Oscarfieber, Teil 2: Die weiblichen Nominees

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In den Kategorien der besten Hauptdarstellerinnen und besten Nebendarstellerinnen bei den Oscars 2016 konzentriert sich die Spannung weitestgehend auf die Nebendarstellerinnen, scheint der Sieg Brie Larsons für "Raum" doch bereits im Vorfeld festzustehen. Bei den Nebendarstellerinnen hingegen kann sich im Grunde jede der nominierten Damen berechtigte Hoffnung auf den Erhalt des Goldjungen machen, was diese Kategorie zu einer der spannendsten der diesjährigen Oscarverleihung werden lässt.

Beste Hauptdarstellerin

Foto: Raum - Copyright: 2016 Universal Pictures International All Rights Reserved
Raum
© 2016 Universal Pictures International All Rights Reserved

Ähnlich wie im Vorjahr, als Julianne Moore für "Stil Alice" als haushohe Favoritin ins Rennen ging, gibt es auch in diesem Jahr mit Brie Larson eine klare Anführerin dieser hochkarätig besetzten Kategorie. Larson, die in der in Deutschland erst im März startenden Literaturverfilmung "Raum" eine Mutter spielt, die als Entführungsopfer in enger Gefangenschaft ihre Kinder aufziehen muss, gewann für diese Performance bereits den Golden Globe und wird wohl letztendlich auch den Oscar mit nach Hause nehmen. Ein wenig Hoffnung kann sich höchstens noch Cate Blanchett für ihre Performance in dem brillanten, in der wichtigsten Kategorie des besten Films aber leider sträflich missachteten Liebesdramas "Carol" machen. Da Blanchett aber bereits vor zwei Jahren den Oscar für "Blue Jasmine" erhielt und Brie Larson dementsprechend momentan der frischere und aufregendere Star ist, ist dieser Ausgang eher als unwahrscheinlich einzuschätzen.

Foto: Copyright: 2015 Twentieth Century Fox
© 2015 Twentieth Century Fox

Hervorzuheben ist noch die Leistung von Charlotte Rampling in dem kleinen und für viele wohl unterm Radar gelaufenen britischen Ehedrama "45 Years". Hier ist schon die Nominierung eine erfreuliche Nachricht, auch wenn sich Rampling mit ihrem Kommentar zur Diversitäts-Kontroverse wohl selbst um jede noch so kleine Chance auf den Sieg gebracht hat. Eine künstlerisch beeindruckende Leistung ist Ramplings Darbietung aber natürlich dennoch. Ich persönlich fand auch die Leistung von Saoirse Ronan in "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten" durchaus Oscar-würdig. Ronan steht aber noch ziemlich weit am Anfang einer wohl beeindruckenden Karriere, weshalb eine Niederlage in diesem Jahr sicher leicht zu verschmerzen ist.

Zuletzt steht auch Jennifer Lawrence mal wieder für einen Film ihres Lieblingsregisseurs David O. Russell auf der Liste. Ihre Gewinnchancen gehen aber gegen Null, zu schwach hat ihr Film "Joy" insgesamt abgeschnitten, ist dieser doch außerhalb der Darstellerinnen-Kategorie in keiner weiteren Kategorie nominiert, was in den beiden vorherigen Russell-Filmen nicht der Fall war. Insgesamt findet die diesjährige Oscar-Verleihung mit Brie Larson aber wohl eine verdiente Siegerin und irgendwie kann man diesen Oscar dann auch als Kompensation dafür verstehen, dass ihre noch beeindruckendere Leistung in dem Independent-Meisterwerk "Short Term 12" damals komplett ignoriert wurde.

Beste Nebendarstellerin

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Wie eingangs bereits dargestellt kann in dieser Kategorie im Grunde alles passieren, zu eng liegen die einzelnen Nominierten kurz vor der Verleihung beieinander. Trotzdem können auch in dieser Kategorie Favoritinnen ausgemacht werden. Um von hinten anzufangen: Die wohl geringsten Chancen hat wahrscheinlich Rachel McAdams für "Spotlight", da ihre Leistung in dem Ensemble-Drama neben einer Reihe starker Leistungen eines hochkarätigen Casts wohl am wenigsten individuell hervor sticht. Jennifer Jason Leigh hingegen erreichte mit ihrer wahnwitzigen Performance in Quentin Tarantinos Testosteron getränktem Western "The Hateful 8" wohl einen Karrierehöhepunkt, konnte bei den wichtigsten Awards im Vorfeld der Oscar-Verleihung aber kaum punkten, weshalb ihr wohl doch eher Außenseiterchancen zugerechnet werden müssen.

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Damit kommen wir zu dem Favoritinnen-Trio. Rooney Mara war bei den Golden Globes noch in der Kategorie der besten Hauptdarstellerin nominiert, wurde aus strategischen Gründen nun aber in dieser Kategorie platziert, was ihr schließlich vielleicht auch zu einem Sieg helfen könnte. Trotzdem würde diese Entscheidung wieder etwas seltsam anmuten, ist Mara in "Carol" neben Cate Blanchett doch sicher eine gleichberechtigte Hauptdarstellerin. Kate Winslet gewann in dieser Kategorie bereits bei den Golden Globes und den BAFTA-Award, was ein gutes Zeichen für ihren zweiten Oscar, nach ihrem Triumph im Jahr 2009 als beste Hauptdarstellerin für "Der Vorleser", sein könnte. Einen kleinen Favoritinnenstatus genießt schlussendlich aber vielleicht die Schwedin Alicia Vikander, die im Jahr 2015 mit den Filmen "Ex Machina" und "The Danish Girl" ihren Durchbruch auf der internationalen Bühne feiern konnte. Für "The Danish Girl" gewann sie bereits den wichtigen und für die Oscar-Verleihung häufig ausschlaggebenden Preis der amerikanischen Schauspielergilde und genießt dadurch vielleicht einen kleinen Vorteil, welcher aber nur hauchdünn ist.

Der Autorentipp

In der Kategorie der besten Hauptdarstellerin steht die Siegerin eigentlich schon. Brie Larson wird in der Nacht von Sonntag auf Montag ziemlich sicher ihren ersten Oscar mit nach Hause nehmen können und das ist völlig in Ordnung.

Bei den Nebendarstellerinnen gestaltet es sich komplizierter einen Tipp abzugeben, ich setze aber auf Alicia Vikander, die meines Erachtens nach zwar eher für "Ex Machina" nominiert hätte werden müssen, aber auch in "The Danish Girl" eine ansprechende Leistung zeigt und ihrem Co-Star Eddie Redmayne die Show stiehlt. Ich persönlich würde mich aber mehr über die Auszeichnung von Rooney Mara freuen, die für mich einen ganz wunderbaren Film noch weiter veredelt hat.

Beste Hauptdarstellerin: Brie Larson ("Raum")
Beste Nebendarstellerin: Alicia Vikander ("The Danish Girl")

Moritz Stock - myFanbase

Wer hat den Oscar verdient? Stimmt ab!

Kategorie Beste Hauptdarstellerin:

Brie Larson in "Raum"
Jennifer Lawrence in "Joy"
Cate Blanchett in "Carol"
Saoirse Ronan in "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten"
Charlotte Rampling in "45 Years"

Kategorie Beste Nebendarstellerin:

Alicia Vikander in "The Danish Girl"
Kate Winslet in "Steve Jobs"
Rooney Mara in "Carol"
Rachel McAdams in "Spotlight"
Jennifer Jason Leigh in "The Hateful Eight"

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