Abschied von "How I Met Your Mother"
Die besten Nebencharaktere

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Eine Serie lebt nicht nur von ihre Hauptcharakteren, sondern auch von den vielen kleinen liebenswerten, schrulligen oder nervigen Nebencharakteren, die für die Protagonisten manchmal zu einem wichtigen Wegbegleiter werden, sie persönlich wachsen lassen oder ihnen einfach nur gigantisch auf die Nerven gehen. In neun Jahren "How I Met Your Mother" gab es Nebencharaktere der unterschiedlichsten Art und jeder von ihnen hatte eine spezielle Aufgabe oder besondere Eigenheiten, die sie uns hassen oder lieben ließ.

Unsere Autoren haben fünf einmalige, unvergessene Charaktere ausgewählt, die die Serie zu dem machten, was sie heute ist: richtig gute Comedy mit liebenswerten Personen, die uns neun Staffeln lang begleitet haben.

Hammond Druthers

Wenn jemand wie Bryan Cranston für den Part eines Nebencharakters engagiert wird, dann kann dieser doch nur eine bedeutende Rolle einnehmen, oder? Natürlich war Hammond Druthers nie ein zentraler Nebencharakter und hatte auch nicht unbedingt die spannendsten Geschichten um seine Person, aber Bryan Cranston mimte den zunächst Boss und später Angestellten von Ted Mosby mit einer unglaublichen Hingabe. Zunächst ist Druthers ein herrlich arroganter Mensch, den man zu hassen liebt, weil er eben die typischen Anzeichen eines Bösewichts aufweist - er ist unfair zu den Mitarbeitern, gehässig und überheblich. Als Lily dann auch noch seinen Baseball stiehlt, um ihn zur Raison zu bringen, droht er damit, alle Stunde drei Leute zu feuern, bis der Ball wieder auftaucht. Druthers ist der typische Boss, den man auf keinen Fall in seinem Job über den Weg laufen möchte. Umso schöner ist es, zu sehen, dass sich irgendwann der Spieß umdreht und Ted die Oberhand über ihn gewinnt, als man seinen Gebäudeentwurft dem von Druthers vorzieht. Druthers wird plötzlich zu einem kleinen Licht in der Firma. Natürlich kann er nicht aus seiner Haut und benimmt sich weiter wie der letzte Idiot, so dass es Ted gerade recht kommt, ihn feuern zu müssen. Karma ist bekanntlich eine B*** und so wird Druthers nicht nur gefeuert, sondern muss gleichzeitig noch an seinem Geburtstag seine Scheidungspapiere entgegen nehmen und wird informiert, dass sein Hund gestorben ist. So etwas kann nur in einem Herzinfarkt enden, mit dem sich Druthers schließlich aus der Firma verabschiedet. Ein richtig tolle Auftritt, den Bryan Cranston hier hinlegt und es freut mich, dass er in der neunten Staffel nochmal ganz kurz einen Auftritt hat, in dem er Ted anfleht, ihn in seiner Architektenkanzlei in Chicago zu unterstützen. | Melanie Wolff

Nora

Von all den Frauen, denen Barney in den neun Jahren "How I Met Your Mother" über den Weg gelaufen ist, war Nora natürlich mit Abstand die beeindruckendste. Mal davon abgesehen, dass der Charakter natürlich über mehrere Episoden angelegt und damit bedeutend war, so wusste Nazanin Boniadi auch durchgängig zu überzeugen und konnte dem Charakter viele Sympathiepunkte einbringen. Nora ist aufrichtig, prinzipientreu und sehr konsequent in ihren Handlungen. Für Barney ist sie zunächst nur wieder eine Herausforderung, aber da sie es ihm alles andere als einfach macht, lässt er sich von ihr verzaubern, auch wenn er es lange nicht zugeben will und durch Robin erst dazu veranlasst wird. Der Charakter ist wunderbar auf Barney abgestimmt und verleiht diesem endlich mehr Tiefe. Jede Szene mit ihr gehörte zu den besten in der Staffel und ihr Charakter war an sich schon toll, spielte aber für die gesamte Serie eben einen ganz entscheidenden Faktor. Nora ist es, die Barney quasi erdet und wirklich in die Lage versetzt, beziehungsfähig zu sein. Durch sie lernt er, was es bedeutet, Kompromisse einzugehen, sich nicht nur aus Spielerei ins Zeug zu legen und sich auch mal selbst zu demütigen (siehe Krawatte), um sich zu beweisen. Barney zeigt für seine Verhältnisse richtig tiefe Gefühle, die nur noch in Bezug auf Robin eine Steigerung finden. Nora ist es aber, die dafür letztlich die Grundlage geschaffen hatte. Das ist eigentlich das Tragischste an diesem Charakter. Nora war eigentlich eine formidable Frau für Barney und ich hätte sie mir sehr gut noch viel häufiger in der Serie vorstellen können. Rückblickend ist Nora also vor allem dazu da, um Barney endlich mal reifen zu lassen. Nazanin Boniadi hat es aber geschafft, Nora über die Funktion hinaus zu einem tollen Nebencharakter zu entwickeln, an den ich mich immer gerne erinnere und deren Episoden ich auch immer gerne wieder schaue. | Emil Groth

