Erinnerungen an Finn/Cory von Jamie Lisa Hebisch

Mit der Serie "Glee" musste ich zuerst einmal warm werden, dauerte es doch einige Episoden, bis es auf Facebook und überall anders Anklang fand. Danach war ich auch dabei und sofort begeistert von "Glee", habe aber sehr schnell auch einen sehr kritischen Blick entwickelt. Dem entsprechend waren die Charaktere und vor allem ihre Storylines stark im Fokus meiner Aufmerksamkeit. Nun ist es nach vier Staffeln soweit, dass wir uns als Fans von einem Charakter verabschieden müssen, für den es sicherlich keine Rückkehr gibt: Finn Hudson. Darsteller Cory Monteith verstarb unerwartet und vollkommen zum Schrecken aller im Sommer, was bereits konstruierte und geschriebene Storylines für die fünfte Staffel beeinflusste. Es war sehr schnell klar, dass die Fans eine Chance bekommen sollten, sich von einem der beliebtesten Charaktere zu verabschieden und es wurde ebenso schnell bekannt, dass Finn und seinem Tod eine zentrale Episode zukommen wird. Nun haben wir als Zuschauer schon seit einigen Monaten Gelegenheit gehabt, uns zumindest mental auf den Abschied von Finn vorzubereiten. Da wurden uns von vielen Seiten Hitlisten seiner besten Momente und Auftritte präsentiert, dass man nicht mehr recht wusste, wo einem der Kopf stand. So viele Momente kamen hoch, aus so vielen Episoden, dass man im Grunde die ganze Serie anhand einiger Beispiele geistig wiederholte und passé laufen ließ. Mir geht es an dieser Stelle nicht anders, denn wer erinnert sich nicht gerne an Finn, den Quarterback, Freund, Sohn und Bruder, der über vier Staffeln seine Identität suchte und von einem Experiment ins nächste schlitterte? Nunja, ich muss zugeben, dass mir nicht jede Geschichte um ihn gefiel. Ich hatte bis zuletzt meine Probleme mit ihm und Rachel (Lea Michele), wie auch mit der (geplatzten) Hochzeit und seinem großen Auftritt in Staffel vier, wo er Rachels neuem Freund erklärte, dass er nun wisse, wo sein Ziel liegt. Zuletzt hat Finn, der nie wusste, welchen Weg er einmal gehen wird und so sicherlich die Verkörperung vieler realer Probleme von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, erkannt, was er im Leben will, auch wenn er noch nicht richtig wusste, wie er dorthin gelangen soll: Lehrer werden und Rachel heiraten.
Finns Momente und Sprüche
Kennen lernten wir Finn unter der Dusche, wo er nackt "Can't Fight This Feeling" von REO Speedwagon performte und prompt von Will (=Matthews Morrison mit Marihuana in den Glee-Club erpresst wurde. Eine Szene, die ich niemals vergessen werde und in der ich herrlichst lachen musste. Meine persönliche Lieblingsepisode mit ihm ist allerdings eine andere: #2.03 Das neue Toastament, die in fast jeder Szene einen witzigen Spruch von ihm zeigt. Finn war mit seinem unschuldigen und etwas einfachen Wesen schnell Garant für Lacher. Er ist es auch, der dafür sorgte, dass Sam Evans (Chord Overstreet) gebührend eingeführt wurde. Er hört Sam, wie einst Will Finn, unter der Dusche: "I would've joined in with a kick-ass harmony, but the dude was naked." (#2.01 Neue Gesichter und Gemeinheiten). Diese Szene ließ zunächst vermuten, dass man in Sam einen neuen Finn gefunden hatte, jedoch machten die Autoren schnell deutlich, dass beide Charaktere vollkommen eigenständige Figuren mit eigenen Storylines sind.
Neben diesen bereits erwähnten Momenten mit und von Finn, muss ich zwei weitere herausstellen. Der erste ist die Hochzeit seiner Mutter (Romy Rosemont) mit Kurts Vater (Mike O'Malley), in der über Tage mit sich selbst und seiner Überzeugung kämpft, um dann Kurt (Chris Colfer) als seinen Bruder und Freund anzunehmen und vor allem auch für ihn einzustehen. Beweist dies seine Größe schon in Staffel zwei, wird diese Entwicklung nur durch eine einzige Sache übertroffen: sein Abschied von Rachel am Bahnhof. Ich war nie Fan von Finchel, muss aber zugeben, dass dieser Moment Anstoß gab, dass ich plötzlich ihre Beziehung (und dann auch Trennung) in Staffel vier als eine der besten Storylines empfand. Finn wurde dynamisch und zielstrebig, je weiter die vierte Staffel voranschreitete, weil er einmal das tun konnte, was er wollte. Keine Obligationen, nur seinem Herz folgend wurde er Hilfslehrer und lernte den Job zu lieben. Trotzdem blieb er seinem Charakter treu und machte Fehler. Finn lernte das Leben mit seinen Höhen und Tiefen kennen und erkannte, was seine Ziele waren, ohne zu wissen, wie er dahin gelangen soll, was sein nächstes Abenteuer werden sollte.
