Drehort Neuseeland

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In seinen Büchern beschreibt Tolkien detailgenau sein Mittelerde, was für einen zukünftigen Filmemacher eine Herausforderung sein sollte. Doch als großer Tolkien-Fan und Vollblut-Kiwi (Neuseeländer) hat sich Peter Jackson dieser Aufgabe gestellt. Zusammen mit Location-Scouts, wie Ian Brodie und Dave Comer, wurden die beiden Inseln Neuseelands überflogen und durchfahren, um die perfekten Drehorte für Mittelerde zu finden.

Foto: Eingang zur Weta Cave - Copyright: Anna Sörries
Eingang zur Weta Cave
© Anna Sörries

In der Hauptstadt Wellington ist der Sitz der Weta Cave und ihrer Werkstätten. Dort wurden alle Waffen, Kostüme, Special Effects und Rüstungen entwickelt und gebaut. Im Stadtteil Miramar wohnt Peter Jackson (falls irgendjemand mal die Einladung bekommt, bei ihm zu übernachten, unbedingt annehmen, denn dann kann man in einem Gästezimmer im Hobbit-Stil schlafen!) und die riesigen Produktionshallen sind dort angesiedelt, damit die Szenen, die mithilfe von Computern unterstützt werden, gedreht werden können.

Doch zurück zur Weta Cave: Die Werkstatt selbst kann man leider nicht besichtigen, dafür gibt es aber viele Sammelfiguren zu begutachten und ein kurzer Film erzählt, wie es hinter den Kulissen abgelaufen ist. Zudem ist auch eine lebensgroße Statue von Gollum und Urukhai Lurtz zu sehen.

In Wellington selbst wurde auch gedreht und nicht nur in Produktionshallen. Mount Victoria wurde Teil des Auenlands, durch das Frodo, Sam, Pippin und Merry in "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" wandern. Dort wurden die vier auch von dem Schwarzen Reiter überrascht und sie mussten sich unter einer Wurzel verstecken.

Foto: In Matamata - Copyright: Anna Sörries
In Matamata
© Anna Sörries

Das eigentliche Auenland, die beschaulichen und gemütlichen Hobbithöhlen wurden in Matamata aufgebaut. Auf einer Schaffarm fanden die Filmemacher das perfekte Gelände: hügelig mit einem großen Baum und einem Teich. Es wurden nur ein paar zusätzliche Hügel aufgeschüttet und dann die klassischen runden Hobbittüren eingesetzt – Innenraum hat nämlich keine von denen. Die Innendrehs wurden alle im Studio aufgenommen. Nach den Dreharbeiten der Trilogie wurde das Set teilweise abgebaut. Regenwetter hat es verhindert, dass alle Höhlen abgerissen wurden. Die Familie, denen das Grundstück gehört, haben diese Chance genutzt und zusammen mit der Produktionsfirma eine Tour durch das Set aufgezogen. Dort gab es zunächst nur die Überreste zu sehen. Nach den Filmarbeiten für "Der Hobbit" wurde das gesamte Gelände wieder aufgebaut und sogar erweitert. Es gibt mehr Hobbithöhlen mit vielen Details, die man im Film überhaupt nicht zu sehen bekommt und nun sind auch ständig Gärtner dort, die dafür sorgen, dass alles genauso aussieht, wie im Film. Zudem wird zur Zeit der "Grüne Drachen", die Kneipe des Auenlandes, erweitert, sodass die Besucher der Tour möglichst bald nach dem Besuch des Sets dort noch ein echt auenländisches Bier trinken können. Auch viele Nicht-"Herr-der-Ringe"-Fans machen hier eine Tour mit, nur damit sie Angehörige und Freunde eifersüchtig machen können.

Aber viel besser ist es, wenn man sagen kann, dass man den Schicksalsberg erklommen hat, genauso wie Sam und Frodo in "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs". Dies ist an nur einem Tag möglich, denn das Tongario Crossing ist eine sehr beliebte Strecke im Tongariro Nationalpark und führt am Ngauruhoe vorbei. Mit einer steilen Detour über Geröll und Steine kann man den Schicksalsberg besteigen. Selbst in Neuseeland sagen viele einfach nur noch "Mount Doom" zum Ngauruhoe. Der Maori-Name des Vulkans kann schon mal zu Ausspracheschwierigkeiten führen.

Für die Trilogie wurde über drei Jahre lang geplant und nochmals drei Jahre gefilmt. Die Dreharbeiten fanden vor allem auf der Südinsel Neuseelands statt. Die Berge, die sich über die Länge der Insel hinwegziehen, waren der Schauplatz für die Gebirge Mittelerdes, ob nun als Nebelgebirge oder für den Gebirgszug bei der Entzündung der Leuchtfeuer, die Rohan melden, dass Gondor Hilfe benötigt.

