Nur noch Weihnachten im Kopf
Inhalt
Als Lucy Lovett (Ashley Greene) aus dem Brautladen stürmt und auf eisigen Verhältnissen ausrutscht, kommt sie unglücklich mit dem Kopf auf und ehe sie sich versieht, hat sie aufgrund einer retrograden Amnesie die letzten zwei Jahre ihres Lebens vergessen. Als sie sich dessen noch gar nicht bewusst ist, stürmt sie mit dem Brautkleid unterm Arm von Portland, Maine nach Bedford Harbor zu Zach Callahan (Andrew Walker), den sie als ihren Verlobten kennt. Lucy fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass sie längst getrennt sind und dass sie sich in Portland ein ganz anderes Leben aufgebaut hat als das, was sie sich einst erträumt hat. Dazu hat sie einen neuen Verlobten namens Brad (Clayton James), den sie schon an Silvester, also in knapp zwei Wochen, heiraten soll. Auf die Empfehlung der Ärztin hin sucht Lucy wieder Anschluss nach Bedford Harbor, um dort ihre Erinnerungen zurückzugewinnen. Dabei zieht es sie auch immer wieder zu Zach und Lucy fragt sich, wie sie ihm einst wohl das Herz gebrochen haben mag.
Kritik
Oha, "Nur noch Weihnachten im Kopf", der 2019 erstmals im US-amerikanischen Raum ausgestrahlt wurde, startet denkbar ungünstig. Ich habe nichts gegen retrograde Amnesie, halte es sogar tatsächlich für ein sehr geeignetes Mittel, damit sich Figuren selbst hinterfragen, aber diese inszenierte 'Unfall', da hat es sich jemand ganz schön einfach gemacht. Ein wenig dramatischer hätte das durchaus gestaltet werden können, denn so haben Schnitt und Konsequenz keine wirkliche Logik ergeben. Es war zwar schon klar, dass Lucy von ihrem Unfall nicht völlig ausgeknockt sein durfte, weil sie noch mit dem Auto nach Bedford Harbor fahren musste, aber dass sie dann nach den dortigen Missverständnissen erstmal im Krankenbett gelandet ist und auch anschließend nicht mehr selbständig Auto fahren konnte, da ist wirklich einiges zusammengewürfelt worden. Aber nun muss ich auch ehrlich gestehen, Weihnachtsfilme sind tatsächlich ein Genre, wo sich das leichter verzeihen lässt. Dennoch hätte ich mir einen schnittigeren und passenderen Anfang gewünscht, weil ich den Film später nicht mehr mit dem Adjektiv 'oberflächlich' versehen würde, warum also so starten?
Greene habe ich wie wohl die meisten durch "Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen" kennengelernt und sie verschlägt es nun immer wieder zu Weihnachtsfilmen und erst letztens hörte ich ein Interview mit Jennifer Love Hewitt, die in Aussicht stellte, vielleicht bald in ihrer Weihnachtsfilm-Phase zu sein. Dafür dass diese Genre doch so viel belächelt wird, finde ich es immer wieder beachtlich und bewundernswert, wenn sich die entsprechenden Schauspieler*innen davon nicht beirren lassen und diese Zeit einfach genießen, zumal sie oft auch große kreative Freiheiten als Produzenten etc. eingeräumt bekommen. Aber ich bin abgeschweift, denn eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass Greene sich ihre Karriere vielleicht in großen Blockbustern hätte ebnen können, stattdessen hat sie sich andere Wege gesucht und man merkt ihrer Darstellung von Lucy an, dass sie zufrieden und ausgeglichen wirkt. Ihre Figur wächst auch leicht ans Herz, auch wenn es zunächst etwas verwunderlich ist, wie weit die Lucy von vor zwei Jahren und die aktuelle vor der Amnesie auseinander sind. Tatsächlich ist das für mich durch den Film nicht restlos aufgeklärt worden. Es kommt zwar raus, warum sie gewisse Entscheidungen getroffen und auch Veränderungen gebraucht hat, aber ein nahezu kompletter Sinneswandel, der wirkt unnötig. Deswegen habe ich das letztlich als Stilmittel abgehakt, wodurch leichter klar wird, zwischen welchen Lebensmodellen Lucy wählen muss. Von ihrem alten Leben erleben wir aber nur Hüllen. Wir sehen das beeindruckende Haus, was sie sich leisten konnte, wir sehen die Kontakte, die sie geknüpft hat, wir lernen Brad kennen, der zwar nicht per se ein Ekel etc. ist, der aber dennoch sofort im Gegensatz zu Zach geschäftsmäßiger und aalglatter wirkt. Vielleicht ist es gut, nie diese alte Lucy kennenzulernen, wenn selbst ihre Assistentin Anna (Donna Benedicto) anmerkt, dass sie vollkommen verändert sei. So haben wir eine Figur, die wunderbar in die dargestellte Kleinstadt passt, weil sie sich dort Zuhause fühlt und deswegen zieht sie alles mit aller Macht dorthin.
