Oscarfieber, Teil 3: Die männlichen Nominees
Wie die letzten Jahre ist es nicht sonderlich erstaunlich, wer es zu einer Nominierung für den Oscar 2015 geschafft hat. Die Golden Globes lassen auch diesmal herzlich grüßen und bis auf eine Ausnahme könnte man die Liste der Nominierten auch auf die diesjährige Oscarverleihung übertragen. Allerdings ist der Gewinner längst nicht so klar wie im vergangenen Jahr. Sehen wir uns nun die männlichen Haupt- und Nebendarsteller genauer an.
Bester Hauptdarsteller
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Beginnen wir mit Eddie Redmayne, der schon den Golden Globe für sich entschied und mit den besten Karten in die wichtigste Preisverleihung geht. 2004 wurde der Engländer in London als bester Newcomer ausgezeichnet und hat sich durch seine bemerkenswerten Rollen in "Les Miséables" und "My Week With Marilyn" ganz nach oben gespielt. Der jüngste Oscaranwärter begeisterte mit seiner Performance als Stephen Hawking in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" und ist spätestens jetzt in aller Munde. Dies ist Redmaynes erste Oscarnominierung und könnte auch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu einem erfolgreichen Abend führen.
Redmaynes guter Freund und Landsmann Benedict Cumberbatch darf sich ebenfalls über die erste Nominierung freuen. Als Wissenschaftler Alan Turing, der im zweiten Weltkrieg die entscheidende Rolle zum Sieg der Allierten spielte, gibt Cumberbatch in "The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben" eine bemerkenswerte Leistung ab. Er selbst zeigte sich in Interviews überrascht bezüglich seiner ersten Oscarnominierung, die Filmwelt ist es keineswegs. Schon lange gilt Cumberbatch als begnadeter Schauspieler und Charakterdarsteller. Dieses Image bekräftigt er umso mehr mit dieser Rolle.
Michael Keaton ist mit 63 Jahren der älteste nominierte Schauspieler und konnte sich bei den Golden Globes in der Kategorie Bester Darsteller, Musical oder Comedy ebenfalls mit seiner skurrilen Rolle als Riggan in "Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" durchsetzen. Keaton hat schon etliche internationale Filmpreise gewonnen, doch seine Oscarnominierung ist genau wie bei Redmayne und Cumberbatch seine allererste. Doch diese Nominierung bedeutet noch mehr für Michael Keaton: Nach seinen goldenen Jahren in den 90ern mit "Batman" ist es still um den Schauspieler geworden. Jetzt will er es noch mal wissen und gibt als selbstzweifelnder, gefallener Star die vielleicht beste Performance seiner Karriere ab. Ein einzigartiges Comeback, mit dem wahrscheinlich niemand und er am allerwenigsten gerechnet hätte.
Ein anderes neues Gesicht bei den Academy Awards ist Steve Carell. Er ist eher für komödiantische Rollen bekannt und überrascht deshalb in "Foxcatcher" umso mehr als knallharter Multimillionär John Du Pont, der für den Erfolg seiner Ringermannschaft über Leichen geht. Seine Nominierung kommt im Gegensatz dazu ganz und gar nicht überraschend, wurde Carell auch schon für den Golden Globe nominiert. "Foxcatcher" ist der Durchbruch für Steve Carell, in Hollywood mehr als nur auf das Genre Comedy abgestempelt zu werden.
Im Gegensatz zu seinen vier Kollegen ist Bradley Cooper schon das dritte Mal in Folge für einen Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert und wurde im Vorfeld überraschenderweise nicht für einen Golden Globe nominiert. Bei den Oscars hatte Cooper bisher noch kein Glück. 2013 verlor er mit "Silver Linings" den Oscar an Daniel Day-Lewis und 2014 kam er mit "American Hustle" nicht gegen Matthew McConaughey an. 2015 geht er als Soldat Chris Kyle in "Der Scharfschütze" mit seiner bisher anspruchvollsten Rolle ins Rennen. Man würde es ihm gönnen, doch die Konkurrenz ist stark und wie bisher etliche Male bewiesen, haben die bisherigen Nominierungen oder Gewinne bei den Oscars keinerlei Einfluss.
Leider gibt es auch dieses Jahr einige Schauspieler, die nicht in der Liste auftauchen und hier eine Nennung verdienen. Sowohl Jake Gyllenhaal ("Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis") als auch David Oyelowo ("Selma") waren für einen Golden Globe nominiert und wurden nun außen vor gelassen. Schade ist auch, dass Jack O'Connell für "Unbroken" weder bei den Golden Globes noch bei den Oscars Anerkennung für seine großartige Leistung bekommt. Aber es ist nie Platz für alle auf der Liste und die fünf Nominierten haben ihre Daseinsberechtigung auf der Oscarliste mehr als bewiesen.
