Anthony Minghella

Unterwegs nach Cold Mountain

Es ist der Sommer des Jahres 1864: der Amerikanische Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten tobt bereits seit drei Jahren und noch ist kein Ende in Sicht. Inman (Jude Law) ist mit der Konföderiertenarmee in Petersburg stationiert. Das Unionsheer belagert die Stadt und vermint Konföderiertenverschanzungen, um die feindliche Armee gewaltsam auszurotten und Verbindungsrouten zur Nahrungsversorgung zu zerstören...

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Inhalt

Es ist ein Überraschungsangriff der "Yankees", der ein wahres Blutbad zur Folge hat. Die Schlacht um Petersburg wird in schonungslosen Bildern, die unmenschliche Brutalität bis ins Letzte illustriert.

Inman überlebt. Und er ist erschöpft, in jeglicher Hinsicht. Er desertiert und macht sich auf den langen, beschwerlichen Weg zurück in die Heimat.

Eine Rückblende erzählt, wie alles seinen Anfang nahm. Das beschauliche Dorf Cold Mountain in North Carolina ist der Ort, an den es Reverend Monroe (Donald Sutherland) und dessen Tochter zieht. Die elegante Ada (Nicole Kidman) macht alsbald die Bekanntschaft mit dem Handwerker Inman. Er redet nicht viel, doch die Worte, welche die beiden wechseln, die wenigen Augenblicke, die sie zusammen verbringen und welche fast ausschließlich auf emotionaler Beziehungsebene ohne physischen Kontakt stattfinden, lassen Inman und Ada vertrauensvoll in eine ungewisse Zukunft gehen. Ein einziger Kuss verbindet beide durch die Wirren des bevorstehenden Unheils.

Als im April 1861 nach einem Angriff der Südstaatler der Bürgerkrieg ausbricht, werden Inman und Ada auseinander gerissen. Inman zeigt sich gewillt, Soldat zu werden, doch die nächsten drei Jahre werden sein Weltbild verändern. Nicht nur seins, sondern auch das vieler seiner Mitkämpfer, die anfangs noch mit Enthusiasmus in den lang ersehnten Krieg gezogen sind.

Ada verspricht, auf ihren Geliebten zu warten und behält neben der Erinnerung ein Bild von Inman bei sich und auch er trägt ihr Bild in einem Buch, das sie ihm geschenkt hat, stets bei sich.

In zwei parallelen Handlungssträngen wird das Schicksal beider Protagonisten erzählt.

Ada fristet ihr Dasein auf der heimischen Farm, stets in der Hoffnung, Inman werde zurückkehren. Nachdem ihr Vater gestorben ist, verwahrlost das Landgut zunehmend. Nachbarn schicken der überforderten Ada die hilfreiche, pragmatische Ruby (Renée Zellweger), die dem Anwesen und auch Ada wieder auf die Beine hilft. Zudem wird die burschikose Hilfsarbeiterin zu einer vertrauten Person, in der sich trotz aller Forschheit ein weicher Kern verbirgt.

Ist es sittsam, für Ideale zu kämpfen, die man persönlich nicht mehr zu vertreten bereit ist? Diese Frage treibt viele Soldaten dazu, sich der Gefahr, als Deserteure Vaterlandsverrat zu begehen, auszusetzen.

Inman macht sich verwundet, hungernd und dennoch fest entschlossen auf den Rückweg nach Cold Mountain, den Feind und die Heimatbrigade im Rücken. Auf seiner Odyssee begegnen ihm viele unterschiedliche Charaktere, vom hurenden Priester über Verräter bis zu einer barmherzigen Alten und einer trostsuchenden Witwe. Und das alles macht ihn stark genug, um den Weg zu Ada fortzusetzen.

Kritik

Anthony Minghella ("Der englische Patient") erzählt mit "Cold Mountain" eine Geschichte, welche die tiefsten Gefühle und größten Bedürfnisse der menschlichen Seele anspricht. Eine kurze Begegnung und ein einziger Kuss, der ausreicht, um zwei Menschen mit nie versiegender Hoffnung zu erfüllen. Der Wunsch nach einer Reise zurück in die Heimat, um in Frieden miteinander vereint zu sein. Das Verlangen nach Trost in schweren Zeiten, nach Mut für einen Neuanfang, nach Menschen, die einem helfen, die Not zu überstehen.

Die Verfilmung von Charles Fraziers Roman "Cold Mountain" ist ein bildgewaltiges und doch detailversessenes, hoch dramatisches und gefühlvolles Epos und stellt eine meisterhafte Rarität inmitten der gegenwärtigen Filmmassenware dar.

Die zentralen Themen in "Cold Mountain"sind zum einen die emotionalen Veränderungen, die ein bestialischer Krieg bei Menschen hervorrufen kann und ebenso die Hoffnung auf Vertrautheit, auf einen letztendlichen Sieg über den inneren Kummer.

Jude Law brilliert in der Rolle des Inman und beherrscht dabei die beeindruckende Kunst, durch bloße Ausdrücke seiner Mimik die Seele seines Charakters wiederzuspiegeln.

Ada ist eine Paraderolle für Nicole Kidman. Ihre Verwandlung von der verwöhnten Südstaatenschönheit zur gebeutelten Frau, die erkennt, wie hart die Welt sein kann, ist wunderbar gezeichnet.

Renée Zellweger liefert als saloppe Ruby einen willkommenen Kontrast zu der dramatischen Handlung.

Große Schlachtenszenen zeigt Minghella nur am Anfang. "Cold Mountain" konzentriert sich auf den Effekt des Krieges auf das Individuum. Der Gegenstand der Sklaverei wird nur am Rande angeschnitten. Der Bürgerkrieg an sich dient als Hintergrund, als zerstörerische Tortur und Auslöser jeglichen körperlichen Schmerzes, in dessen Vordergrund die Figuren, allen voran Inman und Ada, ihre mentalen Veränderungen durchmachen. Er zeigt den großen Krieg von einer anderen, ganz persönlichen Seite.

Fazit

"Cold Mountain" ist ein zutiefst bewegendes und hoch dramatisches Filmepos.

Britta - myFanbase
01.08.2004

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