Bewertung
Peter Sullivan

Merry Gentlemen, The

Foto: The Merry Gentlemen - Copyright: 2024 Netflix, Inc.
The Merry Gentlemen
© 2024 Netflix, Inc.

Inhalt

Nachdem Ashley (Britt Robertson) aus Altersgründen ihre Anstellung bei der Tanzrevue "The Jingle Bells" verloren hat, verschlägt es sie in ihre Heimatstadt Sycamore Creek für die Weihnachtstage. Dort wird sie dann Zeugin, wie das kleine Theater ihrer Eltern, "Rhythm Room" kurz vor dem Ruin steht. Unter Druck entwickelt Ashley spontan die Idee einer Show, bei der Männer zur Weihnachtsmusik tanzen. Dafür engagiert sie auch Luke (Chad Michael Murray) und die gemeinsamen Proben lassen schnell mehr zwischen ihnen entstehen.

Kritik

"The Merry Gentlemen" ist in diesem Jahr der Weihnachtsfilm von Netflix, auf den ich am meisten gespannt war und bei dem ich umgekehrt auch am meisten befürchtet habe, dass es gewaltig in die Hose gehen könnte. Aufgeregt war ich aber, weil durch die Besetzung von Robertson und Murray wichtige Bestandteile meiner Jugend zusammen in den Hauptrollen zu sehen waren. Es ist schon etwas verrückt, mir dadurch mein eigenes Alter vor Augen zu führen, zumal auch in diesem Film ein wenig damit gespielt wurde, dass die beiden inzwischen doch eine andere Alterskategorie sind. Aber das ist eigentlich auch egal, zumal Schauspieler*innen für mich ähnlich wie Wein mit zunehmender Reife immer besser werden. Hier muss man natürlich sagen, dass Weihnachtsfilme insgesamt nicht die anspruchsvollsten Drehbücher haben, aber hier war es noch einmal mehr zusammengestutzt, weil viel Laufzeit auch für die Tanzszenen draufgingen. Aber das auch zurecht: Wenn man "The Merry Gentlemen" als Weihnachtsfilm trifft "Magic Mike" ankündigt, dann muss es schon auch wirklich so rüberkommen. Dementsprechend gab es wirklich einige Sequenzen, in denen man voll auf seine Kosten kommen konnte, vor allem dann, wenn man nur explizit dafür eingeschaltet hat.

Auch wenn das Drehbuch dadurch tatsächlich vergleichsweise wenig Raum zur Entfaltung hatte, so bleiben dennoch auch gute Eindrücke zurück. Zum einen ist das die Kurzweiligkeit. Mit knapp 90 Minuten ist die Laufzeit echt nicht üppig, wirkte aber auch beim Gucken nochmal wesentlich kürzer. Das sehe ich auch so als Plus, weil es in Weihnachtsfilmen oft so kleinere Momente gibt, in denen gefühlt nichts passiert, nur um die Zeit voll zu kriegen. Das kann man hier nicht behaupten. Das, was zur Verfügung stand, das wurde auch ausgenutzt. Weiterhin stimmte für mich stimmungstechnisch auch die Mischung. Es war sehr viel Spaß, es war viel ironisches Augenzwinkern, aber es gab auch an den richtigen Stellen etwas Tiefgang, wenn Letzteres auch leider am geringsten erfüllt wurde. "The Merry Gentlemen" hätte bei mir eindeutig mehr gepunktet, wenn Ashleys innerer Kampf um die berufliche Zukunft noch mehr Erzählzeit erhalten hätte. Denn auch wenn sie den Job am Broadway geliebt hat, so hat sie durch die Kündigung auch die harten Seiten aufgezeigt bekommen und somit die Frage für die Zukunft, ob sie in diesem System tatsächlich sich weiter aufreiben will, wenn der individuelle Wert doch so gering ist. Dementsprechend war es auch so mutig zu zeigen, wie Ashley letztlich ohne alles dasteht, aber man einfach merkt, dass sie ihren Weg finden wird und diesmal auch mehr zu ihren Bedingungen. Diese Botschaft hätte letztlich auch gerne nochmal prominenter beleuchtet werden können.

Mit Augenzwinkern zu sehen war natürlich vor allem die letztlich auf die Beine gestellte Show. Murray gab in Interviews selbst an, dass er selten so einen Spaß am Set hatte und ich denke, dass das auch genau die Einstellung war, die man für diesen Film brauchte. Denn klar, warum müssen es ausgerechnet halbnackt tanzende Männer sein? Warum hat nicht beispielsweise Ashley sich selbst mehr eingebracht? Auch wenn sie sicherlich durch die Arbeit der Choreographie auch neue Seiten für sich entdeckt hat, aber gleichzeitig wäre es sicherlich auch nicht verkehrt gewesen, eine Mischung für die Show auf die Beine zu stellen, die sowohl Männer als auch Frauen anzieht. So war es mehr eine Show für die Frauen, die zurecht ankam, eben auch weil man merkte, dass die performenden Männer sich nicht furchtbar ernst genommen haben. Man merkt hier also schon deutlich, dass Netflix und Co. natürlich wissen, wer die hauptsächliche Zielgruppe ihrer Weihnachtsfilme ist und dementsprechend wurde hier offensiv auch mehr denn je ein Film für sie gemacht, wenn es die Ausnahme für Männer natürlich immer gibt, die will ich hier nicht ausschließen.

Die Liebesgeschichte zwischen Ashley und Luke ist ein wenig über den Fuß gebrochen, aber die Chemie zwischen Robertson und Murray stimmte, so dass gleich die Anfangsszene mit der Girlande sowie dann auch das gemeinsame Tanzen schnell die Weichen gestellt hat, wo klar war, hier wird nicht mehr lange gefackelt. Es gab auch zwei sehr intime Gespräche, die dann auch in so einem Film das Mindestmaß für mich sind. Hier hat man die Gegensätze, aber auch die Gemeinsamkeiten der beiden gut beleuchtet. Er aus der Großstadt kommend, der sich dann aber in die Kleinstadt und ihre Menschen verliebt hat und sie aus der Kleinstadt kommend, die ihre Träume in der Großstadt erfüllt sieht. Hier gab es also Überschneidungen, aber auch Konfliktpotenzial. Gut, dass Kleinstadt dann doch immer zieht (zumindest in diesem Genre). Die Nebenfiguren bleiben insgesamt sehr austauschbar. Es ist deutlich, dass sie vor allem eine Funktion haben, menschlich sind sie nicht so wichtig gewesen. Das klingt jetzt nicht gerade positiv, aber wahrscheinlich war es hierfür genau das rechte Maß, denn wäre auch für die Nebencharaktere noch mehr Spielfeld nötig gewesen, dann wäre wohl für das zentrale Pärchen noch weniger drin gewesen.

Fazit

"The Merry Gentlemen" ist sehr deutlich für die anvisierte Zielgruppe konzipiert worden und hat dann auch angemessen viele Tanzsequenzen angeboten. Hauptaufgabe also erfüllt. Abseits davon habe ich mich dennoch gut unterhalten gefühlt, aber unterm Strich ist es ein Weihnachtsfilm der sehr einfachen Sorte.

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Lena Donth - myFanbase
25.11.2024

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