Die enttäuschendsten Charaktere 2012/2013
Barney Stinson (How I Met Your Mother)
Vielleicht mache ich mir hier einige Feinde, aber Barney Stinson hat nach acht Jahren für mich einfach ausgedient. Der Master-of-One-Night-Stands sorgt regelmäßig für die wunderbarsten und vor allem witzigsten Momente in der Serie, doch es ist seit einiger Zeit klar, dass die Autoren ihm eine Entwicklung hin zum sesshaften, möglicherweise sogar treuen Ehemann von Robin schreiben wollen. Auf diesem Weg musste er erstmals deutliche Überzeugungsarbeit leisten und die Autoren bzw. Barney konnten mich überzeugen, als sie die grandiose letzte Seite seines Playbooks "The Robin" inszenierten und deutlich machten, dass Barney seinen Abschluss gefunden habe. Selten war ich von seiner Figur so gerührt und erstmals konnte ich mich wirklich für diese Paarkonstellation als echtes Paar mit Zukunft (und nicht nur als wunderbares Pärchen) begeistern. Da Barney schon durch Nora ein Stück weit beziehungsreifer wurde, war diese Episode für mich der goldene Abschluss einer Entwicklung vom sich immer wieder feiernden Junggesellen zu einem Erwachsenen.
"My body is detoxing after years of one night stands."
© Twentieth Century Fox Home Entertainment
Dass Barney dabei nicht sofort sein Interesse an anderen Frauen verliert, ist natürlich logisch, und in dieser Hinsicht haben spätere Folgen der achten Staffel auch sehr witzige Momente ermöglicht. Trotzdem hätte ich Barney einfach viel mehr Aufrichtigkeit abverlangt. Nach seinem Antrag gab es eigentlich nur noch Ärgernisse. Die Autoren konnten sich einfach nicht von ihrem alten Barney trennen. Statt ihn weiterzuentwickeln, lässt man ihn ein ums andere Mal in einen Konflikt mit Robin geraten, weil er doch nicht bereit für eine richtige Beziehung ist. Dass Barney keine Kompromisse eingehen will, sei es bei der Wohnung oder sonstigen Punkten, hat mich wirklich nur noch traurig gemacht und die Qualität einiger Episoden leiden lassen. Ein, zwei Episoden dazu hätte ich auch noch verstanden, weil die Lebensweise von Barney natürlich Skepsis erfordert und kleinere Kämpfe nötig macht. Ich hatte aber fast den Eindruck, dass man in der gesamten zweiten Staffelhälfte ein Argument nach dem anderen anbringt, warum Barney unfähig für Beziehungen ist, um dann aber am Ende der Episode eine Versöhnung hervorzuzaubern, die vor allem damit zu begründen ist, dass man Robin verständnisvoller geschrieben hat, als der gesunde Menschenverstand glauben lässt. Robin hätte genügend Gründe gehabt, Barneys Ehetauglichkeit anzuzweifeln. Trauriger Höhepunkt war die Tatsache, dass Barney das Playbook gar nicht zerstört hat. Der romantischste und innigste Fakt des Antrags stellt sich als Lüge heraus. Da fehlen mir die Worte. Enttäuschend ist da ziemlich nett ausgedrückt.
Ich finde es wirklich schade, dass man hier nicht einfach mehr gewagt hat, statt sich auf Altbewährtem auszuruhen. Barney hatte hier eine Chance, doch diese hat man offenbar bewusst erstmal noch nicht genutzt, damit man genügend Geschichten erzählen kann, um das ständige Hinhalten, was die Serie in den letzten Jahren perfektioniert hat, umzusetzen. Barney bleibt also eigentlich Barney, nur, dass er heiraten wird und offenbar der schlechteste Ehemann der Welt werden will. Er gibt sich jedenfalls als ziemlich engstirniger und eigensinniger Verlobter. Das aber hat Robin einfach nicht verdient. Dass man vollkommen überflüssig dann sogar nochmal gegenüber stellt, warum Ted eigentlich ein viel besserer Mensch ist, weil er für Robin alles stehen und liegen lassen würde, wozu Barney leider nicht bereit ist, rundet meine negative Einstellung zu Barney ab. Es war eine erneute Chance, die die Autoren Barney nicht nutzen ließen. Bleibt nur die Frage, warum man Barney hier so missbraucht und damit eine längst bekannte Hochzeit kaputt macht, bevor sie überhaupt passiert. Ich freue mich einfach nicht darauf, weil Barney mir einfach nicht zeigen konnte, dass er sich diesen Schritt und diese Frau verdient hat, selbst wenn es viele witzige Momente der beiden und eine gute Chemie des Paares gibt. Emotional ist und bleibt Barney unterirdisch. Sein romantischer Antrag wirkt wie eine große Lüge und lässt Robin wie einen weiteren Gewinn dastehen. Eine Trophäe in seiner Sammlung, eine wichtige zwar, die viel Aufwand war, aber eben nur ein Ding. Das ist auf ganzer Linie enttäuschend. Nach acht Jahren muss man von einem Barney Stinson einfach mehr erwarten.
Emil Groth - myFanbase
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