Die besten Szenen 2015
Maria Gruber meint:
#1 Louis Zamperini hält Mutsuhiro Watanabe stand und trägt den Balken ("Unbroken")
Als Soldat im Zweiten Weltkrieg durchlebte Louis Zamperini, ehemaliger olympischer Leichtathlet, die unsägliche Gewalt des Kriegs sowohl auf dem Schlachtfeld als auch als Kriegsgefangener der Japaner. Vor allem die letzten Monate vor Kriegsende in einem Arbeitslager hinterlassen Spuren an ihm, reduzieren seinen Körper auf Haut und Knochen. Doch die Willenskraft Zamperinis, sein Durchhaltevermögen, das ihn bereits als Sportler auszeichnete, lässt ihn ein letztes Mal gegen den grausamen Aufseher Watanabe aufbegehren. Er nimmt dessen perfide Aufforderung an, eine schwere Planke in die Höhe zu stemmen, und schafft es, trotz seines körperlichen Zustands, sie stundenlang auf den Schultern zu tragen und schließlich über den Kopf zu heben. Dabei lässt er nie den Blick von Watanabe und besiegt ihn so förmlich mit seiner Willensstärke. Watanabe reagiert mit einer hilflosen Rage, geht auf Zamperini los und prügelt auf ihn ein. Doch er weiß: Er hat dieses Duell verloren. Er konnte zwar Zamperinis Körper brechen, seinen Willen jedoch nie.
#2 Kyle singt "Red River Valley" für Cheryl ("Der große Trip – Wild")
An Emotionalität mangelt es Jean-Marc Vallées fantastischem Aussteigerdrama "Der große Trip – Wild" wahrlich nicht. Gemeinsam mit Protagonistin Cheryl Wild durchlebt man eine Reise durch die Wildnis, die letztlich zu einer Reise zu sich selbst wird, sowohl für Cheryl als auch für den Zuschauer. Nach Monaten auf dem Pacific Crest Trail begegnet Cheryl eines regnerischen Tages dem kleinen Kyle und seiner Großmutter. Als der Junge merkt, dass Cheryl niedergeschlagen ist, singt er ein Lied für sie, den wunderschönen Folksong "Red River Valley". Es ist ein Moment, der zu Tränen rührt, der Cheryl letztlich so überwältigt, dass sie nach der Verabschiedung von Kyle und seiner Oma nur weinend auf dem nassen Waldboden zusammenbrechen kann, übermannt von all den Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter, die Kyles kindliche Stimme in ihr hervorgeholt hat.
#3 Susans Verfolgungsjagd auf dem Roller ("Spy – Susan Cooper Undercover")
"Spy – Susan Cooper Undercover" ist eine großartige Persiflage auf sämtliche Agentenfilme und zeigt eine Melissa McCarthy in komödiantischer Höchstform, die als Susan Cooper für teilweise herrlichen Slapstick sorgt. Stellvertretend für viele lustige Szenen soll hier die wahnwitzige Verfolgungsjagd stehen, die Susan gegen Ende des Films bestreitet. Wie sie zunächst mit dem Dachroller umfällt ("Who puts a roof on a scooter?"), sich dann einen normalen Roller schnappt und mit diesem die absurdesten Stunts hinlegt, nur um dann in frischem Beton stecken zu bleiben, ist schlichtweg zum Kaputtlachen.
Moritz Stock meint:
#1 Abschied von Bing Bong ("Alles steht Kopf")
Die Filme der Animationsschmiede Pixar verfügen wie kaum eine andere Gattung Film über die Fähigkeit, erwachsene Menschen kauernd, zusammengesunken und mit Tränen im Gesicht im Kinosaal zurückzulassen. Bei "Alles steht Kopf" erreicht das fast schon ganz neue Dimensionen, strotzt der Film doch nur so vor anrührenden und wahrhaftigen Momenten, indem er sich auf verschiedenen Ebenen mit Problemstellungen der menschlichen Existenz auseinandersetzt. Ein zentrales Thema von "Alles steht Kopf", wie auch in anderen Pixar-Filmen, wie der "Toy Story"-Trilogie, ist der teilweise schmerzhafte Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter, mit dem auch die kindliche Fantasie ein Stück weit in sich zusammenfällt. Bildlich dargestellt wird dieser Moment auf herzzerreißende Art und Weise mit dem Abschied des imaginären Freundes Bing Bong, der sich an einer Stelle für eine der Hauptfiguren Freude opfert und im Strudel des Vergessens zurückgelassen werden muss. Ein Moment, der niemanden kalt lassen dürfte.
#2 Finales Aufeinandertreffen ("Carol")
Das romantische Drama "Carol" von Todd Haynes ist eine behutsam erzählte und großartig gespielte, klassische Liebesgeschichte, in der das Aufkommen einer jungen Liebe in stilvolle Bilder verpackt wird. Die Möglichkeit des Films optimal nutzend erzählt Haynes zentrale Momente der Geschichte nicht in ausufernden Dialogsequenzen, sondern in Blicken, die sich die Liebenden zuwerfen und in denen die Magie eines romantischen Verlangens körperlich spürbar und greifbar wird. Diese Liebe, die sich gegenüber gesellschaftlichen Restriktionen behaupten muss, kulminiert in einer Schlusssequenz, in der auf große Worte erneut verzichtet wird und in der stattdessen Blicke die ganze emotionale Komplexität des Moments und des ganzen Films auf den Punkt bringen.
#3 Schlagabtausch in der Wiener Oper ("Mission: Impossible - Rogue Nation")
Den direkten Vergleich zwischen den großen Actionfilmen mit Agentenbeteiligung im Kinojahr 2015 gewinnt "Mission: Impossible – Rogue Nation" gegenüber "James Bond - Spectre" auch deshalb, da erstgenannter mit den insgesamt über den ganzen Film verteilt denkwürdigeren Actionsequenzen aufwarten kann. Das neue Bond-Abetentuer kann in dieser Hinsicht im Grunde nur mit der spektakulären Auftaktszene auf dem Fest der Toten überzeugen, beim neuen Ethan-Hunt-Abenteuer reihen sich innovative, hochspannende und geschickt inszenierte Actionmomente jedoch fast schon aneinander. Den Höhepunkt bildet in dieser Hinsicht die ganze Sequenz in der Wiener Oper, die spektakuläre Action mit einer großen Portion Suspense verbindet und verschiedene Parteien während einer Opernaufführung aufeinander treffen lässt.
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