Bewertung

Review: #1.13 Kontrollverlust

Foto: Ali Larter, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Ali Larter, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Ist "Heroes" wie "X-Men"… oder nicht?

Eine Frage, die schon so manchen Zuschauer der Serie beschäftigt hat und die besonders die Kritiker der Show immer wieder anbringen: Ist "Heroes" ein "X-Men"-Abklatsch? Gar nicht so innovativ und neuartig, wie es die Fans der Serie gerne behaupten? "Heroes" – das "X-Men"-Konzept in Serienform?

Halt, ihr kommt nicht mit? Was hat "Heroes" bitteschön mit "X-Men" zu tun? Auf einer gewissen Art sehr viel und wiederum aber doch sehr wenig. Wie auch bei den X-Men sind die Heroes Mutanten, das heißt also Menschen, die dank genetischer Mutation übernatürliche Fähigkeiten entwickelt haben. Nun kann man mit Recht sagen, dass "X-Men" ja nun nicht das Patent auf diesem Konzept hat, schließlich haben schon viele Comics, Filme und Serien mit dem Gedanken der genetischen Evolution gespielt. Die Frage ist also: Inwiefern ähneln sich "Heroes" und "X-Men", beziehungsweise worin unterscheiden sie sich?

Mohinder Suresh alias Professor Xavier?

Diese Frage stellt sich besonders bei dieser Episode, #1.13 Kontrollverlust. Betrachten wir Mohinders Storyline – der Sohn des Genetikwissenschaftlers, der die Studien seines verstorbenen Vaters weiterführen und den Heroes helfen will -, so ließ sich gerade in #1.13 eine Parallele zu einem gewissen Professor Xavier finden, der in der "X-Men"-Story eine recht ähnliche Funktion übernahm: nämlich die des Forschers und Helfers. Denn auch Mohinder wird von seiner wissenschaftlichen Neugier vorangetrieben als auch von seinem Wunsch, diesen Heroes zu helfen. Diese Hilfe könnte sich vielleicht bald in einem Heilmittel (engl.: fix) manifestieren – wir erinnern uns an "X-Men 3", in dem dieses Heilmittel zu einem Kampf zwischen den Mutanten führte.

Dennoch wäre es voreilig, hier gleich einen Suresh-Xavier-Vergleich aufzustellen, wie es in der Internetwelt mittlerweile schon viele getan haben. Denn Mohinder ist ein völlig anderer Charakter als der weise Professor X und außerdem ist er selbst kein Hero (für alle, die in der "X-Men"-Welt nicht ganz firm sind: Professor X war Telepath). Ein Kampf zwischen Heroes scheint sich außerdem noch lange nicht anzubahnen, ein Heilmittel gibt es noch gar nicht.

Hornbrille alias Magneto?

Nun, wenn Suresh Professor Xavier sein soll, dann liegt die Folgerung nahe, Hornbrille als Magneto einzustufen. In der letzten Episode bereits bahnte sich eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Mohinder an, aber wieder haben wir hier einen weit hergeholten Vergleich. Mr. Bennet ist weder ein Hero (Magneto war ein X-Men), noch an der Weltherrschaft interessiert (oder?). Vielmehr ist er einer der genialsten Bösewichte, die man in der letzten Zeit in einer Serie beobachten konnte. Die Vater-Tochter-Konstellation, die die Serienmacher hier zwischen Mr. Bennet und Claire aufgestellt haben, ist großartig. Nun belügt nicht nur der Vater seine Tochter, sondern auch umgekehrt – und Mr. Bennet scheint Verdacht zu schöpfen.

Hornbrille wirft seit Beginn der Serie die altbekannte Frage auf, wie weit man bereit ist zu gehen, um einen geliebten Menschen zu schützen. Er selbst kennt keine Skrupel, um seinen "Claire-Bear" zu beschützen. Diese aber erweist sich in #1.13 als äußerst clever und findet doch tatsächlich ihre Mutter: Meredith Gordon (das weibliche Pendant zu Pyro von den X-Men). Spannend!

Doch Mr. Bennets größtes Problem ist nach wie vor Sylar – jetzt mehr denn je. Denn (wie wir es eigentlich nicht anders erwartet hatten) Sylar hat es geschafft, auszubrechen. Das Ende von #1.13 endete daher mit einem grandiosen Cliffhanger: Sylar steht hinter Mr. Bennet – das Ende der Hornbrille?

