Die besten Protagonisten 2014
Ein Film steht und fällt mit seinem Protagonisten und auch in diesem Kinojahr gab es viele außergewöhnliche Figuren, denen man fasziniert bei ihrem Tun zugesehen hat. Letztes Jahr standen hier unter anderem große Namen wie Jay Gatsby aus "Der große Gatsby" und Katniss Everdeen aus "Die Tribute von Panem - Catching Fire" oder auch die titelgebende Heldin aus "Frances Ha" und Adèle aus "Blau ist eine warme Farbe" ganz oben. Welche Namen stehen dieses Jahr auf der Liste unserer Filmredaktion?
Grace (Brie Larson) ("Short Term 12")
"Short Term 12" war meine große persönliche Überraschung des Filmjahres 2014, die es leider nicht in die Kinos geschafft hat, sondern auf dem Heimkinomarkt ein Schattendasein fristet. Zum Leben erweckt wird diese Indie-Perle dabei vor allem durch die Hauptprotagonistin Grace, die als Mitarbeiterin einer Erziehungsanstalt durch ein außergewöhnliches emphatisches Einfühlungsvermögen besticht, ihre eigenen inneren Dämonen aber kaum unter Kontrolle bringen kann. Grace ist eine unglaubliche starke, ambivalente weibliche Figur, von der man im modernen Kino gerne noch viel mehr sehen würde. Ein Musterbeispiel einer komplexen filmischen Figur, die einen mit ganz viel Authentizität und Wahrhaftigkeit förmlich umhaut. | Moritz Stock
Hazel Grace Lancaster (Shailene Woodley) ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter")
Hazel Grace Lancaster, gespielt von Shailene Woodley, ist für mich mit großem Abstand die beste Protagonistin des Jahres gewesen. Sie ist ein 16-jähriges Mädchen, das an Lungenkrebs leidet, trotz ihres Schicksals ihren Lebenswillen aber nicht verloren hat und ihren Eltern zuliebe stark bleibt. Durch ihre Erkrankung ist sie sehr reif für ihr Alter, was man spürt, wenn sie redet. Ihre Liebe zu Augustus Waters macht sie noch viel stärker, da sie weiß, dass sie für ihn der wichtigste Mensch auf der Welt ist. Das Schicksal von Hazel wird so realistisch und gefühlsecht rübergebracht, dass man als Zuschauer jede Sekunde mit ihr leidet und sie immer mehr ins Herz schließt. Hazel ist als Protagonistin echt und nicht aufgesetzt, was sie zu meinem absoluten Liebling macht. | Sanny Binder
Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) ("Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1")
Und wieder steht Katniss Everdeen auf meiner Liste als beste Protagonistin - und diesmal sogar noch berechtigter als im Jahr davor. Denn während Katniss sich in den ersten beiden Teilen an eine starke Fassade klammerte, ist sie nun eine gebrochene Frau, die sich mitten im Krieg wiederfindet, obwohl sie nur ihre Schwester und Peeta retten wollte. Die Hungerspiele haben sie zerstört und dennoch ist sie bereit, der Spotttölpel zu sein und gegen das Kapitol in den Krieg zu ziehen. Jennifer Lawrence hat als Katniss noch nie so sehr überzeugt wie diesem Teil und jede, aber auch jede Emotion ist ihr anzusehen. Katniss Everdeen war unbestreitbar das Beste an "Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1". | Tanya Sarikaya
Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) ("Her")
Theodore ist ein sehr einsamer Mensch, welcher einem geregelten Alltagsrhythmus nachgeht, jedoch keine besonders große Freude in seinem Leben verspürt. Durch ein neues Computersystem, das den Menschen in diversen Situationen behilflich sein soll, das über eine enorme Datenbank verfügt und zudem sprechen kann, findet Theodore wieder ein kleines Stück zurück in die Welt und verliebt sich zudem in eben jenen Computer – in sie. Dabei ist Theodore stets ein gutmütiger, freundlicher, wenn auch einsamer und trauriger Mensch, welcher nach Liebe und Glück sucht und für den Zuschauer von Anfang bis zum Ende sympathisch und liebenswert bleibt. | Melanie E.
Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) ("Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis")
Ein sozialer Außenseiter, der zu einem geldgierigen Skandalreporter mutiert und dabei sämtliche Moral über Bord wirft, der zwischen Gerissenheit und Pragmatismus, zwischen Cleverness und eiskalter Hinterlist, zwischen auswendig gelernten Zeilen aus Selbsthilfeforen und emotionaler Abgestumpfheit hin- und herpendelt, und den man als Zuschauer gleichzeitig hasst, bewundert und bemitleidet – so eine Figur muss man erstmal erschaffen. Bloom, phänomenal dargestellt von Jake Gyllenhaal, ist nicht nur ein enorm vielschichtiger Protagonist, er ist gewissermaßen auch die Verkörperung all dessen, was in der absurden US-Medienlandschaft schief läuft – das erschreckende wie konsequente Endprodukt einer Gesellschaft, die alles auf die Verwirklichung des eigenen Traums auslegt, basierend auf maximalem Profit und der Bereitschaft, dafür über Leichen zu gehen. | Maria Gruber
Groot (Stimme: Vin Diesel) ("Guardians of the Galaxy")
Mir ist schon bewusst, dass ich hier im Prinzip einen Baum zum besten Filmprotagonisten 2014 küre, aber Ehre, wem Ehre gebührt. Groot, ein humanoides Pflanzenwesen, das nur drei Wörter beherrscht, ist einer der "Guardians of the Galaxy" und erobert die Herzen der Zuschauer im Sturm. Trotz seiner sehr limitierten sprachlichen Fähigkeiten drückt er viele Emotionen aus, sowohl durch Gestik und Mimik als auch durch seine Taten. Seine neuen Gefährten tun sich anfangs schwer damit, ihn als Person wahrzunehmen, was sich durch seine aufopferungsvolle Loyalität aber ändert. Groot bringt die Zuschauer zum Lachen und zum Weinen, er ist einfach eine bemerkenswerte Figur. | Maret Hosemann
Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) ("The Wolf of Wall Street")
Der von Leonardo DiCaprio grandios gemimte Aktienhändler Jordan Belfort verkörpert den Hauptprotagonisten in Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street", gleichzeitig hat er jedoch das Zeug zum Bösewicht. Belfort ist nämlich ein waschechter Betrüger, wie er im Buche steht. Monogamie in der Ehe ist für ihn ein Fremdwort. Dem ehrlichen Bürger zieht er mit schönen Worten das Geld aus der Tasche, während er selbst in Saus und Braus lebt und sich vollends dem Drogenrausch sowie schönen Frauen hingibt. Wie er Anfang der 90er Jahre seine Maklerfirma "Stratton Oakmont" scheinbar aus dem Nichts aufbaut und zum Erfolg führt, ist nicht nur erstaunlich, sondern auch höchst unterhaltsam. Eine derartige Dreistigkeit ist irgendwie schon wieder sympathisch, sieht man einmal davon ab, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, und somit bleibt (der "fiktive") Jordan Belfort ein faszinierender Antiheld mit kantigem Wiedererkennungswert. | Doreen B.
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