Bewertung
Christopher Nolan

Memento

Some memories are best forgotten.

Foto: Copyright: Sony Pictures Home Entertainment
© Sony Pictures Home Entertainment

Inhalt

Bei einem Überfall, bei dem seine Frau erst vergewaltigt und dann ermordet wird, wird der Versicherungsagent Leonard Shelby niedergeschlagen und leidet seitdem an anterograder Amnesie. Er kann sich zwar noch an sein Leben vor dem Angriff erinnern, kann neue Erinnerungen jedoch nicht mehr in sein Langzeitgedächtnis aufnehmen. Dennoch macht er sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Frau und nutzt dabei Polaroidfotos, schriftliche Aufzeichnungen und Tätowierungen als externe Gedächtnisstütze. Während seiner Ermittlungen wird er von dem Polizisten Teddy und der Kellnerin Natalie unterstützt, deren wahre Motive jedoch lange im Dunkeln bleiben.

Kritik

Christopher Nolan ist mit "Memento" ein raffinierter und innovativer Thriller gelungen, bei dem man von der ersten Minute an höllisch aufpassen muss, denn hier werden übliche Erzählweisen auf den Kopf gestellt. Es existieren zwei verschiedene Handlungsstränge, von denen einer in der Gegenwart und einer in der Vergangenheit spielt. Leider ist eine Analyse des Films erst möglich, nachdem ein wichtiges Detail verraten wird, das eigentlich erst am Ende des Films enthüllt wird.

Im ersten Handlungsstrang werden die gegenwärtigen Ereignisse gezeigt. Die dazugehörigen Szenen sind in schwarz-weiß gehalten und erzählen uns von Leonard Shelby und von dem, was ihm widerfahren ist.

Im zweiten, wesentlich wichtigeren Erzählstrang, findet sich der Zuschauer mitten in einer Handlung, deren Vorgeschichte er nicht kennt. Nolan stückelt den Film in mehrere minutenlange Fragmente, die er chronologisch rückwärts ablaufen lässt, so dass der Zuschauer ebenso planlos ist wie Shelby selbst. Die oben beschriebenen schwarz-weiß Szenen laufen dabei chronologisch richtig ab und wechseln sich mit den rückwärts laufenden Fragmenten ab. Klingt kompliziert? Ist es auch! Das Drehbuch gestaltete sich so undurchsichtig, dass man den Darstellern teilweise farbige Seiten zukommen ließ, um klar zu machen, welche Szenen wie zusammenhängen.

Die Frage, die sich einem nun aufdrängt, ist, ob eine solch wirre Erzählweise überhaupt funktioniert, denn eines ist sicher: beim ersten Ansehen versteht man maximal die Hälfte des Films. Vieles rauscht an dem Zuschauer unbeachtet vorbei und viele Fragen werden offen bleiben. Man muss sich den Film also mindestens zweimal ansehen, um wirklich zu verstehen, was in dem Film vor sich geht. Nichts für den gemütlichen Videoabend mit Freunden und für Leute, die gerne geradeaus denken.

Bei "Memento" handelt es sich wohl um den cleversten Film-Noir seit "L.A.Confidential" und dabei ist die Geschichte an sich gar nicht mal so kompliziert, wenn man erst einmal durchgestiegen ist. Der Film ist ein gigantisches Puzzle, das darauf wartet, gelöst zu werden und wer für so etwas keinen Nerv hat, der sollte einen großen Bogen um "Memento" machen. Man muss sich dann jedoch vor Augen halten, dass man den innovativsten Thriller seit langem verpasst hat.

Fazit

"Memento" ist ein reinrassiger Independent-Film, entstanden aus der seltenen Mischung aus Kreativität und Originalität, wie sie so viele Filme heute missen lassen.

Melanie Wolff - myFanbase
15.05.2007

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