Die besten Darstellerinnen 2012

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Moritz Stock meint:

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#1 Emmanuelle Riva als Anne ("Liebe")
Michael Hanekes Sterbedrama "Liebe" war trotz vereinzelter Nebencharaktere im Grunde ein Zwei-Personen-Kammerspiel, in dem Jean-Louis Trintignant und vor allem auch die bereits 85-jährige Schauspielerin Emmanuelle Riva, die vor der Beteiligung an diesem Film lange keine Hauptrolle mehr in einem Kinofilm mehr übernommen hatte, eine Wahnsinns-Performance ablieferten. Riva gelang es, dem Sterbeprozess einer Frau mit uneingeschränkter Authentizität auf die Leinwand zu bringen und sich der komplexen und schwierigen Rolle voll und ganz zu verschreiben. Lange hat man im Kino nicht mehr an eine solche außergewöhnlich-intensiv-erschütternde Performance gesehen. Schauspielerisch muss diese Leistung als bemerkenswerteste des Jahres bezeichnet werden. Mit großem Abstand!

#2 Carey Mulligan als Irene/Sissy Sullivan ("Drive"/"Shame")
Dass Carey Mulligan für mich eine der besten Schauspielerin des Jahres 2012 ist, liegt auch daran, dass sie in gleich zwei beeindruckenden Filmen vollkommen überzeugen konnte. Sowohl in Nicolas Windings Refns überästhetisiertem Thriller-Liebesdrama "Drive", als auch in Steve McQueens schockierendem Sexsucht-Drama "Shame" glänzte sie an der Seite von zwei ebenfalls großartigen Schauspielern durch ihre zerbrechlich-mitfühlende, einen völlig einnehmende Aura, die so viel tiefe Verlorenheit ausdrückt. Das Filmjahr 2012 war irgendwie auch das Jahr der Carey Mulligan, die sich durch ihre gezielte Rollenauswahl langsam zu den ganz großen Schauspielerinnen ihrer Generation vorgearbeitet hat.

#3 Elizabeth Olson als Martha ("Martha Marcy May Marlene")
Sie ist die Schwester der berühmt-berüchtigten Olsen-Schwestern, verfügt aber über weit mehr Talent, als die beiden Vermarktungs-Maschinerien zusammen. Mit dem Sekten-Drama "Martha Marcy May Marlene" gelang ihr dann auch gleich mit ihrer ersten großen Hauptrolle ein ganz großer Triumph. Ihr intensives, von Zerbrechlichkeit, Verlorenheit und leichtem Wahnsinn durchzogenes Spiel macht das erzählerisch nicht immer ganz überzeugende Drama dann doch noch zu einem kleinen Filmhighlight. Den Namen Elizabeth Olsen wird man sich merken müssen.

Melanie E. meint:

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#1 Michelle Williams als Marilyn Monroe ("My Week With Marilyn")
Bereits in dem Beziehungsdrama "Blue Valentine" konnte Michelle Williams mich vollkommen überzeugen, doch auch ihre Darbietung als Marilyn Monroe habe ich ihr während der gesamten Spielfilmzeit abgekauft. Ja, es schien doch wirklich, als wäre die echte Monroe wieder zum Leben erweckt, so wirklichkeitsnah und authentisch spielte Williams die 50er-Jahre-Ikone. Deren Ängste, verlassen zu werden und alleine da zu stehen brachte Williams genauso gut rüber, wie auch ihre Verwandlung, wenn sie der Star Marilyn Monroe war, den alle liebten. Zu Recht heimste sie daher für ihre grandiose Darbietung einen Golden Globe ein und wurde für den Oscar nominiert.

#2 Tilda Swinton als Eva Khatchadourian ("We Need to Talk About Kevin")
Als Mutter eines aggressiven Jungen, die ihren Sohn nicht versteht und keine wirkliche Beziehung zu ihm aufbauen kann, staunte ich nicht schlecht über die schauspielerische Leistung von Tilda Swinton. Der Film wurde praktisch aus der Perspektive von Eva Khatchadourian erzählt, doch dass der Film nicht langatmig oder gar langweilig wurde, ist alleine Swintons Verdienst, denn sie konnte als leidende, oft verzweifelte Mutter von Kevin jede Minute überzeugen, sodass man nach dem tragischen Ende nichts als Mitleid und Bedauern für sie empfand, denn schließlich hat es keine Mutter verdient, von ihrem Sohn so gehasst zu werden, und schon gar nicht Tilda Swinton.

#3 Keira Knightley als Anna Karenina ("Anna Karenina")
Es ist bereits bekannt, dass Keira Knightley bevorzugt in Kostümdramen mitwirkt und auch gerne mit dem Regisseur Joe Wright zusammenarbeitet. Auch in "Anna Karenina" war dies der Fall und Knightley konnte wieder einmal ihr Talent unter Beweis stellen. Mit Leidenschaft und Temperament versucht sie sich als Anna Karenina gegen die kalte, oberflächliche Gesellschaft des damaligen Russlands im 19. Jahrhundert durchzusetzen und gegen die üblichen Normen zu rebellieren. Ihr kläglicher Versuch scheitert und es war wunderbar, ihr beim Absturz zuzuschauen und sie leiden zu sehen, da dies auf so eindrucksvolle Art und Weise geschah, dass man hinterher sprachlos auf seinem Kinosessel zurückblieb.

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