Mufasa - Der König der Löwen
Inhalt
Als sich ein gefährlicher Sturm dem geweihten Land nähert, lässt sich das Löwenmädchen Kiara von Rafiki die Geschichte von ihrem Großvater Mufasa erzählen. Dieser ist nach einer langen Dürreperiode durch einen tragischen Vorfall von seinen Eltern getrennt worden und findet als Waise Anschluss in einem anderen Löwenrudel. Doch als die Außenseiter über das Land ziehen, soll Mufasa seinen Bruder im Geiste, Taka, in Sicherheit begleiten, damit das Königsblut in ihm weitergetragen werden kann. Sie machen sich auf nach Milele und werden begleitet von einem jungen Rafiki und von Sarabi. Die Reise belastet das Brüder-Verhältnis aber immer mehr und droht ihre gemeinsame Zukunft für immer zu verändern.
Kritik
Realverfilmungen sind das neueste Betätigungsfeld von Disney. Blickt man auf die angekündigten Projekte der nächsten Jahre, dann wird schnell ersichtlich, dass die Realverfilmungen von beliebten Animationsklassikern den Großteil ausmachen. Selbstverständlich will jeder Disney-Fan seinen eigenen Liebling dann auch umgesetzt sehen, damit dann auch fleißig spekuliert werden kann, welche Stars sich wohl am besten für die Lieblingsfiguren eignen würden. Insgesamt ist bei den Realverfilmungen ein riesiger Unterschied zu erkennen. "Dumbo" beispielsweise wurde inhaltlich doch deutlicher verändert, während "Der König der Löwen" 2019 eine nahezu Kopie vom Original von 1994 darstellte. Das hat es als Kinoerlebnis natürlich dennoch wertvoll gemacht; innovativ war es aber wahrlich nicht. Zum 30. Jahrestag des Animationsspektakels hat sich Disney nun etwas ganz anderes ausgedacht und mit "Mufasa – Der König der Löwen" eine Fortsetzung veröffentlicht, die einen Bogen zwischen Zukunft und Vergangenheit schlägt und die vor allem keine animierte Vorlage hat. Ich musste zu Beginn des Films zwar kurz an "Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich" denken, weil Töchterchen Kiara im Fokus steht und bei der nächsten Niederkunft ihrer Eltern von Timon und Pumbaa bewacht werden soll. Das hatte also kleinere Parallelen, nur um sich dann durch Rafikis Erzählungen in eine ganz andere Richtung zu entwickeln: zur Vorgeschichte von Mufasa. Realverfilmung + völlig neue Handlung, wie steht das diesem beliebten Franchise?
Nachdem Jon Favreau 2019 die Realverfilmung verantwortet hat, ist die Aufgabe diesmal an Barry Jenkins gegangen, der sich mit "Moonlight" bereits den Oscars als bester Regisseur verdienen konnte. Ob man das in diesem Genre unbedingt so explizit wahrnimmt, wer die Zügel in der Hand hatte, das steht für mich auf einem anderen Blatt. Aber man merkt insgesamt, dass sich die Ausgestaltung der unterschiedlichen Tierarten noch einmal verbessert hat. Gerade wenn gesungen oder gesprochen wurde, war es 2019 manchmal etwas holprig, aber die Kritik von vor fünf Jahren hat offenbar gefruchtet, denn es wird immer realistischer und realistischer. Das bringt mich auch gleich zu einem einen ersten Punkt, bei dem ich es schwer abzuschätzen finde, ob man es als Kritikpunkt oder doch eher als Lob nehmen sollte. Durch die inszenatorischen Verbesserungen wirkte der ganze Film auf mich sehr reif, sehr erwachsen, stellenweise in Sequenzen auch echt brutal. Ich weiß noch aus eigener Erfahrung, dass auch die animierten Klassiker Kinder ganz schön das Fürchten lehren können, wenn es nun aber die animierte Ebene verlässt und so immer nahbarer wirkt, dann wird der Eindruck noch einmal deutlich verstärkt. Positiv bedeutet das für mich, dass Erwachsene sich keinesfalls rausreden können damit, dass es zu kindlich aufgemacht ist, negativ bedeutet es aber, dass die Altersfreigabe durchaus fragwürdig ist. Aber es war immer schon ein Abwägen der Erziehungsberechtigten, früher wie heute. Alles in allem ist "Mufasa – Der König der Löwen" aber ein anderes Kaliber als der Animationsliebling von 1994.
