Bewertung
Chris Buck & Fawn Veerasunthorn

Wish

Foto: Wish - Copyright: Disney
Wish
© Disney

Inhalt

Die bald volljährige Asha lebt mit ihrem Großvater Sabino und ihrer Mutter Sakina in Rosas, eine von Zauberer Magnifico geschaffene Welt, in der jeder willkommen ist und wo jeder mit dem 18. Geburtstag oder als Neuling einen Herzenswunsch an den Zauberer übergibt, wovon dann immer mal wieder welche in Zeremonien erfüllt werden. Asha will nun unbedingt seine Gehilfin werden, doch bei ihrem Vorstellungsgespräch kann sie hinter die Fassade von Magnifico blicken und entwickelt die Idee, ihrer Familie ihre Wünsche zurückzugeben. Als ihn das immer nur noch mehr anstachelt und gefährlich macht, wünscht sie sich einen Stern herbei, der dann auch tatsächlich vom Himmel ihr erscheint. Mit ihm, ihrer getreuen Ziege Valentino und ihrer loyalen Freundesgruppe macht es sich Asha zur Aufgabe, allen Bewohnern von Rosas ihre Wünsche zurückzugeben.

Kritik

100 Jahre darf Disney dieses Jahr feiern und das ist wirklich ein Grund zum Feiern. Denn wenn man bedenkt, wie immer wieder neue Generationen heranwachsen, die mit dem Zauber durch Disney mit den Neuerscheinungen sowie den Klassikern heranwachsen, dann ist das schon eine beachtliche Leistung. Zwar ist durch Corona und in diesem Jahr auch durch einen großen Streik in Hollywood einiges durcheinandergeraten, doch die Planungen rund um "Wish" als Film zum Jubiläum sind kein Zufallsprodukt. Da sieht man einem Thema, auf das ich später noch genauer angehen werde, aber ich finde auch die gewählte Botschaft sehr passend. In "Wish" geht es um Rosas, ein Land von einem Magier erschaffen, der sich von seinen Bewohnern einen Wunsch geben lässt, der womöglich zu Lebzeiten von ihm erfüllt wird. Es geht also um Wünsche und ich musste bei der Thematik sofort an Walt Disney denken, der wohl für über 100 Jahren auch einen Wunsch hatte, nämlich Menschen mit seinen Geschichten zu unterhalten und zusammenzubringen. In dem Sinne schließt sich also ein Kreis. Zumal Disney eben auch mutig genug war, seinen Wunsch zu verfolgen und ihn sich dadurch erfüllen zu können. In Rosas ist das nun etwas anders. Die Menschen geben ihren Herzenswunsch weg, sie geben ihn in die Hände von Magnifico in der Hoffnung, dass er sie eines Tages mit seiner Magie erfüllt. Doch es ist nicht nur ein Verlassen auf einen anderen, sondern die Menschen geben einen Teil von sich selbst weg, wenn sie den Wunsch geäußert haben. Das hat man besonders deutlich an Simon gesehen, der aus Ashas Freundesgruppe als Einziger schon volljährig ist und damit seinen Wunsch schon weggegeben hat. Während die anderen noch von jugendlichem Überschwang erfüllt sind, ist er platt, innerlich leer.

Das zeigt in meinen Augen anschaulich, wie sehr wir Menschen auf unsere Wünsche und Träume angewiesen sind, weil sie Teil unseres Lebenselixiers sind. Die leicht zu erfüllenden Wünsche ebenso wie die, die unmöglich erscheinen. In Rosas vergessen die Menschen ihre Wünsche auch, wenn sie sie Magnifico übergeben haben, dementsprechend ist auch verständlich, dass sie so ein Vertrauen in ihren Zauberer haben, denn Wünsche erscheinen oft eher unmöglich, dementsprechend scheint das Vertrauen, der Wunsch wird schon irgendwann ohne mein Zutun erfüllt, durchaus verlockend. Aber Asha ist noch nicht mittendrin. Ihr Geburtstag ist noch ein paar Monate entfernt und sie beschäftigt sich auch noch gar nicht so sehr damit, dass sie bald auch einen Wunsch formulieren darf, nein, sie denkt vor allem an ihren Großvater. Damit hat sie eine andere Perspektive und sie kann letztlich erkennen, was aus Magnifico, der sicherlich mit ehrenwerten Gedanken sein Land und das Prinzip mit den Wünschen aufgebaut hat, geworden ist. Macht zu haben, kann nämlich ganz schön gierig und unersättlich machen. Sie erkennt, dass die Menschen es viel besser haben, wenn sie ihre Wünsche selbst verfolgen, denn das kann Antrieb sein und wenn man sie dann erfüllt oder auf dem Weg neue Wünsche entwickelt, dann kann das innerlich etwas bewirken, was man nicht einfach künstlich nachahmen kann. Wünsche schaffen aber auch Gemeinschaft, das hat der Film ebenso gut dargestellt. Gerade am Ende beim großen Finale, als das ganze Volk sich gegen seinen Zauberer stemmt, da wurde unterstrichen, wie Wünsche zusammenführen können und ich hatte regelrecht eine Gänsehaut, als das Gemeinsame auch die stärkste Magie in Ketten gesprengt hat. Magie kommt nämlich oft nicht aus dem Zauberstab, sondern aus den Menschen selbst heraus. Ich könnte an der Stelle noch viel philosophischer werden, verzichte aber darauf, aber es sollte doch deutlich zeigen, dass das gewählte Thema mir wirklich gut gefallen hat und dass man von dort aus die Gedanken gut weiter wandern lassen konnte.

