"Pretty Guardian Sailor Moon"
Die neuen alten Mangabände und warum ihre Beliebtheit ungebrochen ist

Foto: Copyright: Naoko Takeuchi/Kodansha. All rights reserved.
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"'Sailor Moon'? Das läuft doch jetzt auf VIVA wieder, oder?" schallt es einem derzeit allseits entgegen, wenn man seinen Lesestoff aus dem Hause Egmont Manga Anime enthüllt. Genau so ist es – der Anime ist seit einiger Zeit zurück im Fernsehen, alle 200 Folgen, aufgeteilt in fünf Staffeln, und wird nach und nach erstmals auf DVD-Boxen gesammelt veröffentlicht. Ab Juli startet zudem eine sechste Staffel namens "Sailor Moon Crystal" auf dem japanischen Internetportal Nico Nico, bei der es sich um eine Neuinterpretation der ersten Staffel im neuem Look handelt. Die Geschichte rund um die schusselige Usagi Tsukino wird in ihrer Beliebtheit auch 22 Jahre nach erstmaligem Erscheinen kaum getrübt.

Warum eigentlich? Heutzutage haben wir schließlich Serien über Lehrer, die Crystal Meth kochen, über laufende Tote und über die perfiden Machenschaften der amerikanischen Politiker/Journalisten/Agenten, denen wir alle viel Zeit opfern. Und vielleicht schauen wir "Sailor Moon" auch deswegen nebenbei. Dass "Sailor Moon" kein Stück heile Welt ist, erkennt man schnell, denn es geht ja schließlich stets um die drohende Vernichtung eben jener. Sicher, abgewendet wird diese vor allem durch die unbändige Macht der Liebe. Da ist ununterbrochen von Freundschaft die Rede, von der Bedeutung des Zwischenmenschlichen und von Visionen der Zukunft.

So sehnen wir uns beim Gucken und Lesen auch nicht unbedingt unsere Kindheit zurück – am obigen Kommentar kann man ja nun erkennen, dass es schwer sein dürfte, jemanden in der eigenen Generation zu finden, der nicht mit dieser Serie aufgewachsen ist -, sondern generell nach mehr Stoff zum Träumen. Denn unsere Realität ist schließlich schon hart genug.

Zudem sprüht die Geschichte nur so vor Situationskomik. Abgesehen davon hat der japanische Zeichentrick ein Feminismusthema, das vielen Serien aus den 90ern gemein hatten: Girlpower! Siehe auch: "Buffy" und "Charmed". Mit ersterer Serie hat "Sailor Moon" zudem ein lesbisches Paar, Haruka und Michiru, gemeinsam – zugleich eine der schönsten Liebesgeschichten, die je geschrieben wurde (wenn man auf den Schwur des Aus-Liebe-füreinander-Sterbens steht - und wer tut das, wenigstens insgeheim, nicht?). Heutzutage sind wir zurückgekehrt zu Vampiren, die nicht daran denken, die Schoßhündchen starker Frauen zu sein. Umso besser, dass schon von 2011 bis 2012 die Mangareihe von Schöpferin Naoko Takeuchi zurück im Buchhandel war. Hierbei handelt es sich um zwölf Bände, aufgelegt mit neuen Covern. Die Handlung bleibt dieselbe – und ist grob zusammengefasst auch die der Serie, mit ein paar Abweichungen. Nicht minder spannend, nicht minder lustig, nicht minder dreamy – man kann die Taschenbüchlein kaum noch aus der Hand legen.

Im Vordergrund stehen also neun starke Frauen, ein starkes Mädchen und dieser Typ. Sicher, zunächst rettet dieser die tollpatschige Usagi ständig. Das unterscheidet die Blondine vermutlich recht wenig von jeder Heldin der Chick-Lit, doch macht Usagi eine Wandlung durch wie jeder Teenie auch. Sie wächst heran, auch ihre Kräfte werden stärker – und schon wird Mamoru Chiba zum schönen Beiwerk.

Jede Figur zeichnet sich durch spezielle Talente aus, die sich in ihrem Kriegerleben auch als äußerst günstig erweisen. Die meisten Mädchen der Kriegerclique sind recht zielstrebig und ehrgeizig. Vielleicht ist die kluge Ami Mizuno auch so etwas wie eine frühe Rory Gilmore. Noch so eine Serie, für die wir freudig aufgeben, Machomänner in Werbeagenturen der 60er Jahren oder mordenden Fantasybarbaren zuzusehen. Ergänzt wird die neuaufgelegte Reihe, deren schwarzweiße Bildchen von meist knallbunten Kapitelbildern getrennt werden, außerdem von zwei Shortstorybänden und dem Prequel "Sailor V". Und wer weiß, was die Zukunft bringt? Vermutlich ewige Jugend für die Protagonistinnen. Und für uns dadurch sowieso.

Simone Bauer - myFanbase

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