Bester Nebendarsteller
Bei den Nebendarstellern entspricht die Liste der Nominierten exakt jener der Golden Globes. Dort konnte sich J.K. Simmons als Jazz-Band-Lehrer Terence Fletcher aus "Whiplash" durchsetzen und den begehrten Preis mit nach Haus nehmen. Simmons' Filmographie ist lang, doch der Preisregen hielt sich bisher in Grenzen. Durch diese Rolle hat er sich in Hollywood endlich als Charakterschauspieler etabliert. Er darf nicht nur das erste Mal Oscarluft schnuppern, sondern sich auch große Hoffnungen auf einen Gewinn machen, gilt er doch als Favorit des Abends. Allen anderen Nominierten ist die Nacht der Oscars hingegen nicht fremd.
Eine Legende unter ihnen ist der Schauspieler Robert Duvall. Der mit Abstand älteste nominierte Nebendarsteller ist schon ein alter Hase im Filmgeschäft und wurde sage und schreibe schon sechs Mal für den Oscar nominiert. 1984 gewann er ihn mit seiner Hauptrolle in "Comeback der Liebe". Mit seiner Rolle als des Mordes angeklagter Familienvater Joseph Palmer in "Der Richter – Recht oder Ehre" fährt er jetzt seine siebte Oscarnominierung ein. Und damit hat er gleichzeitig Geschichte geschrieben. Mit seinen 84 Jahren ist Robert Duvall der bisher älteste nominierte Nebendarsteller bei den Oscars.
Edward Norton darf das dritte Mal auf einen Oscar hoffen. 1997 wurde er für "Zwielicht" nominiert, 1999 sogar als bester Hauptdarsteller in "American History X". Nach einigen Jahren der Abwesenheit bei den Oscars meldet er sich nun als exzentrischer Schauspieler Mike Shiner in "Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" zurück. Er gibt denkwürdige Szenen ab und auch wenn der Oscar an die Konkurrenz gehen sollte, so hat Norton mit dieser Rolle ein Mal mehr bewiesen, wieso er zu einer besonderen Riege von Darstellern zählt.
Mit dem Ausnahmefilm "Boyhood" ist Ethan Hawke sogar schon das vierte Mal für einen Oscar nominiert und zeigt gleichzeitig so viel Privates wie fast niemand zuvor. Über 12 Jahre begleitete die Kamera ihn beim Älterwerden, die Szenen wurden meist kurzfristig vor dem Dreh geschrieben und den Darstellern wurde genug Raum für Improvisation gelassen. Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn der Film größere Chancen auf einen Oscar hat als Ethan Hawke selbst.
Der letzte im Bunde ist Mark Ruffalo als David Schultz in "Foxcatcher". Er ist bekannt für seine ausdrucksstarken Nebenrollen, die nicht selten die Hauptrollen in den Schatten stellen. 2011 hat er schon mit einer Oscarnominierung als bester Nebendarsteller in "The Kids Are All Right" auf sich aufmerksam gemacht und ist in den Köpfen der Jury geblieben. Als Boxer und Coach seines Bruders Mark Schultz gibt Ruffalo eine sehr emotionale Leistung ab. Auch wenn sein Co-Star Channing Tatum dieses Jahr bei der Jury leider unentdeckt blieb, so darf sich wenigstens Mark Ruffalo über seine zweite Nominierung freuen.
Der Autorentipp
Eddie Redmayne und Michael Keaton haben beide den Golden Globe gewonnen und gelten daher als die Favoriten. Die Erfahrung könnte am Ende siegen und Michael Keaton das Rennen machen. Oder aber die Academy entscheidet sich, das junge Talent Redmayne zu fördern. Es bleibt spannend.
Bei den Nebendarstellern kristallisiert sich J.K. Simmons als Favorit heraus. Aber so offensichtlich wie letztes Jahr ist es diesmal nicht und man könnte sogar, was die männlichen Darsteller angeht, von einem spannenden Oscarabend reden.
Bester Hauptdarsteller: Eddie Redmayne ("Die Entdeckung der Unendlichkeit"))
Bester Nebendarsteller: J.K. Simmons ("Whiplash")
Tanya Sarikaya - myFanbase
Wer hat den Oscar verdient? Stimmt ab!
Kategorie Bester Hauptdarsteller:
Eddie Redmayne ("Die Entdeckung der Unendlichkeit") | |
Benedict Cumberbatch ("The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben") | |
Michael Keaton ("Birdman") | |
Bradley Cooper ("Der Scharfschütze") | |
Steve Carell ("Foxcatcher") |
Kategorie Bester Nebendarsteller:
J.K. Simmons ("Whiplash") | |
Edward Norton ("Birdman") | |
Mark Ruffalo ("Foxcatcher") | |
Ethan Hawke ("Boyhood") | |
Robert Duvall ("Der Richter") |
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