und 6 bestimmen werden. Im Vorfeld waren durch die ersten internationalen Screenings schon einige Stimmen rübergeschwappt und überrascht viel bezog sich dabei auf Majors und seine Darstellung des neuen Antagonisten. Für mich persönlich war er in diesem Film nicht so hervorstechend, wie ich das im Vorfeld antizipiert habe. Ich fand ihn persönlich in "Loki" sogar cooler. Ja, es war eine andere Variante, aber dennoch sind beides Antagonisten, da sind Vergleiche erlaubt. Fakt ist, dass Majors sich ohne Frage schon einen Plan zurechtgelegt hat. Er wird noch viele verschiedene Optionen bekommen, in die Rolle von Kang zu schlüpfen und das in unterschiedlichen Ausprägungen und das wird er als Geschenk wahrnehmen. Aber ich glaube, dass seine große Zeit erst noch kommen wird. Dennoch steht jetzt schon fest, dass Majors zu ausreichend Tiefe fähig sein wird und das ist für einen Antagonisten vielversprechend. Das war besonders deutlich in den Rückblenden zu seinen Begegnungen mit Janet deutlich. Dort begegnet er uns als hoffnungsloser Gestrandeter und die Verbindung, die er zu Janet aufbaut, die besorgt wegen ihrer Entfremdung zu Hope ist, fühlt sich echt an. Man hat den Eindruck, dass Kang dort wirklich Mitgefühl entwickelt. Er redet zwar schon viel über Zeit und Raum, aber das Ausmaß seines Wesens ist deswegen nicht zu erahnen. Auch später im Film hat er eine sehr ruhige und dennoch erschreckende Art an sich. Das wird auch gut dadurch unterstrichen, dass er sich nicht viel bewegen muss und dennoch eine unwiderstehliche Präsenz hat. Dennoch bin ich mir sicher, dass diese Darstellung erstmal nur ein kleiner Teil von dem ist, was noch möglich ist. Lobenswert ist aber definitiv, dass auch Nicht-Abonnenten von Disney+, die also die andere Kang-Variante noch nicht kennenlernen konnten, dennoch abgeholt werden, denn die Geschichte dahinter wird wieder erklärt. Ich fand es zwar in "Loki" besser, aber da war die Varianten-Thematik ohnehin viel präsenter, insgesamt kann man aber nicht meckern. Ich befürchte jedoch, dass das für die zweite Staffel von "Loki", die für den Sommer angekündigt ist, dann nicht mehr gilt und man diese besser gesehen haben sollte.

Fazit

"Ant-Man and the Wasp: Quantumania" bietet viel Aufschluss darüber, was für die nun gestartete Phase 5 sowie die dann folgende Phase 6 geplant ist, indem sie Eroberer Kang intensiver einführt und sich dabei auf eine schauspielerische Faszination durch Jonathan Majors verlassen kann. Auf der anderen Seite hat die sicherlich logisch durchdachte Handlung nicht unbedingt zur Ästhetik zu der Patchwork-Familie gepasst, die vor vorher schon in zwei Filmen lieben gelernt haben. Vielleicht hätten besser andere MCU-Charaktere für diese Einführung herhalten sollen. So bleibt ein gemischter Eindruck.

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Lena Donth - myFanbase
16.02.2023

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