Die besten Antagonisten 2011

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Eigentlich sollen wir sie ja hassen, doch dann lieben wir sie doch wieder: die Gegenspieler und Bösewichte eines jeden Films. Unsere Redaktion hat sich angeschaut, welche Antagonisten dieses Jahr trotz aller Antipathie besondere Aufmerksamkeit verdienen.

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Kyung-chul (Choi Min-sik) ("I Saw the Devil")
Bei einem Film wie "I Saw the Devil" steht man recht schnell vor dem Problem der mangelnden Klassifizierungsmöglichkeit der Charaktere. Wer ist Antagonist, wer Protagonist? Dabei könnte die Rollenverteilung anfangs nicht eindeutiger sein – auf der einen Seite Kyung-chul, der auf bestialische Art und Weise Menschen tötet, auf der anderen der trauernde Verlobte, der Gerechtigkeit möchte. Mit der Zeit löst sich jegliches Held-und-Widersacher-Motiv auf, und man kann nur durch die Screentime, die beide zu sehen sind, und durch die Unterscheidung, wer die Handlung vorantreibt und aus welcher Sicht eben jene voranschreitet, Kyung-chul, den wohl bestgeschriebenen Film-Serienkiller des vergangenen Jahrzehnts, als Antagonisten identifizieren. | Andreas K.

Jerry Dandrige (Colin Farrell) ("Fright Night")
Gutaussehende und nette Vampire, die eigentlich nur menschlich sein wollen, gab es besonders in den letzten zwei Jahren zu Genüge. So ist Colin Farrell mit seinem bösartigen Vampir Jerry eine willkommene Abwechslung. Als scheinbar hilfsbereiter Nachbar wickelt er charmant jeden um den Finger und nimmt dabei noch sämtliche Vampirklischees auf den Arm. Dennoch zeigt er sich auch von einer erbarmungslosen Seite und bringt als bester Antagonist genau das auf die Leinwand, was man in letzter Zeit vermisst hat: einen smarten Vampir, der nicht geplagt ist von Selbstzweifeln oder Liebeskummer, sondern der seine Natur vergnügt auslebt. | Tanya Sarikaya

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Seth Trimble (Gary Entin) ("Seconds Apart")
Seth ist das klassische Beispiel eines bösen Zwillings. Im Verbund mit seinem Bruder Jonah verfügt er über telepathische Fähigkeiten, die er dazu nutzt, Menschen auf perfide Weise in den Selbstmord zu treiben. Wenngleich Jonah auch nicht ganz unschuldig ist, wird er von Seth in einer beschönigenden Illusion gehalten und findet erst durch seine Gefühle für eine neue Mitschülerin den Mut und die Kraft, die Augen zu öffnen und zu sehen, was Seth angerichtet hat. Seth ist unheimlich, skrupellos und heimtückisch. Wenn man ihn erlebt, kann man nur froh sein, keinen Zwilling zu haben. | Maret Hosemann

Gouverneur Mike Morris (George Clooney) ("The Ides of March – Tage des Verrats")
Mit seiner Rolle in "The Ides of March – Tage des Verrats" hat George Clooney zumindest im Film schon den Traum vieler Amerikaner erfüllt. Er tritt an, um der nächste Präsident der USA zu werden. Und was auf dem Papier toll klingt, das schafft George Clooney in seinem Film gehörig zu verderben. Mit so tiefen Abgründen wie der Marianengraben, einem Hang zum Manipulativen und einer wunderbar interessanten Wendung wird aus dem anfänglichen Traum eines jeden Amerikaners schnell dessen Alptraum und die vermeintliche Wahrheit hinter jedem Politiker. | Eva Klose

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Geisterhafter Dämon ("Paranormal Activity 3")
Den Hype um die low-budget Kamerawackel-Horrorfilmreihe "Paranormal Activity" konnte ich persönlich nie so wirklich nachvollziehen, geändert hat sich dies nun aber ausgerechnet mit dem dritten Teil, der als der wohl gemeinste Horrorschocker des Jahres bezeichnet werden kann. Die Vorgeschichte zu den ersten beiden Teilen überzeugt durch eine schaurig-grausige Atmosphäre und perfekt eingesetzte Schockeffekte. Der Dämon agiert hier so fies-gnadenlos-grausam, wie nie zuvor und schleicht sich so tief ins Unterbewusstsein des ihm ausgelieferten Zuschauers. Wenn mir ein Antagonist in diesem Jahr das Fürchten gelehrt hat, dann war es sicherlich der nimmermüde Dämon aus "Paranormal Activity 3". | Moritz Stock

Louis Roulet (Ryan Phillippe) ("Der Mandant")
Auf der Suche nach einem geeigneten Antagonisten sticht im mageren Jahr 2011 besonders der Charakter Louis Roulet hervor. Er ist ein junger Mann, der mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen und gewohnt ist, dass er alles bekommt, was er möchte. Roulet zeigt sich nach außen als elegant, gepflegt, ängstlich und erzogen. Nur in Wirklichkeit ist er ein Vergewaltiger, Schläger und Erpresser, dem alle Mittel recht sind, seine eigene Haut zu retten. Er droht sogar seinem eigenen Anwalt, dessen Familie zu töten. | Ignat Kress

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Severus Snape ("Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2")
Vergesst Lord Voldemort. Wenn es einen Gegenspieler gibt, der in der "Harry Potter"-Reihe gewürdigt werden muss, dann ist es Severus Snape. Der Antagonist, der sich letztlich als Held entpuppt, wurde von Alan Rickman über die Jahre hinweg immer mit großartiger Coolness und Zwielichtigkeit dargestellt und auch wenn die Filmversion allein schon aus inszenatorischen Zeitgründen nicht an die Tiefe, Komplexität und Vielschichtigkeit der Buchversion herankommt, so bekam Snape im letzten Teil dennoch seinen verdienten Abschluss. Ein glorioser Antagonist, dem man immer wieder gerne Hassliebe entgegenbringt. | Maria Gruber

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