Abseits davon ist "Wish" aber nicht unbedingt einer der Filme von Disney, die lange in Erinnerung bleiben werden. Es sind nämlich meist nicht die Botschaften, die sich richtig ins Herz setzen, sondern das World Building, dabei vor allem die Ausgestaltung der Sidekicks und natürlich auch die Musik. Die wirken natürlich besser, wenn dann auch die Botschaft des Films stimmt, aber das geht oft automatisch miteinander her, während eine gute Botschaft aber nicht automatisch auch einen gut ausgestalteten Film in petto hat. Das hat sich in meinen Augen schon an der Figurengestaltung am besten zeigen lassen. Asha und Magnifico sind es in erster Linie, die im Zentrum stehen und die sich logischerweise in allem genau gegenüberstehen. Disney setzt ja oft auf das klassische Gut und Böse und da sind diese beiden Figuren die idealen Pole. Dann gibt es noch zig weitere Charaktere, die aber leider viel zu austauschbar sind. Für mich haben noch der Großvater, Amaya als Ehefrau des Zauberers sowie Dahlia als beste Freundin einen gewissen Eindruck hinterlassen, aber Mutter Sarkina sowie alle aus der Freundesgruppe waren viel zu einseitig. Ich hatte auch das Gefühl, dass es in der Summe so viele waren, weil so gezeigt werden konnte, wie divers und inklusiv Rosas ist. Denn in der Gruppe gibt es zahlreiche Ethnien, klein, groß, dick, dünn, eine am Stock, eine nie zu hören, einer vorlauter als es ihm gut tut. Aber diese Figuren wurden nicht mit eigenständigem Leben gefüllt. Gerade wenn man bedenkt, was Disney oft schon für ikonische Figuren geschaffen hat, dann ist das sehr blass. Selbst Asha als zentrale Protagonistin ist zwar lieb, nett und mutig, aber das gilt für alle anderen Disney-Heldinnen auch. Da braucht es dann einfach etwas Spezielles, was man mit dieser einen Figur immer sofort aus dem Effeff verbindet. Auch Valentino als Sidekick entwickelt nichts Nachhaltiges. Er sieht süß aus, aber spätestens wenn das Sprechen möglich ist, bricht sich das irgendwie. Durch die Stimme (im Original Alan Tudyk, im Deutschen Stefan Kaminski) wirkt Valentino auf einmal ganz anders, denn nun war er eher wie Sebastian aus "Arielle, die Meerjungfrau", auch in der Art seiner Sprüche. Simpel gesagt: austauschbar.

Eine richtig schöne Überraschung war dann die Ansammlung von Easter Eaggs. Die gibt es zwar in jedem Disney-Film, aber nicht in dieser Fülle, denn laut Produktion sind es zwischen 100 und 150, ganz schön beachtlich. Das ist aber auch der Grund, woran man merken konnte, dass "Wish" für 2023 zum Jubiläum eingeplant war, denn so konnte den 100 Jahren Disney am besten ein Tribut gezollt werden. Gleichzeitig muss man natürlich sagen, wenn die ganzen Easter Eggs zu finden irgendwann spannender als der eigentliche Film ist, dann sieht man nochmal deutlich, dass "Wish" nicht so die eigenständige Klasse entwickelt hat, die man sich doch intuitiv vor jeder Neuveröffentlichung erhofft. Aber egal, wie, an den Easter Eggs habe ich mich sehr erfreut. Es gab offensichtlichere Aspekte wie Auftritte von Little John, Bambi, Klopfer, die Trauerweide und der Waschbär aus "Pocahontas", aber es gab auch eher verstecktere Aspekte wie, dass Asha sieben Freunde hat, die die sieben Zwerge darstellen, einzelne Zitate, die auf andere Filme verweisen. Die Mischung hat auf jeden Fall gestimmt und für mich ist auch klar, ich werde den Film auf jeden Fall nochmal schauen, weil dann kenne ich die Handlung und dann kann man die Easter Eggs noch einmal ganz separat würdigen. Zuletzt will ich noch was zu der Musik sagen. Auch bei den Songtexten und der Art von Musik wurde sich sehr an 100 Jahre Disney angelehnt, dennoch war es jetzt nicht gleich überspringend. Zugegebenermaßen passiert es mir aber auch selten, dass ich sofort beim ersten Schauen vom Soundtrack begeistert bin. Aber "Ich habe einen Wunsch" sticht für mich raus, weil er auch zweimal verwendet wird und sich so richtig setzen kann und dadurch auch seine emotionale Wirkung entfaltet.

Fazit

Es ist zugegeben auch wirklich eine nahezu unmögliche Herausforderung zum 100. Geburtstag ein wahres Meisterwerk rauszuhauen, aber ich hatte auch den Eindruck, dass das Produktionsteam "Wish" sich überhaupt an der Aufgabe versucht hat. Stattdessen ist grundsolide Unterhaltung aufgebaut worden, die ihre vereinzelten Highlights hat und die ansonsten vor allem von vielen herrlichen Hommagen an die vergangenen 99 Jahre durchzogen ist. Nach dem Film rätselt man jedenfalls nicht, warum man Fan dieses Universums geworden ist, stattdessen fühlt es sich schön rund an.

Zum großen Disney-Special auf myFanbase

Lena Donth - myFanbase
30.12.2023

Diskussion zu diesem Film