Gollum
Ob eingefleischter "Der Herr der Ringe"-Fan, regelmäßiger Kinogänger oder Hobbycineast - nahezu jedem ist der Name Gollum und die Gestalt, die sich dahinter verbirgt, ein Begriff. Die großen Augen, spitzen Zähne, die gekrümmte, kriechende Haltung und der besessene Aufschrei "Mein Schatz!" machen Gollum zu einer der bekanntesten Figuren der Filmgeschichte. Dieser Teil der Kolumne widmet sich Gollums Entstehungs- und Hintergrundgeschichte, wer hinter dieser berühmten Figur steckt und wie der Hype um Gollum in "Der Hobbit" weitergeht.
Von Sméagol zu Gollum
Gollum war nicht immer die verstoßene und berechnende Kreatur. Einst war er ein Hobbit mit dem Namen Sméagol und gehörte den Bewohnern von Starren an, die am Fluss Schwertel in Wilderland lebten. Als Waise wuchs er bei seiner Großmutter auf, welche zur Autoritätsperson des Dorfes gewählt wurde. An Sméagols 33. Geburtstag gingen er und sein Vetter Déagol Angeln, was für Sméagol der Beginn eines neuen, dunklen Lebens sein sollte. Déagol entdeckte auf dem Flussgrund den Einen Ring und beanspruchte ihn sofort für sich. Als Sméagol den Ring zum ersten Mal erblickte, regte sich etwas in ihm und er begehrte nichts sehnlicher als diesen Ring. Er forderte Déagol auf, ihm den Ring zu schenken, aber als Déagol sich weigerte, erwürgte Sméagol ihn. Er versteckte die Leiche und ging zum Dorf zurück. Von da an wurde Sméagol gemieden und dieser zog sich immer mehr mit dem Ring zurück. Er redete mit keinem mehr, gab nur noch Gluckslaute von sich, zog den Ring an, um unsichtbar zu werden und lebte immer mehr für sich. Schließlich verstieß ihn seine Großmutter vom Dorf.
Sméagol zog sich daraufhin in einer Höhle in den Nebelgebirgen zurück und hegte einen Hass auf alles und jeden. Fast 400 Jahre lebte er in Höhlen und Stollen, da der Ring sein Leben verlängerte. Sein Inneres und Äußeres wurden durch den Ring genauso verändert. Er mied die Sonne, ernährte sich von rohem Fisch und wurde zur kriechenden, blassen Figur Gollum. Diesen Namen gaben ihm die Nordmenschen, da er schmatzende und unverständliche Laute von sich gab. Der Ring zerfraß Sméagols Seele völlig und von dem ehemaligen Hobbit war kaum noch etwas übrig. Er wird zu einer gespaltenen Persönlichkeit, nennt den Ring und auch sich selbst "Mein Schatz". Eines Tages ändert sich sein abgesondertes Leben schlagartig, als Bilbo Beutlin sich bei einem Orkkampf in Gollums Höhle versteckt. Durch einen Trick verschafft sich Bilbo den Einen Ring und stiehlt Gollum den einzigen Sinn seines Lebens. Am Boden zerstört und zu allen Mitteln bereit macht sich Gollum auf die Suche nach dem Ring. Wie Gollum mit diesem Verlust umgeht und Bilbo ein neues Abenteuer antritt, erfahren wir am 13. Dezember 2012 im ersten Teil des zweiteiligen Prequels "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise".