Es sind kleine Dinge, Sprüche und Szenen, die Finn für mich zu einem der besten Charaktere der Serie werden ließen, auch wenn er nie an erster Stelle für mich stand. Ich gewann ihn mit jedem Herz erwärmenden Spruch lieber, verzweifelte aber manchmal an seinen Ideen und Einfällen, die ich selten komplett nachvollziehen konnte und mit seinem Charakter nicht immer überein bringen konnte. Nichtsdestotrotz werde ich gerade diese unschlüssige Art vermissen, wie all seine Fehler, Sprüche, Denkweisen und Coming-of-age Geschichten, die Finn Dreidimensionalität verliehen, in einer Serie, die nicht gerade als Charakter-Drama beschrieben werden kann.
Kein riesengroßes Talent, aber sehr emotional
Es war Teil der Geschichte selbst, dass Finn immer wieder an sich und seinem Können zweifelte, was ihn als Teenager für mich real werden ließ. Dies manifestierte sich meiner Meinung nach vor allem in seinem Gesang. Finn ist kein riesiges Gesangstalent gewesen, auch wenn Rachel und Will das gerne gehabt hätten, dafür war er emotional sehr präsent in seinen Liedern und harmonierte mit seinem Gegenpol Rachel sehr gut. Während sie die wahren gesanglichen Kunststücke vollbrachte, war es Finn, der die Emotion im Song lebendig werden ließ. So sind mit vor allem seine Duette mit Rachel und einige Gruppennummern in Erinnerung geblieben. Da ist zunächst DAS Lied der vierten Staffel: "The Scientist" von Coldplay. Eine Interpretation des Songs, die richtig unter die Haut geht. Mich begeistert, wie Cory Monteith' Stimme perfekt mit den anderen harmoniert, dabei aber, wie alle anderen, sehr individuell und herausstechend ist. Vier einzigartige Stimmen vereinen sich bei "The Scientist" zu einem der besten Stücke von "Glee" überhaupt. Des weiteren müssen an dieser Stelle "Don't Stop Believin'" mit Rachel (Der "Glee"-Song überhaupt!) und "Just the Way You are" für Kurt genannt werden, die ich und sicherlich viele andere Zuschauer gerne angesehen haben.
Obwohl Cory nur eine durchschnittliche Singstimme hatte, sang er als Hauptdarsteller auch einige Solonummern. Da ist für mich in der Serie selbst "Jesse's Girl" aus der ersten Staffel die beste Nummer. Der Charakter und seine Beziehung zu Rachel wurden so gnadenlos offengelegt, dass mir als Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücke lief. Cory interpretiert den Song so emotional und bringt ihn ebenso kräftig schauspielerisch herüber, dass ich den Schmerz der Figur bis ins letzte Detail spüren konnte. Ebenso grandios empfand ich "Losing my Religion" und "Girls Just Want to Have Fun" für Santana. Dieser letzte Song spiegelt in dieser Situation absolut gut wider, was Finn ist: ein Jugendlicher, der nicht genau weiß, wo seine Grenzen sind, diese überschreitet und aus seinen Fehlern lernt. Das ist für mich der Kern der Figur und wird in diesem Song und mit der Interpretation hervorragend vermittelt.
Ein ganz besonderes Lied
Nach Corys Tod sprang mir ein Lied in Erinnerung, das auch die Trauer der Fans begleitete: "I'll Stand by You", welches er eigentlich für sich selbst sang, um sich selbst Mut zu machen die Situation mit dem Baby in der ersten Staffel zu verstehen und vor allem durchzustehen. Es begleitet Finn in diesem schweren Moment und hilft ihm damit zurecht zu kommen. Und so sollten wir Finn in Erinnerung behalten, als unsicheren jungen Mann, der seinen Weg suchte und schlussendlich zumindest mit dem Wunsch Lehrer zu werden und Rachel zu heiraten ein Ziel fand, dabei sich selbst kennen lernte und seine eigenen Grenzen erfuhr. Als Mann, der nicht immer wusste, was recht ist, dafür aber umso mehr bedauerte und wieder gut zu machen suchte, wenn er einen Fehler erkannte und eingestand. Finn wird in der Serie auch noch nach seinem Tod ein Teil aller bleiben, wie der Songtitel schon suggeriert und wie Cory Monteith immer Teil von "Glee" sein wird.
Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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