Für mich ein absolutes Highlight ist das Drehbuch von Jeff Nathanson genau dann, wenn man richtig merkt, dass die beiden Teile ineinander gehören. Dass die Vorgeschichte nichts ohne die Gegenwart wäre und umgekehrt. So war es über den Handlungsverlauf hinweg immer wieder herrlich, wenn sich ikonische Elemente aus dem Original in ihrer Entstehungsgeschichte erklären ließen. Das hat mir deutlich gezeigt, dass es nicht nur darum ging, Mufasas Geschichte zu erzählen, sondern zum 30. Geburtstag den ewigen Kreis umso mehr zu unterstreichen. Weiterhin ist es für mich vor allem auf der charakterlichen Ebene sehr gut gelungen, die Eigenschaften wiederzuerkennen bzw. sich umgekehrt auch zu erklären, warum welche Rolle wie geworden ist. Die Ergänzungen zu Rafiki fand ich da sehr interessant, aber auch Mufasa fand ich überaus gelungen, vor allem wenn man dann später im direkten Vergleich sieht, wie Mufasa erzogen wurde und in welcher Rolle sich Taka bei seinen Eltern wiederfindet. Ähnlich wie bei Simba wird auch Mufasa mit klaren Talenten gesegnet und es ist vor allem seine Fähigkeit, alles um sich auszublenden und dann mit seinen Sinnen Bilder von etwas zu zeichnen, das sonst noch niemand wahrnehmen kann. Es ist ein Muster, das über den Film hinweg immer wieder genutzt wird und gepaart mit anderen löblichen Eigenschaften ist schnell verständlich, warum Mufasa für das Original so eine Bedeutung hat, obwohl er gar nicht die dominante Rolle inne hat.
Den einzigen Charakter, den ich bei dieser positiven Betrachtung etwas rausnehmen muss, das ist Taka. Auch wenn lange Teile des Films unter diesem Namen genannt, ist natürlich fix klar, dass es sich um den gefürchteten Scar handelt. Selbstverständlich war das Verhältnis dieser beiden eins der Aspekte, die mich am neugierigsten auf diese Geschichte gemacht hat. Eine schöne Liebesgeschichte haben wir schon im Original durch Simba und Nala erhalten, dementsprechend waren die Anfänge zwischen Mufasa und Sarabi zwar sehr nett anzusehen, aber hat nicht so eine Faszination wie die komplexe Brüderbeziehung. Auch wenn es eine gewisse Art war, die Taka sofort als Scar entlarvt hat, so muss man schon sagen, dass er in seiner Entwicklung eine weite Reise hinter sich hat. Unter großem Druck seines Vaters Obasi und dann etwas außen vor bei seiner Mutter Eshe, nachdem Mufasa von ihr liebevoll aufgenommen wurde, da wurde zwar in Ansätzen schon ein Eifersuchtspotenzial genährt, aber umgekehrt hat man gemerkt, wie sehr sich Taka nach einem Spielgefährten gesehnt hat und im Grunde ist Mufasa den ganzen Film über der beste Bruder, treu, loyal, bestärkend und mutig für zwei. Takas Wandel kommt erst relativ spät, mir persönlich viel zu spät, weil sein letztlicher Verrat völlig aus dem Nichts kam. Auch wenn vor allem Sarabi und ihre Gefühle ein Motiv waren, aber Mufasa hat nichts forciert. Dementsprechend war die Eifersucht angesichts eines Schwarms viel zu klischeehaft. Letztlich hält der Film es sich offen, dass Scar noch nicht völlig auf die andere Seite gewechselt ist, aber es ist doch schade, dass das Drehbuch es sich ausgerechnet an seiner Figurenzeichnung etwas einfach gemacht hat. Antagonisten wollen eben geschrieben sein.
