Berlinale 2013: Tag 2
Trotz des andauernden Schneetreibens fanden auch am zweiten offiziellen Festivaltag viele Besucher den Weg zum Potsdamer Platz, um sich dort entweder in beheizte Kinos zu setzten oder draußen in der Kälte auf die Stars zu warten. An großen Namen mangelte es heute ganz sicher nicht, stellte nicht nur Joseph Gordon-Levitt sein Regiedebüt "Don Jon's Addiction" vor, sondern auch Hollywoodstar Matt Damon war zugegen, um zusammen mit Regisseur Gus Van Sant und Schauspielkollegen und "The Office"-Star John Krasinski das Öko-Drama "Promised Land" anzupreisen.
Für mich begann der filmische Tag mit Gordon-Levitts Regiedebüt äußerst erfreulich, hat der umtriebige Schauspieler doch eine rasante und überaus clevere Komödie über einen pornosüchtigen Womanizer gedreht, den selbst Scarlett Johansson nicht von seiner Sucht kurieren kann. Auf der anschließenden Pressekonferenz stellte sich ein gutgelaunter Joseph Gordon-Levitt dann den Fragen der Presse. Die Leidenschaft für dieses Projekt, bei dem er das Drehbuch schrieb, Regie führte und die Hauptrolle übernahm, war ihm sichtlich anzumerken und so erzählte er auch ausgiebig und mit viel Freude über die Themen des Films, seine Erfahrungen als Regisseur und Drehbuchautor und seine filmischen Vorbilder. Ihm war es ein besonderes Anliegen einen Film zu drehen, der eine wichtige Botschaft vermittelt, dabei aber trotzdem leicht zu konsumieren ist und Spaß macht. Dies ist ihm mit diesem Werk sicherlich gelungen.
Dann ging es gleich weiter zur nächsten Pressekonferenz, auf der Matt Damon, John Krasinski und Regisseur Gus Van Sant ihren Film "Promised Land" vorstellten. Der Film wurde in Amerika aufgrund seines umweltpolitischen Themas sehr kontrovers aufgenommen und die teils harschen Kritiken sind auch an Damon selbst nicht spurlos vorbei gegangen, auch deshalb, weil "Promised Land", für den er zusammen mit Krasinski auch das Drehbuch schrieb, ein echtes Herzensprojekt für ihn war, für das er auch weiterhin seine Hand ins Feuer legen würde und das völlig zu Recht. "Promised Land" ist ein konzentriert und behutsam erzähltes Drama über ein gebrochenes Land, dass in einem Zustand der Apathie und Hilflosigkeit gefangen scheint und in dem Zuschreibungen von Gut und Böse obsolet geworden sind. In Van Sants Film gibt es keine Helden, aber auch keine Schurken, sondern nur Menschen, die irgendwie versuchen ihr Leben unter immer schwierigeren Umständen zu leben. Matt Damon, Jon Krasinski, Rosemarie DeWitt und Frances McDormand zeigen bewundernswerte Leistungen in einem wichtigen und erzählerisch überzeugenden Film, in dem es um so viel mehr geht, als nur um Erdgasgewinnung.
Am späten Abend folgte dann mit Ulrich Seidls Abschluss seiner Paradies-Trilogie "Paradies Hoffnung" der dritte und letzte Film des Tages. In Ulrich Seidls Abschlussfilm sollte es dem Titel nach um Hoffnung gehen und Hoffnung schwingt auf eine ganz eigene Art auch stets mit in diesem verstörend-zärtlichen Film über den Schmerz der ersten Liebe und die Komplikationen des Erwachsenwerdens. In seiner unnachahmlichen Art und in spröden, dokumentarisch anmutenden Bildern voll gnadenloser Authentizität erzählt der stets kontrovers diskutierte österreichische Regisseur von Sehnsüchten und auch von der Hoffnung auf Liebe, die schlussendlich aber bloße Hoffnung bleibt. Ein interessanter, im Kopf festsetzender Film eines einzigartigen und einen immer wieder persönlich bereichernden Filmemachers.
Insgesamt bot der zweite Berlinale-Tag drei erzählerisch völlig verschiedene Filme, die auf ihre ganz eigene Art aber überzeugen konnten. Das Highlight war aber sicherlich "Promised Land" und ein in der Realität sogar noch sympathischer wirkender Matt Damon.
Moritz Stock - myFanbase
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