Niki vs. Jessica

Der innere Kampf zwischen Niki und Jessica hat während der letzten Episoden ein immer größeres Ausmaß angenommen – auch wenn wir in der Storyline um Niki/Jessica, D.L. und Micah nie eine wirkliche Überraschung erlebt haben (außer der Entdeckung, dass Jessica es war, die Linderman das Geld geklaut hatte), so bleibt die Geschichte durchaus interessant. Mit Niki/Jessica haben wir eine Fähigkeit, die in keiner der "X-Men"-Storys vorkommt, das gleiche gilt für Micah, von dem wir nun eindeutig wissen, dass er die Fähigkeit der Technopathie besitzt (und die wir alle gern besitzen würden!). Allein D.L.s Gabe, sich auflösen zu können, ist bereits von Kitty Pryde der X-Men bekannt und was mich angeht, fasziniert es mich immer wieder, wenn man D.L. durch Wände spazieren sieht.

Während Ali Larter als Niki/Jessica sich während der Staffel wirklich gesteigert hat und ihre Rolle mittlerweile unglaublich gut spielt, hinkt Leonard Roberts als D.L. einfach noch etwas hinterher. Zu oberflächlich ist seine Darstellung des verzweifelten Vaters noch. Aber geben wir ihm eine Chance.

Auf der Suche nach dem unsichtbaren Mann

Die neben Claire und ihrem Vater interessanteste Storyline der Episode war die von Peter und dem Invisible Man. Christopher Eccleston bringt als Brite und mit seiner tollen Darstellung des obdachlosen Hero ein tolles, neues Element mit in die Serie.

Um hier wieder die Parallelen zu den "X-Men" anzusprechen: Peters Fähigkeit besitzt in den Comics und Filmen auch Rogue. Sie kann ebenfalls die Kräfte anderer absorbieren und selbst benutzen. Einen unsichtbaren Mann gibt es im "X-Men"-Universum nicht, aber dafür eine nette andere Parallele zu dem Film "The Invisible Man" von 1933. In der Filmadaption des gleichnamigen Buches von H.G. Wells spielt Schauspieler Claude Rains den unsichtbaren Mann – wie wir später noch erfahren werden, heißt der Invisible Man bei "Heroes" Claude.

GULP!

#1.13 bot erneut die Möglichkeit, sich wieder köstlich über Hiro und Ando zu amüsieren. Ich weiß nicht genau, wie die Autoren es machen, aber sie schaffen es immer wieder, einen zum Lachen zu bringen. Irgendwie ist es dieses Kindlich-Naive, das die beiden Charaktere herüberbringen, dabei aber dennoch nicht aufgesetzt oder lächerlich wirken. Dass Hiro am Ende doch tatsächlich seinen eigenen Vater trifft (gespielt von "Star Trek"-Ikone George Takei!), ist eine durchaus gute Idee.

Weniger interessant erweist sich leider immer noch die Geschichte rund um Polizist Matt Parkman: Auch wenn es schön zu sehen ist, wie er versucht, seine Ehe zu retten – wirklich spannend ist es nicht. Dennoch scheinen die Autoren eine Basis für mehr Spannung in der Matt-Parkman-Geschichte gesetzt zu haben - nämlich die Schwangerschaft von Janice. Mal sehen, wie sich dies entwickeln wird.

Die Heroes sind keine X-Men

Was lernen wir nun aus der heutigen Episode? a) Auch wenn bei #1.13 Kontrollverlust das Tempo wieder ein wenig rausgenommen wurde, ist "Heroes" einfach fesselnd. 7 von 9 Punkten für eine sehr solide Episode. b) Wir sind jetzt alle neidisch auf Micah. Und c) Die Heroes sind keine X-Men. Vielleicht mag Peter dieselbe Fähigkeit haben wie Rogue und Claires Selbstheilungskraft erinnert an Wolverine, aber "Heroes" ist bisher ein eigenständiges Konzept, das dank seiner Helden und Bösewichte und verschiedensten Mystery-Elementen, wie dem Schicksal oder dem s-förmigen Zeichen, sowie ständiger neuer und innovativer Ideen, ein Genre für sich bleibt.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Heroes" ansehen:


Vorherige Review:
#1.12 Gottesgabe
Alle ReviewsNächste Review:
#1.14 Ablenkungen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Heroes" über die Folge #1.13 Kontrollverlust diskutieren.