Die besten Filme 2013
Maria Gruber meint:
#1 Take This Waltz
Kein Film dieses Jahr hinterließ bei mir ein derart bittersüßes, zwischen Freude und Traurigkeit hin- und hergerissenes Gefühl wie Sarah Polleys wundervolles Beziehungsdrama "Take This Waltz". Mithilfe ihrer Geschichte um Margot (hinreißend: Michelle Williams), die sich entscheiden muss, ob sie bei ihrem Mann Lou (Seth Rogen) bleibt oder sich auf den attraktiven Daniel (Luke Kirby) einlässt, beleuchtet Polley noch weitaus fundamentalere Fragen, als "nur" Beziehungsprobleme. In seinem Kern nämlich stellt "Take This Waltz" die Frage danach, ob es im Leben jemals einen Punkt gibt, an dem wir wirklich vollends zufrieden sein können oder ob das Leben nicht vielmehr ein ständiger Wechsel, ein ständiges Wollen nach Mehr, nach etwas Anderem ist, ein ständiger Walzer, den es zu tanzen gilt. Voller Herz, Leidenschaft und Ehrlichkeit geht "Take This Waltz" dieser Frage nach, nimmt uns mit in einen traumhaften Sommer in Toronto und dokumentiert dabei eine der bezauberndsten Liebesgeschichten dieses Filmjahres.
#2 Der Geschmack von Rost und Knochen
Große Emotionen in mitreißender Bildgewalt inszenierte Jacques Audiard mit seinem beeindruckenden Drama "Der Geschmack von Rost und Knochen", in dem die zwei Hauptdarsteller Marion Cotillard und Matthias Schoenaerts zu absoluten Höchstleistungen getrieben wurden. Cotillard als Stéphanie, eine vom Leben zerstörte junge Frau, die verzweifelt ihren Lebensmut wiederzufinden versucht, überzeugt genauso wie Schoenaerts als rauer, alleinerziehender Vater Alain, für den die Begegnung mit Stéphanie genauso schicksalhaft ist wie für sie. Authentisch, ungeschönt und behutsam entwickelt sich zwischen Stéphanie und Alain eine Beziehung, bei der man als Zuschauer mit Haut und Haaren mitfiebert, und die einem zeigt, was mit dem eigenen Willen und der Liebe trotz sämtlicher widriger Umstände alles zu schaffen ist.
#3 Frances Ha
Jedes Filmjahr braucht seinen kultigen Feel-Good-Movie und 2013 ist dies eindeutig "Frances Ha". Noah Baumbach und Greta Gerwig erzählen mit ihrer herrlich sympathischen Protagonistin Frances die Geschichte einer jungen Frau, die sinnbildlich steht für so viele junge Menschen Mitte/Ende 20: Frances schlendert ohne wirkliches Ziel oder eine Aufgabe durch das Leben, hat keinen richtigen Job, hat beziehungstechnisch überhaupt kein Glück und auch die Freundschaft zu ihrer besten Freund Sophie wird auf eine harte Probe gestellt. Doch inmitten ihres Selbstfindungsprozesses, der auch beim Ende des Films keinesfalls abgeschlossen ist (denn wann ist er das schon?), hat Frances immer ein Lächeln auf den Lippen, ist immer ihr gesund-naives, ehrlich-direktes Selbst. Und so begleitet man sie mit Freude und einem ebenso großen Lächeln auf ihren Abenteuern durch New York und um die Welt.
#4 Stoker
Park Chan-wook verfilmt ein Drehbuch von "Prison Break"-Star Wentworth Miller mit Mia Wasikowska, Nicole Kidman und Matthew Goode in den Hauptrollen? Mehr brauchte es nicht, um die Neugier des geneigten Filmfans zu wecken. Tatsächlich ist "Stoker" einer der besten Psychothriller der letzten Jahre, der von Park nicht nur mit Hitchcock'scher Genialität realisiert wurde, sondern mit dem Trio Wasikowska/Kidman/Goode auch noch einen wahrlich überragenden Cast bot. Park setzt Millers famoses Skript mit einem unglaublichen Händchen für die richtige Inszenierung um und entfaltet die düstere Familiengeschichte mit ungeheuerlicher Suspense Stück für Stück, bis er den Zuschauer hineingezogen hat in das dunkle, packende Mysterium der Stokers. Ein beeindruckender, intensiver, von Anfang bis Ende faszinierender Thriller, der nichts für schwache Nerven ist.
#5 The Master
Es ist ein Film, bei dem sich die Geister scheiden, doch so kontrovers die Kritik Paul Thomas Andersons neuestes Werk auch aufgenommen hat, so klar macht eben genau diese Kontroverse, wie bedeutsam "The Master" eigentlich ist. Mit absoluter Konsequenz elaboriert der Film die Geschichte eines kaputten Mannes (brillant: Joaquin Phoenix), der in den Händen eines Kults die Erlösung sucht und glaubt, in dessen Anführer (Philip Seymour Hoffman) die Antwort auf all seine Probleme gefunden zu haben. Nicht nur lotet "The Master" hochgradig komplexe Themen wie die Traumatisierung von Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg, die Unmöglichkeit von deren Resozialisierung, die Anziehungskraft von sektenähnlichen Gemeinden auf eben solche sozialen Außenseiter, die Abhängigkeit der Mitglieder zu ihrem Kult, und die Abhängigkeit des Menschen von anderen insgesamt aus, er ist auch inszenatorisch, dramaturgisch und vor allem schauspielerisch beeindruckend, um nicht zu sagen: meisterhaft.
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