Oscarfieber, Teil 4: Die besten Filme

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Bei der Verleihung des wichtigsten Filmpreises der Welt, den Oscars, gibt es viele Kategorien - die dabei wohl wichtigste und prestigeträchtigste ist dabei aber sicherlich die des besten Films. In dieser Kategorie fließen alle anderen zusammen und ergeben schließlich den besten aller Filme des vergangenen Jahres. Dabei ist die Wahl des "besten" Films natürlich absolut subjektiv und so gehört zur alljährlichen Oscar-Verleihung auch immer das Lamentieren und Kritisieren der getroffenen Auswahl mit dazu. Um dem ein wenig vorzubeugen und eine möglichst breite Bandbreite an Filmen die Chance auf eine Nominierung zu ermöglichen, wurde die Anzahl der möglichen Nominierten vor zwei Jahren von fünf auf zehn erhöht. Diese Regel wurde im letzten Jahr aber schon wieder ein wenig abgeändert und so gibt es nun eine "5%-Hürde", die besagt, dass ein Film erst nominiert werden kann, wenn er auf mindestens 5% der Zettel aller Jurymitglieder steht. So variiert die Nominierten-Anzahl zwischen mindestens fünf und maximal zehn Nominierten. In diesem Jahr konnten neun Filme diese neue Hürde überwinden und erhielten eine der begehrten Nominierungen.

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© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Bei der Betrachtung der neun nominierten Filme gibt es Werke, bei denen relativ schnell ersichtlich wird, dass ein Gewinn der Trophäe so gut wie ausgeschlossen ist. So war schon allein die Nominierung der Romanverfilmung "Extrem laut und unglaublich nah" eine große Überraschung, fielen die weltweiten Kritiken doch äußerst mittelmäßig aus. Aus diesem Grund wird das Drama von Stephen Daldry wohl auch keine Chancen auf den Gewinn haben. Ein wenig besser, aber immer noch relativ gering sind die Chancen auf einen Gewinn des Dramas "The Help", welches zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren spielt. Hier werden wohl eher die Darsteller ausgezeichnet werden, der Film selbst aber wahrscheinlich nicht. Wohl zu sperrig und abstrakt wird der Academy auch das Werk vom Regievirtuosen Terrence Malick sein, dessen Film "The Tree of Life" zwar in Cannes die Goldene Palme gewann, bei der Oscar-Verleihung in der Hauptkategorie wohl aber leer ausgehen wird.

Foto: Copyright: 2011 Concorde Filmverleih GmbH
© 2011 Concorde Filmverleih GmbH

Drei Filmen können zumindest noch Außenseiterchancen zugerechnet werden: So ist Steven Spielbergs epochales Erste-Weltkriegs-Drama "Gefährten" eigentlich ein Film, dem gute Chancen eingeräumt werden könnten, doch bei den wichtigsten Preisverleihungen ging der Film bisher leer aus und auch Spielberg selbst blieb eine Nominierung in der Kategorie "Beste Regie" verwehrt. Da die Beste-Regie-Kategorie meist Hand in Hand mit der Beste-Film-Kategorie geht, wäre ein Gewinn eine Überraschung. Eine kleine Überraschung wäre auch ein Gewinn von Woody Allens märchenhafter Komödie "Midnight in Paris", die zwar charmant ist, für einen Gewinn in der Hauptkategorie dann wohl aber doch zu unspektakulär. Die bisher 21 Mal für den Oscar nominierte Regielegende wird es verschmerzen können und darf sich noch berechtigte Hoffnungen auf den Gewinn in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch" machen. Der letzte der drei Außenseiter ist Bennett Millers Sportdrama "Moneyball - Die Kunst zu gewinnen", welches von Kritikern zwar hochgelobt wurde, aber auch keine Nominierung in der Regie-Kategorie vorweisen kann und auch bei vielen anderen Preisverleihungen nicht groß triumphierte.

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© Delphi Filmverleih

Bleiben also noch drei Filme, von denen zwei als absolute Favoriten ins Feld gehen. Martin Scorseses Kinderbuchverfilmung "Hugo Cabret" weist zwar mit insgesamt elf Nomnierungen die höchste Anzahl an Nominierungen auf, wird in der wichtigsten Kategorie dann wahrscheinlich doch leer ausgehen, da die anderen beiden Konkurrenten einfach zu stark sind und ein viel zu höheres Standing in der Academy besitzen. Die zwei Favoriten sind Alexander Paynes Familiendrama "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten", welches bereits den Golden Globe als bestes Drama gewann, und Michel Hazanavicius Hommage an die Ära des Stummfilms, "The Artist", welche ebenfalls den Golden Globe als bester Film in der Kategorie "Bester Film (Komödie oder Musical)" erhielt. Gäbe es auch beim Oscar zwei Kategorien für den besten Film, wären die Sieger wohl auch hier die gleichen, aber da dies nicht der Fall ist, bleibt es spannend - wobei "The Artist" schlussendlich doch als größter Favorit gelten kann. Die Mitglieder der Academy scheinen diesem Film schon jetzt verfallen zu sein und der Gewinn von insgesamt über 30 internationalen Filmpreisen ist auch ein weiteres starkes Argument für den schlussendlichen Triumph des französischen Films.

Beurteilt man die Auswahl insgesamt, so gab es in diesem Jahr kaum große Überraschungen und viele alte Bekannte tauchten erneut auf den Nominierungslisten auf. Ein wenig schade ist es um großartige Filme, wie das Actiondrama "Drive" des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn, welches nur in einer unbedeutenden Kategorie nominiert wurde, oder auch um Lars von Triers betörendes Meisterwerk "Melancholia", welches zumindest in der Regie-Kategorie hätte nominiert werden müssen.

Die Nominierten Filme in der Übersicht:


Der Autorentipp

In diesem Jahr wird es auch wie im letzten Jahr auf einen Zweikampf hinauslaufen, bei dem schlussendlich die französische Stummfilm-Produktion "The Artist" die Nase vorn haben wird. Einzig "The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten" könnte "The Artist" eventuell noch gefährlich werden.

Bester Film: The Artist

Moritz Stock - myFanbase

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