Foto: Copyright: Anna Sörries
© Anna Sörries

Ein Ort mit den meisten Drehplätze in der Umgebung war Queenstown. Die Stadt ist bekannt unter Adrenalinjunkies, da man sich dort unter anderem aus 134 Meter an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen kann. In der Nähe der Bungeejump-Station ist auch ein Schauplatz für den ersten "Herr der Ringe"-Film "Die Gefährten". Der Kawarau Fluss am Bungeejump wurde für den Anduin genutzt, da er von hohen Steinwänden umgeben ist und an dem die Argonath, die Königsstatuen, mit Special Effects hinzugefügt wurden. Des weiteren wurde auch direkt in Arrowtown, einer kleinen ehemaligen Goldschürferstadt, eine gute halbe Stunde von Queenstown entfernt, gedreht. Direkt am Stadtrand hat sich Arwen vor den Nazgulreitern gerettet. Sie war mit ihrem Pferd durch den Fluss geritten, doch als die Diener Saurons ihn durchqueren wollten, wurden sie von einer Welle erfasst und weggeschwemmt. Letzteres wurde nicht an derselben Stelle gedreht, da man eine andere Ansicht haben musste, nämlich in der Nähe von Skippers Canyon.

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Foto: Copyright: Anna Sörries
© Anna Sörries

Eine weitere Szene ist eigentlich ein Spazierweg entlang des Arrowflusses: Nachdem Isildur Sauron den Einen Ring abgenommen hat, reitet er heimwärts, als er von einer Horde Orks überfallen wird. Im Kampf kann er in den Fluss springen und wird mithilfe des Rings unsichtbar. Doch der Eine Ring will von einem Diener des Dunklen gefunden werden, sodass er von Isildurs Finger gleitet und die Orks ihn sehen und töten können.

Etwas östlich von Queenstown liegt die Fläche von Central Otago – wie der Name schon sagt – im Zentrum von der Südinsel und umfasst rund 9600km² in denen es fast kontinentales Klima gibt (es gibt heiße Sommer, aber auch eiskalte Winter). Das ist deshalb interessant, weil es zum einen der einzige Ort Neuseelands mit dieser Art Klima ist, aber auch, weil dieses Klima auch ein Teil der Geografie mit gebildet, die der Schauplatz für die weiten Flächen Rohans waren. In der Nähe von Poolburn war ein schönes Set, wo ein Dorf Rohans in den ersten Minuten des zweiten Teils, "Die zwei Türme", von den Uruk-hai überfallen worden ist. Wo jetzt wieder Fischerhütten stehen, standen Holzhütten, die abgebrannt wurden.

Ein wirklicher Glücksgriff war wohl das Set von Edoras. Den ersten Blick davon bekommt man im Buch, als Gandalf, Aragorn, Legolas und Gimli nach ihrer Suche nach den Hobbits ihre Pferde zurückbringen wollen. Sie reiten in ein Tal, das umgeben ist von hohen Gebirgen. Darin fließt ein Fluss, der in der Sonne silbern glitzert, und mitten in diesem Tal erhebt sich ein Felsgebirge, auf der die Goldene Halle erbaut worden ist. Die Filmverantwortlichen haben viel mit Hubschrauberpiloten zusammen gearbeitet, die die Landschaft Neuseelands am besten kennen. Einer von diesen hat mitten im Nirgendwo genau eine solche Stelle gefunden, fast 70km von der nächsten Stadt, Methven, entfernt. Elf Monate wurde dort für Edoras gebaut und nur etwas unter einer Woche gedreht. Danach wurde das gesamte Set wieder abmontiert und alle Pflanzen, die man ausgegraben hatte, wieder an ihren ursprünglichen Platz verpflanzt. Dafür hat man sogar GPS-Daten genutzt, damit wirklich alles wieder am Originalort ist. Die einzigen Überreste sind ein paar Schrauben, die noch im Gestein verbohrt sind und selbst die muss man suchen. Wenn man vom Hügel ins Tal hinunter zu den Alpen sieht, kann man auch noch einen anderen Drehort sehen. Allerdings wurde dieser nur mit dem Computer geschaffen. In einer Felsspalte wurde das Set von Helms Klamm per Programm eingebaut, damit man die Landschaftsaufnahmen machen konnte.

Dies sind natürlich längst nicht alle Sets, die man entdecken kann. Viele können nur mit dem Helikopter erreicht werden oder sind auf Privatgelände. Wer mal in Neuseeland und Fan der Trilogie ist, sollte sich aber doch schon das ein oder andere Set ansehen. Man braucht bei vielen Orten keine Touren zu machen. Und mit etwas Glück sieht man vielleicht einen Hobbit. Oder man trifft Kiwis, die am Film mitgewirkt haben und so Geschichten erzählen können. Die Besitzerin der Redcliff Bar in Te Anau etwa hat zwar nicht im Film mitgewirkt, aber die Schauspieler und die Crew kamen nach getaner Arbeit gerne zum Essen und ein Bier in ihre Kneipe. Nun hängt ein T-Shirt mit einigen Unterschriften der Schauspieler im Schankraum.

Anna Sörries - myFanbase

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