"I have not much hope that Gollum can be cured before he dies, but there is a chance of it. And he is bound up with the fate of the Ring. My heart tells me that he has some part to play yet, for good or ill, before the end." - Gandalf
Die Figuren in J.R.R. Tolkiens Welt sind besonders prägnant für ihre Mehrdimensionalität. Gollum wird erstmals durch Gandalf in "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" charakterisiert, indem er sagt, dass Gollum eine Chance hätte, Erlösung zu finden. Auch wenn die Chance gering ist, sie besteht immer. Bei Tolkien gibt es keine Schwarzmalerei und so sind die Figuren nicht rein Böse oder Gut. Gollum wird in der bisherigen Trilogie nicht nur als hinterhältiger Bösewicht, sondern als eine gefallene, fast schon tragische Figur dargestellt, die durch den dunklen Einfluss des Rings auf die Schattenseite getrieben wurde und Opfer seiner Begierde ist. Dem entgegen steht die bemitleidenswerte, unterdrückte Seite Sméagols, die durch Frodos Hilfe und Akzeptanz in "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" zum Vorschein kommt. Es besteht immer Hoffnung, dass Menschen und auch Kreaturen wie Gollum durch Gnade auf den rechten Weg zurückfinden. Letztlich ist die Macht des Rings aber zu stark für Sméagol, sodass er sich seiner dunklen Seite Gollum geschlagen geben muss und mit dem Ring untergeht. Auch Frodo, einer der Helden der Geschichte, scheitert in "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" auf dem Schicksalsberg und erliegt seiner Begierde für den Ring. Doch ohne Gollum, der sich auf Frodo stürzt, den Ring an sich reißt und mit ihm in die Schlucht fällt, wäre das Gute, also die Zerstörung des Rings, nicht möglich gewesen. Gollum hat am Ende, wie Gandalf vorausgesagt, eine wichtige Rolle als böse und gleichzeitig gute Figur gespielt.
Als Fan der Etymologie hat Tolkien auch bei der Namensgebung nichts dem Zufall überlassen. Sméagol lässt sich aus dem altenglischen "smygel" ableiten, was so viel wie "sich eingraben" bedeutet. Aus dem althebräischen "smiri" ergibt sich das deutsche Wort "Wächter" oder "heimlich Tragender". Aus der jüdischen Mythologie gab es einst eine menschenähnliche Kreatur namens Golem, welche vom Meister auf magische Art zum Leben erweckt wurde und ihm folglich als Sklave Dienste leisten musste. Wenn man sich Gollums Charakterzüge anschaut, macht seine Namensgebung viel Sinn. Er ist ein Sklave des Rings, den er ständig bei sich tragen muss und gräbt sich und seine Seele in das dunkelste Loch, verflucht und abgesondert durch die Macht des Rings.
Auf die Leinwand gezaubert
Vor der "Der Herr der Ringe"-Trilogie war Andy Serkis in der Kinowelt noch weitgehend unbekannt. Es ist kein anderer als Gollum, welche ihm die Rolle seines Lebens verschaffen und für ein Phänomen in der Filmgeschichte sorgen sollte. Zuerst war geplant, dass Serkis durch sein Sprachtalent Gollum nur die Stimme verleihen und die Figur selbst nur durch Computeranimation auf die Leinwand projiziert wird. Doch Andy Serkis' schauspielerisches Talent war ein entscheidender Bestandteil der Rolle, sodass Peter Jackson sich für die CGI-Variante entschied. Um alle Körperbewegungen als 3D-Computergrafik zu erfassen und später auf die Leinwand zu bringen, schlüpfte Andy Serkis in einen hautengen, maßgeschneiderten Anzug, der mit Sensoren ausgestattet war. Er spielte in jeder Szene Gollum und seine Gesichtsmerkmale wurden über die CGI-Erkennung aufgezeichnet und die der Figur angepasst. So konnte Andy Serkis dem Film nicht nur seine unheimlich überzeugende Stimme leihen, sondern auch mit seiner hervorragenden Körpersprache Gollums Wesenszüge noch realistischer und glaubwürdiger darstellen. "Gollum: Auf die Leinwand gezaubert" heißt Andy Serkis' im Jahre 2003 erschienenes Buch, indem er weitere Details über Gollums Schöpfung preisgibt.
Peter Jackson und sein Team haben in der Tat durch einen genialen Performancekünstler und modernste Animationstechnik eine der wohl faszinierendsten und bestanimiertesten Figuren der Filmgeschichte präsentiert. Die Figur Gollum hat schon etliche Awards für sich entschieden und zieht jeden Tag mehr Fans in seinen Bann. Natürlich wird Serkis auch in der neuen "Der Hobbit"-Trilogie wieder in die Haut Gollums schlüpfen. Es bleibt also spannend, was man für Gollum bereithält, um in Tolkiens fantastischer Welt für noch mehr Glanz und Perfektion zu sorgen. Gollum gehört schon jetzt zu den größten Kultfiguren und seine Ära ist noch lange nicht vorbei.
Tanya Sarikaya - myFanbase
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