Für mich ins Kabinett der kritischen Aspekte gehören dann überraschend auch die Fanlieblinge Timon und Pumbaa. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass die beiden Figuren mitsamt Kiara und dem älteren Rafiki eine wichtige Rolle erhalten sollten, aber es gab manche Szeneriewechsel, die für mich atmosphärisch sehr schwierig waren. Auch die Vorgeschichte arbeitet mit Humor, beispielsweise auch durch Takas anfängliche Art, aber natürlich auch mit dem jungen Zazu. Insgesamt ist es aber doch schon deutlich ernster, so dass Timon und Pumbaas Art dann manchmal wie das Hackebeil wirkt. Vielleicht hätte man die Einbindung in die Gegenwart um ein paar Szenen stutzen können oder man hätte ganz darauf verzichtet und so am Anfang und am Ende mehr Szenen eingeräumt. Es hätte andere Lösungen geben können, aber mit der Endfassung habe ich mich mehrfach erwischt, mir die Einblenden wegzuwünschen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es bei Mufasa und Co. weitergeht, was sicherlich ein Kompliment an den Spannungsgehalt der neuen Handlung darstellt. Wenn ich den Film ein zweites Mal sehen werde, dann werde ich die Momente auch gewiss anders bewerten können. Denn es gab schon sehr lustige Sprüche der beiden, die teilweise auch auf einer Meta-Ebene angesiedelt sind. Diese Ebene ist daher vor allem auch wichtig, um mit einer neuen Perspektive auf afrikanische Kultur und Tiersitten aufzuzeigen, was man in 30 Jahren gelernt hat. Dementsprechend ist Barry Jenkins als Regisseur sicherlich auch eine clevere Wahl gewesen, weil er gewisse Romantisierungen des Originals ausgespart, erweitert oder auch kommentiert hat.
Abschließend bleibt für mich der Eindruck, dass das Positive das Negative deutlich überwiegt. Dazu trägt dann auch der Soundtrack nochmal bei. Nachdem ich für "Vaiana 2" angesprochen hatte, dass man dort den fehlenden Lin-Manuel Miranda gemerkt hat, ist er hier nun mit an Bord gewesen. "Ich wollte immer einen Bruder" von einem jungen Mufasa und Taka gesungen sowie "Bye Bye" von Kiros merkt man es sofort an. Hans Zimmer ist ebenfalls wieder im ganz geringen Ausmaß beteiligt gewesen. Es ist natürlich immer schwer, aus einer Welt, aus der viele der ikonischsten Disney-Songs stammen, sehr ähnliche Stücke zu machen, die denselben Hype erzeugen. Aber der Score, der auch viele Elemente des Originals aufgreift, sitzt für mich, weil er die Spannungen vieler Action-Szenen ideal widerspiegelt. Aber auch die ruhigeren Momente sind mit einem ganz bestimmten Gefühl verbunden, gerade weil es die Stilistik ist, die "König der Löwen"-Fans ersehnen.
Fazit
Auch wenn ich mich mal kurz dabei erwischt habe, wie "Mufasa – Der König der Löwen" animiert wohl gewirkt hätte, so ist diese Originalgeschichte als Realverfilmung zum 30. Geburtstag auf jeden Fall eine sehr würdige Hommage. Nachdem die 2019-Realverfilmung noch eine nahezu exakte Kopie darstellte, hatte Barry Jenkins hier viel mehr Freiheiten und hat diese auch genutzt. Das Drehbuch war an vielen Stellen genau richtig nostalgisch, nur bei Taka/Scar hat man es sich etwas einfach gemacht. Der Film wirkt durch die reale Inszenierung deutlich brutaler und gruselig, hier Achtung mit der Altersgruppe, aber im Kino sorgt es in jedem Fall für gewaltige Szenen. Insgesamt empfehle ich den Film also gerne.
Lena Donth - myFanbase
30.12.2024
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Mufasa: The Lion KingVeröffentlichungsdatum (USA / Kanada): 20.12.2024
Veröffentlichungsdatum (DE): 19.12.2024
Länge: 118 Minuten
Regisseur: Barry Jenkins
Drehbuchautor: Jeff Nathanson
Genre: Musical, Familie, Drama, Abenteuer
Darsteller/Charaktere
Aaron Pierre
als Mufasa (Stimme)
Kelvin Harrison Jr.
als Taka (Stimme)
Tiffany Boone
als Sarabi (Stimme)
Kagiso Lediga
als junger Rafiki (Stimme)
Mads Mikkelsen
als Kiros (Stimme)
Preston Nyman
als Zazu (Stimme)
Blue Ivy Carter
als Kiara (Stimme)
John Kani
als Rafiki (Stimme)
Seth Rogen
als Pumbaa (Stimme)
Billy Eichner
als Timon (Stimme)
Thandiwe Newton
als Eshe (Stimme)
Lennie James
als Obasi (Stimme)
Anika Noni Rose
als Afia (Stimme)
Keith David
als Masego (Stimme)
Donald Glover
als Simba (Stimme)
Beyoncé Knowles-Carter
als Nala (Stimme
Braelyn Rankins
als junger Mufasa (Stimme)
Theo Somolu
als junger Taka (Stimme)
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