Ranjit

Besonders Comedyserien leben auch gerne mal von Charakteren, die einfach immer wieder im richtigen Moment auftauchen und fast schon wie ein Running Gag funktionieren. Für mich ist das in "How I met Your Mother" Ranjit, zunächst Taxifahrer und später dann Chauffeur, der in hektischen Momenten der Ruhepol ist, die fünf Freunde in manchen Situationen besser kennt als sie sich selbst und der quasi in vielen wichtigen Momenten irgendwie dabei ist, sei es bei der Verlobung von Lily und Marshall, beim ersten Kussversuch von Ted und Robin oder vielem mehr. Wann immer die Freunde irgendwo hinfahren wollen, ist es Ranjit, der sie fährt und dabei mit seinem trockenen Humor und seinem leicht gebrochenem Englisch wunderbar zu unterhalten weiß. Allein schon die Episode, auf der Ranjit der Chauffeur zu den ganzen Silvesterpartys ist, gewinnt durch ihn noch mehr an Qualität und Humor ("Party Number Three"). Es ist auch sinnbildlich, dass man am Ende der neunten Staffel Ranjit noch berücksichtigt und ihn in die Handlung und die Forterzählung einbindet. Ranjit gehört einfach zur Serie, mehr noch als Carl, der auch regelmäßig zu sehen war, und konnte immer wieder schöne Akzente setzen. Dass er dabei nie eine richtige Storyline bekommen hat, ist letztlich auch sympathisch, weil er sich auf diese Weise auch abhebt von vielen anderen tollen Nebencharakteren, die für die Handlung da waren. Ranjit war einfach immer da. Man hat nicht gefragt, warum, man hat es mit Freude hingenommen und seine Szenen genossen. Ohne Aufwand, ohne viel Trara, ohne viel Kitsch, also irgendwie auffällig unauffällig hat sich Ranjit zu einem nicht wegzudenkenden Teil der Serie gemacht. Auch ihn werde ich nach neun Jahren vermissen. | Emil Groth

Sandy Rivers

Ich liebe es, wenn die Darsteller ihre Lebenspartner in der Sendung unterbringen. So erhielt Neil Patrick Harris' Partner David Burtka beispielsweise die Rolle von Lilys trotteligem Ex-Freund Scooter und Cobie Smulders Liebster war in der Rolle des Gary Blauman zu sehen. Auch Alyson Hannigan-Denisof verschaffte ihrem Ehemann eine kleine, aber durchaus feine Rolle in der Serie - die des arroganten, selbstverliebten Nachrichtensprechers Sandy Rivers. Der erste Auftritt in #1.18 Der Anständige ist noch relativ unspektakulär. Witzig und zum Schmunzeln ist da schon eher die Situation in der Folge darauf, als Robin ihren Kollegen mit zu einer Preisverleihung nimmt, zu der auch ihre Freunde sie begleiten. Dort meckert Lily darüber, dass sie keinen Mittagsschlaf mehr machen kann und deswegen knatschig ist, woraufhin Sandy ihr entgegnet, dass er sich gar nicht vorstellen kann, dass sie auch mal mies drauf sein kann. Eine herrliche Szene zwischen den beiden Eheleuten.