Es ist schon lustig, wie "Nur noch Weihnachten im Kopf" es schafft, dass man sofort Lucy für diejenige hält, die es einfach höher, weiter und besser brauchte, während Zach eben wie der zurückgebliebene Kleinstädter wirkt, dem offenbar schwer das Herz gebrochen wurde, weswegen er ein kleiner Weihnachtsmuffel geworden ist. Das klingt jetzt erstmal nicht so positiv, aber ich bin bei Zach nie falsch abgebogen, weil er sich um Lucy nach dem Schock der unerwarteten Begegnung und Begrüßung selbstlos gekümmert hat. Zudem kommt später raus, dass er wie Lucy in einer neuen Beziehung mit Morgan (Debs Howard) lebt. Er wirkt aber keinen Moment lang glücklich damit, was dafür spricht, dass da noch viel zu arbeiten ist. Letztlich ist das Bild ganz anders, auch wenn man es irgendwann schon deutlich erahnen kann, aber es war für mich das sichere Zeichen, dass dieser Film nicht auf einer oberflächlichen Ebene verharrt ist. Zachs Innenleben ergründen wir in seinen Interaktionen mit Bruder Beau (Preston Vanderslice) und Mutter Trudy (Desiree Zurowski), die beide auch die Wahrheit über die Vergangenheit kennen und dadurch wiederholt die Mahner sind. Bei Lucy sind es vor allem die Gespräche mit Anna und der Ärztin Albright (Jackée Harry). Das war neben den ständigen Interaktionen miteinander durch die Aktionen des Festivals wie Schneemann bauen, Kuchenversteigerung und Lichteraktion ein guter Ausgleich, denn da beide offiziell in neuen Beziehungen stecken, ist das ehrliche Reden miteinander etwas komplizierter.
Dennoch ist der Film für mich mit Lucy insgesamt besser gelungen, weil sie durch die Amnesie einen Neustart bekommt, durch den sie alles hinterfragen muss. Wir kennen das vielleicht alle, einmal falsch abgebogen und sich nochmal zu fragen, wie es wohl hätte laufen können, wenn man nicht abgebogen wäre. Aber es legt den Fokus auch auf das Ergründen, warum man überhaupt abgebogen ist. Bei Lucy fand ich es am Ende richtig cool, dass sie zum einen die Amnesie gar nicht gebraucht hätte, was auch eine Botschaft an uns ist, nein, wir müssen nicht erst auf der Eisplatte ausrutschen, und zum anderen bekommt sie am Ende eine gute Mischung aus Altem und Neuem hin, weil die verschiedenen Lebensstile mögen noch so unterschiedlich wirken, aber beide Menschen sind Lucy und da wirkt der Mittelweg wie die ideale Lösung. Es war auch ganz angenehm, dass man zwar kein Fan von Brad und Morgan geworden ist, weil die Spannungen immer in der Luft lagen, dass aber jeweils ein friedliches Ende gefunden wurde. Da kann man auch was über erwachsene Aussprachen lernen. Alles in allem ist auch eine gute weihnachtliche Stimmung rübergekommen, nicht nur durch die Kleinstadt und typische Aktivitäten für dort, sondern auch durch den Inhalt und die generellen Botschaften.
Fazit
"Nur noch Weihnachten im Kopf" startet etwas gekünstelt, um die Handlung nur ja in die rechte Bahn zu bekommen, aber nach diesem Stotterstart entwickelt sich ein warmherziger und humorvoller Weihnachtsfilm, der auf eine gute Chemie des Liebespaares setzen kann, aber auch beide Figuren sinnvoll und nachvollziehbar ausgestaltet.
Lena Donth - myFanbase
14.12.2023
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Christmas on My MindVeröffentlichungsdatum (USA): 21.12.2019
Veröffentlichungsdatum (DE): 11.11.2022
Länge: 84 Minuten
Regisseur: Maclain Nelson
Drehbuchautor: Kirsten Hansen
Genre: Romance, Familie
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Darsteller/Charaktere
Ashley Greene
als Lucy Lovett
Andrew Walker
als Zach Callahan
Jackée Harry
als Dr. Caroline Albright
Donna Benedicto
als Anna Hepburn
Preston Vanderslice
als Beau Callahan
Clayton James
als Brad Martin
Desiree Zurowski
als Trudy Callahan
Debs Howard
als Morgan LeBlanc
Alvin Sanders
als Alex Miles
Milah Thompson
als Katie
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als Ryan
Madeleine Kelders
als Sarah
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