Bewertung
Graham, Lauren

Talking as fast as I can

Ich erinnere mich an ein Vorsprechen in diesem Jahr, bei dem ich gefragt wurde, ob ich "normal sprechen" könne. Ha!

Foto: Copyright: 2017 Penguin Random House
© 2017 Penguin Random House

Inhalt

Der Untertitel "From Gilmore Girls to Gilmore Girls (and Everything in Between)" ist nicht ganz unwichtig: Lauren Grahams Erfolg als Lorelai Gilmore, einer der "Gilmore Girls"-Titelheldinnen, ist sicherlich ihrer starken Parallele zu diesem Charakter geschuldet. In ihrem zweiten Buch spricht sie nicht nur über ihre Anfänge als Schauspielerin (oder ihre ersten Worte überhaupt, denn sie verbrachte ihre Kindheit in Japan – wer kann schon behauptet, zuerst das Wort o-heso, Bauchnabel, gesagt zu haben?), sondern nimmt die Leser auch mit ans Set von "A Year in the Life" und generell in ihre kleine Ecke der Welt.

Kritik

Schnell sprechend, lustig und sprudelnd, wahnsinnig schlau – all das sind Lauren und Lorelai zugleich und "Talking as fast as I can" ist der Beleg dafür. Bereits mit "Someday, Someday Maybe" bewies Lauren, dass sie schreiben kann. Und zwar nicht "schreiben", wie es viele Prominente tun. Egal, welchen Geschlechts. Doch weil eben viele sich ein x-tes Standbein ohne wahres Talent in der Literatur schaffen, wurde Lauren schon bald damit konfrontiert, ob sie Ghostwriting-Hilfe hatte. Sicherlich nicht, auch wenn Lauren selbst zugibt, dass ihr Vater sich in dem Roman in der Vaterfigur wiedererkennt. So erzählt sie nicht nur, wer als Inspiration für ihre Erfolgsgeschichte diente – und wer nicht -, sondern auch, wie sie am Set von "Parenthood" an dem Buch gearbeitet hat.

Der unterschwellige Sexismus in Hollywood zieht sich durch Laurens gesamte Autobiografie. Sei es zum einen der Schönheitswahn, den Lauren kritisiert – immerhin scheint das Aussehen wichtiger als die Schauspielkünste in der Stadt der Engel zu sein-, zum anderen aber ebenso ihre Zeit als mehr oder weniger Single während der "Gilmore Girls"-Dreharbeiten. Aber ihre Schwierigkeiten in Interviewsituationen rissen auch nicht ab, als sie sich in "Parenthood"-Co-Star Peter Krause verliebte. Sie meistert all das auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Nach einem Ausflug zu ihren Anfängen als Schauspielerin guckt sich Lauren für ihr zweites Buch die sieben Staffeln "Gilmore Girls" noch einmal genauer an. So erzählt sie, dass sie und Alexis Bledel separat gecastet wurden, was ein ziemliches Risiko für eine Serie ist, die von der Chemie ihrer Hauptdarstellerinnen lebt. Zumal die ersten Folgen in Konkurrenz zur überlebensgroßen Serie Friends" liefen. Doch ihre besondere Beziehung zueinander, die glücklicherweise gegeben war, machte bald das Erfolgsrezept der Serie aus: Mütter und Töchter des ganzen Landes – und bald der ganzen Welt – fanden sich in den beiden wieder. Oder eben in den schrillen Charakteren Stars Hollows. Dem Leser, der zur Feier der Netflix-Reunion noch einmal die erste Staffel angeschmissen hat, wird zur selben Erkenntnis wie Lauren kommen: ganz schön viel blauer Lidschatten und ganz schön kurze Röcke! Aber neben ihren Modesünden spricht Lauren über das Chaos des Serienendes mit viel Schmerz. Ein Glück, dass es eine zweite Chance für einen richtigen Abschied geben sollte!

Milder spoiler alert: Laurens Tagebuch vom Set der vier "Gilmore Girls"-Filmchen ist mit Emotionen erfüllt. Kelly Bishops Gespräche mit dem leider verstorbenen Edward Herrmann rühren zu Tränen. Und so wird eine Carole King, die am Klavier sitzt und für die ganze Crew den Titelsong singt, vor den Augen des Lesers lebendig. "Winter, spring, summer or fall, all you have to do is call" – so wird Lauren die Idee von Amy Sherman-Palladino klar, in welcher Reihenfolge die Geschichte von Lorelai und Rory weitergeht. Ebenfalls waren ihr die "famous four last words" unbekannt, bis sie durch den Hype im Internet darauf aufmerksam wird. Darauffolgend zieht sich Laurens Frage nach einem Cliffhanger durch die letzten Seiten. Und die Leser hoffen mit ihr.

Fazit

"Talking as fast as I can" bietet mit Laurens Werdegang viel Hoffnung für heranwachsende Schauspieler oder Autoren. Kreative werden sich identifizieren können mit ihren zahlreichen Nebenjobs und in der vielen Ablehnung, die sie erfahren hat. Das Buch ist gespickt mit Fotos, die mit einer gemalten "Top Secret Hollywood Secrets Food Chart" und einem humorvollen Brief der Kunstfigur Old Lady Jackson ergänzt sind. Zudem gibt sie den Lesern Schreibtipps des Drehbuchautors Don Roos ("Marley & Ich") mit auf dem Weg. Denn über den Einfluss Amy Sherman-Palladinos brauchen wir gar nicht erst sprechen – Lauren hat von den Meistern gelernt und genug eigenes Talent für perfekte Lektüren. Derzeit ist ihre Filmadaption zu "The Royal We" in der Mache – ein Buch, dessen Humor Lauren absolut teilt.

Simone Bauer - myFanbase
29.12.2016

Diskussion zu diesem Buch