Nach dieser Episode taucht Sandy Rivers immer wieder mal auf und bleibt seiner Linie treu - selbsterklärter Frauenheld, unglaublich selbstverliebt und gerne auch mal schadenfroh. Als Ted ihm einmal zur Rede stellen will, muss er jedoch feststellen, dass Sandy ein Toupet trägt. Eine großartige Wendung, die ihn von seinem hohen Ross ein wenig herunter holt - jedenfalls Robin gegenüber. Am Ende, so erfahren wir in der neunten Staffel, wird sein Verhalten ihm zum Verhängnis und er muss seine Karriere in den USA beenden. Doch ein Mann wie Sandy Rivers lässt sich nicht von der Kamera fern halten und so startet er eine neue Karriere in Russland. Ein gebührender Abschluss für einen Charakter, der herrlich überzogen daher kommt und Robin am Ende dabei hilft, die Reporterin und Nachrichtensprecherin zu werden, die sie heute ist. Für die Entwicklung auf professioneller Ebene ist er also ein wichtiger Wegbegleiter für Robin und genau deswegen einer der besten Nebencharaktere der Serie. Und ja, natürlich auch weil alle seine Auftritte herrlich irre sind und Alexis Denisof sich nicht allzu ernst dabei nimmt. | Melanie Wolff

Foto: Becki Newton & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother - Copyright: 2012 CBS Broadcasting, Inc. All Rights Reserved.; Monty Brinton/CBS
Becki Newton & Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
© 2012 CBS Broadcasting, Inc. All Rights Reserved.; Monty Brinton/CBS

Quinn Garvey

Quinn gehört sicherlich zu den Charakteren, die beim Publikum eher ambivalent aufgenommen werden. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Ich muss zugeben, dass einem die Einführung dieses Charakters auch schwer nicht übereilt erscheinen konnte. Auf einmal war Quinn da, auf einmal hatte Barney mit ihr geschlafen (wobei dieser Teil nun wirklich niemanden überraschen durfte) und auf einmal hatte er Gefühle für sie. Der Barney, der zuvor bei Robin Ewigkeiten gebraucht hatte, sich Gefühle einzugestehen. (Und auch bei Nora war es noch etwas langsamer, wobei mir persönlich das fast noch übereilter bzw. irgendwie konstruierter vorkam als bei Quinn.) Jedenfalls war die Überraschung dann groß, als Quinn sich als Stripperin in Barneys Stammbar herausstellte, und meiner Meinung nach begann hier der interessante Aspekt dieser Person und Storyline. Quinn ist nämlich, so erfahren wir nach und nach, so eine Art weibliches Pendant zu Barney. Dies hat mir sehr gut gefallen, weil ihm so endlich mal richtig Paroli geboten wurde. Sie hat, eigentlich ähnlich wie Robin, keinen romantisch-verklärten Blick auf die Liebe, sondern hat es stattdessen faustdick hinter den Ohren. Als Barney und sie dann schließlich zusammenkommen, weiß man zunächst auch nicht sofort, was man von dieser Beziehung halten soll, doch spätestens nach der Folge #7.19 Der Bro-Eid, bei dem die beiden die ganz Clique hereinlegen, merkt man, wie ähnlich die beiden einander sind und wie gut sie zusammen funktionieren. Der Heiratsantrag von Barney gegenüber Quinn wirkte dann, genau wie das plötzliche Verlieben, etwas übereilt, weil dem Paar einfach noch nicht genug Zeit gegeben wurde. Doch trotzdem führen der Antrag und Barneys gemeinsame Zeit mit Quinn zu unglaublich schönen und lustigen Szenen wie natürlich dem Heiratsantrag selbst, der "Quintervention" oder der unvergesslichen 60-Sekunden-Zusammenfassung von "How I Met Your Mother" von Barney in #8.01 Farhampton.

Die Handlung rund um Quinn ist oftmals holprig, wurde sie doch zu schnell eingeführt, zu schnell zu Barneys Verlobten gemacht und dann auch wieder zu schnell wieder aus der Serie geschmissen. Zum Glück bekommen wir sie dann bei Barneys Junggesellenabschied in #8.22 Bro-Mitzvah noch mal zu sehen, denn ich bin auf jeden Fall der Meinung: Mag es auch manchmal gehetzt gewirkt haben, ist es allenfalls die Handlung, die Quinn vielleicht bei einigen Fans zum Verhängnis geworden ist. Denn ihr Charakter ist ein unglaublich sympathischer, witziger und authentischer, den man mit seiner süßen Art einfach nur gern haben kann, der gut zu Barney gepasst und als Frauenrolle frischen Wind in die Serie gebracht hat. | Klara G.

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